Messbarkeit Coaching

Qualität und Nutzen sichtbar machen: Die Zahlen sprechen für sich

Kann die Dienstleistung Coaching gemessen werden? Welche Messmethode macht Sinn? Wird der ­Coachingnutzen in der heutigen Praxis ermittelt? Und was kann das Messen bringen? Der Beitrag zeigt einen betriebswirtschaftlichen Ansatz zur Nutzenmessung auf, der den Coachingnutzen potenziell auch verstärken kann.

Den Nutzen von Coaching schätzen 29 Prozent der befragten Personalverantwortlichen  mehr als doppelt so hoch ein wie die dazu erforderliche Investition (siehe Studie S. 36). Die bislang verfügbaren Messmethoden für die Nutzenevaluation sind allerdings eher dürftig. In diesem Artikel wird ein einfaches, wirkungsvolles Messverfahren vorgestellt.

Die Evaluation der Wirkung eines Coachings hat in vielen Fällen sogar einen verstärkenden Effekt: Setzt sich der Coachingkunde kritisch mit dem Lernprozess auseinander, bestärkt er den eigenen Fortschritt. Der Nutzen wird durch die Messung potenziell verstärkt.

Auch für die Unternehmen, welche das Coaching einsetzen, ist eine Evaluation sinnvoll. So kann beispielsweise am Ende eines Jahres aufgezeigt werden, welche Themen in den Coachings diskutiert worden sind und wo die Coachees am häufigsten «der Schuh gedrückt» hat. Ohne eine entsprechende Auswertung können solche Informationen sehr leicht irgendwo im Erfahrungsschatz der Beteiligten versickern.

Bei der Evaluation kommt es auch
auf den richtigen Zeitpunkt an

Bei jedem Messverfahren müssen Aufwand und Nutzen der Auswertung abgewogen werden. Es gibt mehrere sinnvolle Zeitpunkte für Nutzenmessungen:

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Für Unternehmungen macht es möglicherweise Sinn, bereits vor einem Coaching die betrieblichen Rahmenbedingungen sowie die Ausgangslage der betroffenen Mitarbeitenden zu untersuchen, um darauf aufbauend nach dem Coaching Aussagen zu den Veränderungen machen zu können.
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Die einfachste Messung am Schluss jeder Coachingsitzung erfolgt mit Skalierungsfragen durch den Coach.1
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Etwa drei bis sechs Monate nach Abschluss einer Coachingbeziehung kann der Nutzen noch besser eingeschätzt werden. Dies ist insgesamt wohl der beste Zeitpunkt für eine Nutzenmessung.

Online-Coaching-Evaluator mit Benchmarking

Wichtig ist die Unabhängigkeit der messenden Institution, um ehrliche Antworten zu erhalten und die Anonymität der Antworten zu gewährleisten. Hierzu haben wir einen Online-Fragebogen entwickelt, der von Unternehmen und selbständigen Coaches genutzt wird. Der Online-Fragebogen macht somit die Ergebnisse verschiedener Coachings vergleichbar (Benchmarking).

Coaching wird vor allem zur Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften eingesetzt. Bei solchen Themen geht es meist um weiche Faktoren, bei denen Verbesserungen auf den ersten Blick nur schwer beurteilt werden können. Hier helfen offene Fragen, den Fokus auf die qualitativen Verbesserungen aus der Sicht des Coachees zu richten. Das dadurch erhöhte Bewusstsein für die Veränderung kann als Nebeneffekt der Messung eine nutzenverstärkende Wirkung haben.

Wie viel Ertrag bringt ein investierter Coachingfranken? Was bringt es einer Führungskraft, beispielsweise besser delegieren zu können, in Franken und Rappen? Auch für eine solche Beurteilung bildet die subjektive Einschätzung durch den Coachee die Basis. Wie das nebenstehende Berechnungsbeispiel zeigt, kann dieser subjektiv empfundene Nutzen auch quantitativ angenähert werden. Dies erlaubt in unserem Messinstrument die Berechnung eines Return on Coaching Investment.

Das in diesem Artikel aufgezeigte Messverfahren wird im Coaching-Evaluator angewendet. Der im Mai 2008 neu live geschaltete Online-Fragebogen steht für Unternehmungen und für selbstständige Coaches zur Verfügung. Die Coaching-Klienten füllen drei bis sechs Monate nach der letzten Coachingsitzung den anonymen Fragebogen im Internet aus. Dabei reflektieren und verstärken sie den eigenen Lernprozess. Der Coach bzw. die Firma erhält einen Bericht mit Durchschnittswerten. Auch Vergleichswerte mit den anderen beurteilten Coaches sind im Bericht enthalten.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Thomas Freitag, lic. oec., ist im Vorstand der International Coaching Federation (ICF). Er unterstützt Führungskräfte, Teams und Organisationen in Entwicklungsprozessen. Seine Firma MindMove hat mehrere Studien zum Coachingmarkt Schweiz veröffent­licht und ­einen Online-Coaching-Evaluator entwickelt.

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