HR Today Nr. 3/2020: Praxis – Sprachen lernen 4.0

Sprachen lernen im «Flipped Classroom»

Das Erlernen von Sprachen wird künftig von Flexibilität, Autonomie und Technologie geprägt und sich nicht mehr auf einen klassischen Kursbesuch beschränken.

Online-Sprachlernprogramme, Flipped Classroom, Vokabel-Apps, Podcasts und Google Translate verändern das Sprachenlernen innerhalb und ausserhalb des Klassenraums. Einerseits verfügen Menschen heute über mehr Lernmöglichkeiten, andererseits verändern die digitale Spracherkennung sowie das automatisierte Übersetzen das Sprachenlernen und stellen es in einem gewissen Grad auch in Frage. Muss ich heute noch Sprachen lernen, wenn Sprachtechnologien die Kommunikation übernehmen? Inwiefern spielt die Schriftlichkeit in Zeiten von Alexa und Co. noch eine Rolle?

Fakt ist: Die zwischenmenschlichen Beziehungen bleiben relevant, wenn es um das Erlernen von Sprachen geht, genauso der Kontakt und der Austausch mit anderen Lernenden sowie das mit- und voneinander Lernen im virtuellen Raum, im Präsenzunterricht oder beim Tandemlernen.

Vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter

Dass uns demnächst wie in Japan ein Roboter unterrichtet, ist zu bezweifeln. Unbestritten ist aber, dass sich eine Lehrperson von ihrer Aufgabe als Wissensvermittlerin vermehrt zur Lernbegleitung entwickeln muss, um Lernsituationen zu schaffen, anzuleiten, zu überprüfen und selbstständiges sowie systematisches Lernen zu fördern. Ganz im Sinne des immer stärker werdenden Bedürfnisses des berufstätigen Menschen, der lernen möchte, wann es zeitlich und örtlich passt. Schon heute kommuniziert ein Grossteil der Jugendlichen lieber in der virtuellen als in der realen Welt.

Dem muss auch das Lernen Rechnung tragen. Damit Lernende innerhalb und ausserhalb des Unterrichts selbstständig lernen und für sie geeignete Wege finden, brauchen sie ein Bewusstsein dafür, wie sie gerne und erfolgreich lernen. Lernende sollen deshalb verschiedene Lernstrategien und -techniken kennenlernen, um diese effizient anzuwenden. Das setzt jedoch voraus, dass Lehrpersonen auf dem neuesten Stand der technologischen und digitalen Möglichkeiten des Sprachenlernens sind und die Flexibilität und Offenheit mitbringen, diese einzusetzen und zu nutzen.

Auch die Inhalte müssen auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten sein. Das heisst praxisnah, anwendbar und schnell abrufbar. Beim künftigen Sprachenlernen spielt das Lernen von Chunks, also häufig gebrauchten Formulierungen, Sequenzen oder Sprachmustern, eine wichtige Rolle, da es Lernende schneller befähigt, in der neuen Sprache zu kommunizieren, ohne lange über sprachsystematische Hintergründe nachdenken zu müssen.

«Flipped Classroom» («umgedrehter Unterricht»)

Der grösste Unterschied zur klassischen Form des Unterrichts besteht darin, dass Hausaufgaben gemeinsam in der Klasse gelöst werden. So wird die Ziel- und Lösungssuche zu einem gemeinsamen, einprägsamen, sozialen Prozess. Während die theoretische Vorbereitung für die Übungen durch Hausaufgaben ermöglicht wird. Diese bestehen oft aus Aufzeichnungen von Theoriestunden, die im Gegensatz zum Frontalunterricht beliebig oft wiederholt sowie vor- und zurückgespult werden können.

 

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Edit Anrover ist die Qualitätsverantwortliche bei Flying Teachers und sitzt ausserdem in der Geschäftsleitung.

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