Selbstbestimmt und auch mal faul
Rund 800 Leute waren in den vollbesetzten Saal der Bernexpo gekommen, um etwas Neues über den Umgang mit den eigenen Ressourcen zu lernen.
(von links) Psychologin Maja Storch; Monique Bourquin, Country Managing Director Unilever Schweiz GmbH Thayngen; Moderator Mathias Marti, mmc communication; Nadine Gembler, Leiterin Personal und Ausbildung national Coop Basel; Regula Mader, Vorsitzende der Geschäftsleitung Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPD), Bern. (Foto: Sabine Schritt)
«Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute», lautet ein bekannter Spruch, der aber keinesfalls anerkennend gemeint ist. Dabei sei es gesundheitserhaltend, auch einmal etwas auf den nächsten Tag zu verschieben und Körper und Geist einfach abzuschalten. Denn ohne diese Pausen ist auf Dauer niemand leistungsfähig, weiss Maja Storch, Psychologin und Buchautorin, die sich leidenschaftlich mit dem Thema Management persönlicher Ressourcen auseinandersetzt.
Nun ist Faulheit etwas, das in der Wirtschaft mit arg gemischten Gefühlen gesehen wird. In der Unternehmenswelt gibt es nach wie vor das Bild vom Mitarbeiter, der für die Firma an seine Grenzen geht und dem teilweise im-mensen Druck ohne weiteres standhält. «Einen Mitarbeiter, der sich denkt, ‹nach mir die Sintflut›, will ich nicht», so Monique Bourquin von Unilever Schweiz auf eine Aussage aus dem Vortrag von Maja Storch.
Schnell ist das Gespräch beim Burnout und wie Selbstbestimmung ein wichtiger Faktor ist, dem es vorzubeugen gilt. Doch wie Nadine Gembler, HR-Leiterin von Coop, berichtet, seien es eher die gut Ausgebildeten, die ein Burnout erleiden, als die Lagerarbeiter. Obwohl diese über weniger Selbstbestimmung verfügten. «Aber wir dürfen den Mitarbeiter auch nicht als Opfer sehen. Er trägt auch selbst Verantwortung», so Gembler. Aber eben nicht ausschliesslich, ist sich das Podium einig: «Als Führungskräfte haben wir eine besondere Verantwortung. Es darf nicht immer alles noch schneller gehen», meint Regula Mader, Geschäftsleitungsvorsitzende der UPD. Am Ende sind sich eigentlich alle einig: Jeder muss seinen Teil zur Gesundheit der Mitarbeiter beitragen: Unternehmen und der Einzelne.