swissstaffing, der Verband der Personaldienstleister der Schweiz, blickt auf ein bewegtes Jahr zurück. Hauptereignisse waren einerseits der Abschluss des Gesamtarbeitsvertrags Personalverleih und andererseits der Auftritt von Bundesrätin Doris Leuthard an der swissstaffing-Jahresveranstaltung, dem 2. Tag der privaten Arbeitsvermittlung.
Sämtliche Verbandsaktionen des vergangenen Jahres leiteten sich von der 2007 definierten Verbandsstrategie ab. Mit ihr will swissstaffing die Produktivität und den Absatz seiner Mitglieder fördern sowie Public Relations und Lobbying für die Branche der Personaldienstleister betreiben.
Entlastung zugunsten von Produktivität und Absatz
Ende Mai 2008 haben sich swissstaffing und die Gewerkschaft Unia, die in den Verhandlungen auch die Gewerkschaften Syna, Angestellte Schweiz und den Kaufmännischen Verband Schweiz vertrat, auf die Inhalte eines Gesamtarbeitsvertrags (GAV) für Temporärarbeit geeinigt. Ende Juni hat die Generalversammlung von swissstaffing dem GAV mit 96 Prozent zugestimmt. Gleichentags hat auch der Unia-Zentralvorstand das Vertragswerk genehmigt. Vorausgegangen waren dreijährige Kontakte und ein Jahr intensiver Verhandlungen. Drei namhafte Professoren haben die Ausarbeitung des GAV juristisch eng begleitet.
Der GAV Personalverleih beinhaltet Einsatzbranchenspezifische Mindestlöhne und Arbeitszeitregelungen für alle temporär Arbeitende, eine Ausdehnung des Krankentaggeldschutzes und der beruflichen Vorsorge, eine Ausweitung der Weiterbildungsförderung für temporär Arbeitende sowie eine Vereinheitlichung der Berufsbeiträge und des damit verbundenen Abrechnungsverfahrens. Für die Arbeitgeber, die Personalverleiher, bringt der GAV eine massive administrative Entlastung, ohne sie finanziell gravierend mehr zu belasten.
Dem Wunsch der Vertragsparteien zufolge soll der GAV Personalverleih erst nach dessen Allgemeinverbindlicherklärung und sodann für die gesamte Personalverleih-Branche in Kraft treten. Das Gesuch um Allgemeinverbindlicherklärung des GAV haben die Sozialpartner Anfang November dem Seco eingereicht. Sie rechnen damit, dass der GAV am 1. Juli 2009 in Kraft treten wird.
Die internetbasierte GAV-Datenbank swisstempdata wurde 2008 von swissstaffing erfolgreich weitergeführt. Sie enthält tagesaktuelle Angaben zu Mindestlöhnen, -Ferien- und Feiertags- sowie Spesenentschädigungen, Berufsbeiträgen und Krankentaggeld-Regelungen aller allgemeinverbindlich erklärter GAV und einen entsprechenden Lohnrechner.
Mit dem Inkrafttreten des GAV Personalverleih wird swisstempdata Teil des Vertragswerks. Dem Vertragstext zufolge wird die Datenbank mit den vom GAV Personalverleih inkorporierten, nicht allgemeinverbindlich erklärten GAV ergänzt. Ebenso wird der Datenbank eine Firmenliste angefügt, mit der die Zuordnung zum richtigen GAV erleichtert wird. Finanziert wird die Datenbank nach Inkrafttreten des GAV Personalverleih über dessen Vollzugsfonds. Für die dem GAV unterstellten Personalverleiher wird swisstempdata somit kostenlos.
Im Rahmen von swisstempcare, einem Pilotprojekt zur Senkung der absenzbedingten Unfallkosten, hat swissstaffing 2008 erste Erfahrungen mit der Reintegration von verunfallten temporär Arbeitenden gesammelt. Zwei Care-Team-Mitarbeitende sind seit April im Einsatz. Sie besuchen verunfallte temporär Arbeitende, übernehmen die Koordination mit dem Personalverleiher und, wenn nötig, mit dem Unfallversicherer. Fachlich unterstützt wird das Projekt von der Firma Movis preCare. Finanziert wird das Pilotprojekt durch die Suva.
Das auf fünf Personalverleihfirmen beschränkte Pilotprojekt swisstempcare ist bis März 2009 befristet. Aufgrund der abschliessenden Absenzdaten- und Wirkungsanalyse entscheidet swissstaffing dann, ob sich die Einführung eines flächendeckenden Absenzenmanagements für alle Verbandsmitglieder lohnt.
