Psychisch gesund arbeiten: Ein neues Angebot hilft weiter
Stress und Konflikte am Arbeitsplatz führen vermehrt zu Krankschreibungen. Diese verursachen Leid und hohe Kosten – Tendenz steigend. Eine neue Web-App unterstützt Unternehmen und Mitarbeitende: «Etwas tun?!» hilft mit, dass Angestellte psychisch fit bleiben.
HR Tech Club – meet the future. (Bild: HR Today)
Immer mehr Arbeitnehmende werden krankgeschrieben und beanspruchen psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlungen. Der Arbeitnehmerverband Angestellte Schweiz will dieser Entwicklung entgegenwirken. «Mit der Gesundheits-App ‹Etwas tun?!› setzen wir auf Prävention», sagt Stefan Studer, Geschäftsleiter Angestellte Schweiz, «damit stärken wir Unternehmen und Arbeitnehmenden den Rücken.»
Betriebliches Gesundheitsmanagement stärken
Unternehmen können mit der Web-App ihr betriebliches Gesundheitsmanagement verbessern, so Studer: «Es reicht nicht mehr, Mitarbeitenden einen Früchtekorb für den Vitaminkick bereitzustellen», erklärt er, «sie benötigen vielmehr kompetente, psychische Rückendeckung.» Darum biete die neue App «Etwas tun?!» hilfreiches Fachwissen in verständlicher Form.
Dahinter steht die Expertise von WorkMed, einem Kompetenzzentrum der Psychiatrie Baselland. Dessen Leiter, der Psychologe Niklas Baer, hat die App mit dem WorkMed-Team von Grund auf entwickelt. «Es ist wichtig und richtig, psychische Probleme vermehrt zu behandeln», sagt Baer, «zugleich müssen wir aber auch verstärkt vorsorgen.» Nur so liessen sich individuelles Leid und die steigenden Kosten reduzieren, ist Baer überzeugt.
Steigende Krankschreibungen und Kosten abbremsen
Immerhin entsteht über die Hälfte aller Krankschreibungen durch Konflikte am Arbeitsplatz (detaillierte Zahlen). Wer krankgeschrieben werde, riskiere, gekündigt, arbeitslos oder gar invalid zu werden. «Längere Krankschreibungen sind dafür das grösste Einfallstor», warnt Baer.
Die Kosten steigen stetig. Ein Ende der zunehmenden Arbeitsunfähigkeit ist gemäss Baer nicht in Sicht.
Deshalb bieten Angestellte Schweiz und WorkMed die «Etwas tun?!»-App so breit wie möglich an: Einerseits bewegen sie Unternehmen dazu, sie Mitarbeitenden zur Verfügung zu stellen. Andererseits ist das Präventionsprogramm für alle Erwerbstätigen frei zugänglich.
Gesundheitskompetenz kann man sich aneignen
Der Name der neuen Web-App «Etwas tun?!» ist Programm: Etwas für die Gesundheit tun! Nutzerinnen und Nutzer erfahren, was sie tun können. Stefan Studer meint: «Es liegt im Interesse aller, dass sich Angestellte neue Gesundheitskompetenzen aneignen.» Wer lerne, am Arbeitsplatz aufmerksamer auf seine psychische Gesundheit zu achten, sei auch im Privatleben fitter.
Vorsorge lohnt sich, denn: «Konflikte und Krankschreibungen lassen sich häufig vermeiden, wenn man sie früh genug angeht», sagt Baer. Die neue App sei «ein Belastungs-Bewältigungs-Tool». Mitarbeitende und Vorgesetzte lernen damit, Probleme frühzeitig und verträglich anzusprechen. Sie erfahren, wie sie produktiv mit Stress, Kränkungen und Krisen umgehen.
Diskret und anonym
Die App bietet zahlreiche Vorsorgetipps und -übungen. Sie begleitet gesunde Arbeitnehmende, die sich damit gegen künftigen Stress wappnen: «Dass wir plötzlich vor Veränderungen im Betrieb stehen, kann uns allen passieren. Das verunsichert und fordert uns heraus», sagt Baer.
Daneben gibt die App Ratsuchenden Tipps, die belasteten Kollegen oder Kolleginnen helfen möchten. Ebenso unterstützt sie Menschen, die bereits psychisch angeschlagen sind. Diese brauchen jemanden, dem sie sich anvertrauen können, sich aber nicht trauen. «Etwas tun?!» informiert und orientiert diskret – ohne dass sich Nutzende «outen» müssen.