So nicht! Die 10 häufigsten Fehler beim Assessment
Das Assessment erfreut sich nicht nur wachsender Beliebtheit, es muss auch immer anspruchsvolleren Qualitätskriterien genügen. Daniel Fahrni, CEO der auf Assessments spezialisierten cedac AG, zeigt auf, welches die häufigsten Stolpersteine in Assessmentprozessen sind – und wie sie aus dem Weg geräumt werden können.
Wer ein Assessment professionell durchführt, verzeichnet bessere Erfolge. (Illustration: Renato Ferrara)
Die Durchführung professioneller Assessments ist aufwändig und anspruchsvoll. Klar definierte Anforderungsprofile und Verantwortlichkeiten in der Vorphase, kompetente Assessierende, profilbezogene Übungen und Testverfahren in der Durchführungsphase sowie ressourcenorientierte Feedbacks und Qualitätskontrollen nach den Assessments helfen, Fehler zu vermeiden.
Vor dem Assessment
1. Unsaubere Auftragsklärung
Definieren Sie vor der Durchführung eines Assessments Ziele, Rahmenbedingungen, Verantwortlichkeiten sowie Konsequenzen. So ist beispielsweise bei einem Auswahlassessment im Vorfeld zu klären, wie mit internen Bewerbern umgegangen wird, wenn diese nicht empfohlen werden.
2. Keine Gewaltentrennung von Personalsuche und
Evaluation
Erfolgen Rekrutierung und Evaluation durch dieselbe Firma, können Interessenkonflikte entstehen. Wahren Sie das Prinzip der Gewaltentrennung.
3. Anforderungsprofil nicht vorhanden oder unpräzis
Ein differenziertes Anforderungsprofil ist die Grundlage für jedes Assessment. Definieren Sie die aktuellen und künftigen Anforderungen an die Kandidierenden systematisch.
4. Unrealistische Auswahl der Assessmentteilnehmenden
An Assessments sollten möglichst nur Kandidierende mit realistischen Chancen teilnehmen. Dazu müssen sich die Vorauswahlverfahren an klaren Prozessen, Kriterien und Anforderungen orientieren. So können Sie beispielsweise vermeiden, dass interne Kandidaten in ein Assessment geschickt werden, weil ihre Vorgesetzten sich scheuen, selbst Rückmeldungen zu deren Schwächen zu geben.
Swiss Assessment
Der Verein Swiss Assessment (vormals Arbeitskreis Assessment Center Schweiz, AKAC) vereint Fachleute aus über siebzig Organisationen, darunter Grossunternehmen, Verwaltungen, Unternehmensberatungen und wissenschaftliche Fachstellen. Das Label des Vereins dient als Qualitätssicherungsinstrument: Assessmentanbieter können sich seit 2012 nach den Stan dards von Swiss Assessment durch die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) und die Universität Zürich zertifizieren lassen.
Während des Assessments
5. Schlechte Tests und Übungen
Ein gutes Assessment zeichnet sich durch einen Methodenmix von mindestens vier unterschiedlichen Methoden aus (strukturierte Interviews, psychometrische Tests, Managementfallstudien, Rollenspiele, Simulationen etc.). Orientiert sich die Auswahl der Übungen nicht am Anforderungsprofil, führt dies zu unpräzisen Evaluationen und erhöht das Risiko von Widerstand auf Seiten der Teilnehmer.
6. Beobachtung und Bewertung mit Bauchgefühl statt mit Instrumenten
Die Gefahr, dass sich Beobachtende von Gefühlen leiten lassen, besteht immer. Um einen Entscheid nach Bauchgefühl zu verhindern, sollten Sie darauf bestehen, dass jede Kompetenz in mindestens zwei Übungen von mindestens zwei Beobachtenden beurteilt wird.
7. Beobachtende zu wenig fit
Gut ausgebildete, erfahrene und sorgfältig vorbereitete Assessierende sind die beste Voraussetzung für differenzierte Beurteilungen. Stellen Sie sicher, dass die Assessierenden aufgrund eines klaren Anforderungsprofils ausgewählt und ausgebildet wurden.
Nach dem Assessment
8. Unprofessionelle Feedbacks
Kandidierende haben Anrecht auf ein kompetent geführtes, wertschätzendes und ressourcenorientiertes Feedbackgespräch, das sich auf ein differenziertes, schriftliches Gutachten stützt.
9. Nichtbeachten des Verfalldatums der Berichte
Länger als drei Jahre sollten Assessmentberichte nicht als Referenz gelten. In dieser Zeit entwickeln sich Menschen beruflich und persönlich zu stark, als dass wichtige Personalentscheide auf ältere Gutachten abgestützt werden könnten. Entfernen Sie Assessmentgutachten, die das Verfalldatum erreicht haben, aus dem Personaldossier.
10. Fehlende Evaluation und Qualitätskontrollen
Fragen Sie Ihren Assessmentanbieter nach Qualitätszertifikaten. Diese gewährleisten, dass dessen Assessmentdienstleistungen und -verfahren regelmässig einer anerkannten und unabhängigen Qualitätsprüfung unterzogen werden.
Literatur & Links
Martin Kleinmann: Assessment-Center. Praxis der Personalpsychologie, Band 3. Hogrefe 2003. 82 Seiten. Auch als E-Book erhältlich (www.hogrefe.de).
Qualitätsstandards von Swiss Assessment als Orientierungshilfe bei der Auswahl von Assessmentanbietern sowie zur Entwicklung, Durchführung und Auswertung von Assessment-Center: www.swissassessment.ch › Über Swiss Assessment › Standards