Das Absenzenmanagement ist die eine Kehrseite der Medaille, die (Unfall-)Prävention die andere. Um die zum Teil hohen Versicherungsprämien zu reduzieren und zum Wohle der Mitarbeitenden lohnt es sich, an beiden Punkten anzusetzen. Deshalb hat sich swissstaffing 2008 für die Verbesserung der Berufsunfallprävention im Personalverleih engagiert. Der Verband tut dies im Rahmen eines von der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS) ins Leben gerufenen Projekts. Es beinhaltet einerseits eine branchenspezifische Analyse des Berufsunfallrisikos und die Ermittlung der wichtigsten Risikofaktoren. Andererseits werden in enger Zusammenarbeit mit Personalverleihern, Unfallversicherern und Gewerkschaften Hilfsmittel für einen sicheren Einsatz von temporär Arbeitenden entwickelt. Die Hilfsmittel – ein internetbasiertes Tool für Personalverleiher sowie eine interaktive DVD für temporär Arbeitende – sollen Ende 2009 vertrieben werden.
2008 hat die Verbandspensionskasse Stiftung 2. Säule swissstaffing einen erneuten Firmenzuwachs verbuchen können. Über 200 Firmen versichern ihr temporäres und zum Teil auch ihr festangestelltes Personal über die Stiftung 2. Säule swissstaffing. Die Kasse zählt rund 15 000 Versicherte.
Per 1. Januar 2008 ist der Vorsorgeplan für das festangestellte Personal verbessert worden. Er sieht verschiedene Optionen vor und ermöglicht so die Wahl zwischen einer BVG-Mindestversicherung oder einer grosszügigeren Versicherungslösung.
Die Immobilien- und die Finanzmarktkrise haben sich wie bei anderen Pensionskassen leider auch im Ergebnis der Stiftung 2. Säule niedergeschlagen. Da die Kasse Ende 2007 von einem sehr guten Niveau aus startete – der Deckungsgrad betrug per Ende 2007 116 Prozent –, befand sie sich Anfang November 2008 nur knapp in Unterdeckung. Angesichts dieses Ergebnisses sieht der Kassen-Stiftungsrat bis auf Weiteres keine Sanierungsmassnahmen vor.
Mit der Gründung einer Verbands-Familienausgleichskasse reagierte swissstaffing auf die Revision des Familienzulagengesetzes, das per 1.1.2009 in Kraft getreten ist. Im vergangenen Jahr hat swissstaffing alle nötigen Vorarbeiten getroffen, um per 1.1.2009 mit der eigenen Familienausgleichskasse swisstempfamily aufwarten zu können. Sie bedient vorerst jene fünf Kantone, in denen Personalverleiher bisher vom Anschluss an eine Familienausgleichskasse befreit waren. Aufgrund der jungen Bevölkerungsstruktur von temporär Arbeitenden kann swisstemp-family mit attraktiven Beitragssätzen operieren.
Per 1.1.2010 sind die Ausdehnung von swisstempfamily auf die übrigen Kantone sowie der Ausbau zu einer Verbands-Ausgleichskasse geplant. Mit Letzterer werden die zahlreichen Abrechnungsstellen für Personalverleiher auf eine reduziert. Die Gründung der Verbands-Ausgleichskasse swisstempcomp wird somit eine spürbare administrative Entlastung für Personalverleiher bewirken.
Information für höhere Produktivität und grösseren Absatz
Anlässlich dreier Regionalmeeting-Serien hat swissstaffing seine Mitglieder und interessierte Kreise in den Regionen über Branchenaktualitäten und Verbandsaktivitäten informiert. Die jeweils in Zürich, Bern, Basel, Lausanne und Genf durchgeführten Meetings standen letztes Jahr ganz im Zeichen des ausgehandelten GAV Personalverleih. Sie dienten der Information und Diskussion.
Sämtliches Informationsmaterial über Branchenaktualitäten und Verbandsaktivitäten stellt swissstaffing seinen Mitgliedern auch auf seiner Homepage (im Mitglieder- oder öffentlichen Bereich) zur Verfügung. Dazu zählen auch regelmässig aktualisierte Branchenstatistiken. Mit der Neugestaltung der Homepage im 2009 wird dieser zudem ein neues Newsportal erhalten.
