Recruiting & Personalmarketing aktiv gestalten
Statt der Tagung im Lakeside Recruitingconvention TV per Video. Auch die digitale Ausgabe beleuchtete Themen rund ums Recruiting. Beispielsweise, wie man seine Zielgruppe auf der Couch erreicht oder ob sich Recruiter und HRler wegrationalisieren.
Moderator Matthias Mäder im Studio der ersten virtuellen Recruitingconvention in Zürich. (Foto: zVg)
«Wir haben lange überlegt, ob wir die Recruitingconvention durchführen wollen», eröffnete Moderator Matthias Mäder (JobIQ, Prospective Media Services PMS) den Anlass. Aufgrund der Corona-Situation hätten sich die Organisatoren schliesslich für das Recruitingconvention-TV-Format entschieden: Die Veranstaltung wurde im Gebäude der PMS mit Mobiltelefonen gefilmt und direkt live auf Youtube gestreamt.
Im ersten Talk diskutierte Jörg Buckmann (Buckmann gewinnt) mit Martin Maas, Leiter Employer Branding und Nachwuchs bei Helvetia, über dessen «Couch Economy»: Wie erreiche ich meine Zielgruppe online zu Hause auf der Couch? «Coronabedingt haben wir virtuelle Alternativen entwickelt», erklärte Maas. Unter anderem ein Online-Fussballturnier mit hohem Spassfaktor, mit dem Helvetia die Zielgruppe «Berufseinsteiger» gezielt angesprochen hatte. Auch die Welcome Days für neue Mitarbeitende hätten virtuell stattgefunden. «Das Feedback war sehr positiv», so Maas. «Ein Glücksfall, denn es gab keine Erfahrungswerte zu coronagerechtem Personalmarketing. All diese Massnahmen haben jedoch gezeigt, dass auch virtuelle Konzepte funktionieren.»
Um HR Tech ging es im nächsten Talk mit Edda Rettinger von der Swisscom und Interviewer Lucas Zehnder von der Rockstar Recruiting AG, und der pikanten Frage: Sind Recruiter und HRler gerade dabei, sich selbst wegzurationalisieren? «Hoffentlich», so Rettinger lachend. Es würden ja schon etliche Tools genutzt, wenn auch nicht alle gleich gut. «Punkto Video-Recruiting sind wir recht weit. Hingegen hinken wir beim Thema virtuelle Realität hinterher. Vielleicht hilft Corona dabei, dass Messen und Recruiting-Veranstaltungen künftig nicht nur, aber auch online stattfinden.»
Über das Thema «Recruitingstrategie, ja oder nein» sprachen anschliessend Marcus Fischer, Berater von Time4Hires, und Florian Schrodt, Leiter Personalmarketing bei den VBZ. Laut Schrodt sollten sich die Rekrutierungsstrategien von Mal zu Mal unterscheiden. Eine Aussage, der Fischer zustimmte, zu der er aber auch seine Bedenken äusserte: «Haben alle Unternehmen die Kapazität, für jede Stelle eine eigene Strategie zu entwickeln?» Man müsse abwägen, antwortete Schrodt: «Will ich auf eine zu besetzende Stelle 250 Bewerbungen erhalten, weil ich sie auf allen Kanälen verbreite und davon nur wenige passen, oder verbreite ich dieselbe Stelle auf ausgewählten, aber der Zielgruppe entsprechenden Kanälen und bekomme 20 qualitativ gute Zuschriften?» Für Schrodt ist klar: «Es muss ein Umdenken stattfinden.» Künftig werde die Rekrutierung auf Skills beruhen. Das bedeute, dass Unternehmen auch mal «um die Ecke denken» und allenfalls auf Quereinsteiger zurückgreifen. Als Beispiel nennt er die VBZ. «Jemand kommt auch nicht als Trampilotin auf die Welt.»
Zum Abschluss diskutierte Moderator Matthias Mäder mit Cédric Voirol von der Onlinemarketing- und Social-Media-Agentur Xeit über «Daten in der Rekrutierung». Um zu messen, wie erfolgreich eine Recruitingkampagne sei, gebe es mittlerweile viele Tools und Programme. «Grundsätzlich würde ich so viel wie möglich probieren und messen. Im Nachhinein kann man Daten immer noch ausschliessen», so Voirol. Die Messung müsse vor dem Kampagnenstart jedoch aufgesetzt und getestet sein. Gleiches gelte für die Recruitingkanäle. «Wenn die Analyse besagt, dass sich eine Zielgruppe beispielsweise auf Snapchat, TikTok und Facebook aufhält, wählt diese Kanäle und beobachtet, auf welchem die Kampagne am besten läuft.»
Ob die Recruitingconvention 2021 wieder im Lake Side in Zürich und mit Publikum stattfinden wird, steht in den Sternen. «Mal schauen wo wir dann stehen», schloss Mäder die virtuelle Special Edition.