Das swissstaffing-Weiterbildungsangebot für Personalberatende wurde 2008 mit dem Schweizerischen Qualitätszertifikat für Weiterbildung EDUQUA ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr wurden 28 deutsch- und französischsprachige Kurse mit insgesamt 188 Teilnehmenden in den Fachgebieten Telefonakquisition, Interviewtechnik, Recht und Kundenbesuch durchgeführt.
Public Relations und Lobbying für die Personaldienstleister-Branche
Am 2. Tag der privaten Arbeitsvermittlung im Mai verlieh swissstaffing erstmals den swisstempaward an den besten temporär Arbeitenden und den besten Einsatzbetrieb des Jahres. Ausgezeichnet wurden der 55-jährige Ismailj Isufi, der als temporär angestellter Bauarbeiter eine ausserordentliche Arbeitsleistung erbracht hat, und die Firma Phoenix Mecano Komponenten AG für die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Personaldienstleister Adecco bei der Integration eines Mitarbeiters mit Behinderung.
Beehrt wurde swissstaffing an seiner Jahresveranstaltung von Bundesrätin Doris Leuthard. Die Volkswirtschaftsministerin hielt ein Referat über die Bewährungsproben für den Schweizer Arbeitsmarkt. Sie hob die Bedeutung der Personenfreizügigkeit als Mittel zur Überwindung des Fachkräftemangels hervor. Ohne die Personenfreizügigkeit hätten die Unternehmen den Aufschwung der Jahre 2005 bis 2007 nicht ausschöpfen können. Bundesrätin Leuthard attestierte den Personalverleihern eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung von Arbeitnehmenden aus dem EU-Raum.
Die regelmässigen Kontakte zu Partnerverbänden und Politikern hat swissstaffing 2008 erfolgreich weitergepflegt. Die Kooperation mit dem Schweizerischen Baumeisterverband wurde intensiviert. Sie hat in eine fruchtbare Zusammenarbeit bei der
Bereitstellung der Verbands-Familienausgleichskasse gemündet. Der Schweizerische Arbeitgeberverband und der Schweizerische Gewerbeverband boten swissstaffing ein willkommenes Forum für die Diskussion mit den Einsatzbranchen.
2008 hat sich die swissstaffing-Spitze erneut mit den Präsidenten der bürgerlichen Parteien getroffen und einen gut besuchten Parlamentarier-Lunch veranstaltet, um die Anliegen der Branche der Politik näherzubringen. Den Abschluss des GAV Personalverleih haben alle Parteien mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Sie anerkennen, dass swissstaffing damit einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz der Personenfreizügigkeit geleistet hat. Denn der GAV Personalverleih erreicht einen Grossteil der Arbeitnehmenden, bei denen die Personenfreizügigkeitsgegner Lohndumping befürchten.
Mit zahlreichen Publikationen in der Tagespresse und in Fachzeitschriften hat swissstaffing auch im vergangenen Jahr wertvolle Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Durch sie hat swissstaffing spürbar an Bekanntheit und damit an Einflussmöglichkeiten gewonnen.
Eine auf Interviews mit temporär Arbeitenden basierende Publikation von Erlebnisberichten hat ausserdem aufgezeigt, wie vielfältig das temporär Arbeiten ist: Temporärarbeit kann als Überbrückung, als Einstieg in die Arbeitswelt oder in ein neues Beschäftigungsfeld, als Ergänzung zu einer anderen beruflichen Tätigkeit oder als zusätzliche Lohnquelle dienen. Die menschlichen und beruflichen Erfahrungen, die man während eines Temporäreinsatzes sammelt, erachten viele Betroffene als hilfreich.
swissstaffing und die Personaldienst leister-Branche in Zahlen
swissstaffing zählte Ende 2008 241 Mitgliedsfirmen. Bei 14 Austritten hat swissstaffing im vergangenen Jahr 30 neue Mitglieder dazugewonnen. Zusätzlich befinden sich derzeit 13 Firmen im Aufnahmeverfahren (Stand: Januar 2009). Die Personalverleih-Branche läuft der Konjunktur in der Regel voraus. Die sich allmählich anbahnende, gesamtwirtschaftliche Rezession war im Personalverleih deshalb schon 2008 spürbar. Im Gegensatz zu den Boomjahren, in denen die Branche zweistellige Wachstumszahlen schrieb, verzeichnete sie 2008 gemäss vorliegenden Schätzungen ein leicht negatives Wachstum.