HR-Systeme

Technische Schritte zu 25 Prozent
 weniger Administrationskosten

Die Schweizerische Post begann vor acht Jahren mit einfachen Self-Service-Prozessen und verfügt heute über eine elektronische HR-Administration mit einem einzigen, zentralisierten und automatisierten Auftragseingang im Shared Service Center. Doch bringt das Modell tatsächlich die gewünschten Optimierungen?

Aufgrund der jüngsten Entwicklung – Stichworte Finanzkrise und «War of Talents» – müssen sich HR-Abteilungen intern noch stärker als strategische Partner der Mitarbeitenden und Vorgesetzten positionieren. Doch ihre Kapazitäten bleiben gleich oder werden reduziert. Vorausbli-ckend hat die Schweizerische Post deshalb ihre HR-Administration seit 2004 schrittweise automatisiert und zentralisiert. Dank dem gemeinsamen Einsatz der drei beteiligten HR-Abteilungen «Personalprojekte», «HR-IT» und «Servicecenter» sowie der Unterstützung der Konzernbereiche der Post ist es gelungen, Kosten gezielt zu senken und damit freie Kapazitäten für andere Aufgaben im Personalbereich zu schaffen.

Allen Bedürfnissen gerecht werden

Was vor acht Jahren technisch noch kaum denkbar war, ist bei der Post heute Realität: eine beinahe vollständig elektronische HR-Administration für 53 000 Mitarbeitende. Bei der Post laufen heute über hundert stark vereinfachte HR-Prozesse elektronisch und workflow-gesteuert über das SAP-Portal. Dabei werden jährlich drei Millionen Workflows ausgelöst und 60 000 vertragsrelevante Mutationen vom Eintritt bis zum Austritt zentral verarbeitet. Um die zahlreichen HR-relevanten Kontakte bewältigen zu können, nutzt die Schweizerische Post «Shared Service Framework (SSF)», eine CRM-Applikation der SAP. SSF wurde mit SAP zusammen so implementiert, dass es die Bedürfnisse der Post genau erfüllt. So wird beispielsweise die Korrespondenz mit der HR-Administration über alle Kanäle (Telefon, E-Mail, physische Post, Workflows etc.) im SSF zusammengeführt und kann von den verschiedenen Supportlevels zentral und einfach auf einer Oberfläche bearbeitet, verfolgt und priorisiert werden.

Besondere Vorteile von SSF sind:

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Die Durchlaufzeiten von HR-Prozessen sind über das Operation Cockpit messbar.
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Die Einhaltung der Servicelevel Agreements (SLA) ist durch Menge, Produkte und Zeiten nachweisbar.
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Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für die Kunden nachvollziehbar.
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Stellvertretungen können jederzeit schnell und reibungslos wahrgenommen werden.
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Die Mitarbeitenden und HR Beratenden können den Status ihrer Anfragen jederzeit über das HR Portal einsehen.

Schritte zur Digitalisierung

Mit der Einführung der ersten automatisierten Self-Service-Prozesse im Jahr 2004 legte die Schweizerische Post den Grundstein für die Modernisierung und den Aufbau ihres Know-hows. Erst waren es einfache Prozesse wie etwa das Erfassen von persönlichen Daten durch die Mitarbeitenden oder das Vergeben von Prämien durch die Vorgesetzten im Intranet. 2006 führte die Post das eDossier ein. Rechtlich war es zu dieser Zeit zwar noch umstritten, doch heute ist es bei grossen Schweizer Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Und die Entwicklung blieb auch hier nicht stehen: Wurden zu Beginn für jedes Dokument noch Trennblätter mit Barcodes erstellt, werden diese heute längst anhand einer Erkennungsnummer direkt im eDossier abgelegt.

Hier die aktuellsten Entwicklungen, die von der Post genutzt werden:

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Bewerberdaten aus der e-Recruiting-Applikation werden in den Anstellungsprozess übernommen.
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Neue Mitarbeitende erfassen ihre persönlichen Daten inklusive Foto bereits vor dem ersten Arbeitstag über die e-Recruiting-Applikation.
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Mittels Barcode und Uploads werden Dokumente direkt dem entsprechenden Prozess zugeteilt.
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HR-Mitarbeitende können automatisch generierte Dokumentvorlagen ohne Spezialwissen anpassen.
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Der Zeugnisprozess ist vollautomatisiert und wird bei Austritten und internen Stellenwechseln automatisch ausgelöst.
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Spezifische Anforderungen aus unterschiedlichsten Geschäftsbereichen werden in die bestehenden Prozesslösungen integriert.

Ab 2013 laufen alle relevanten HR-Kernprozesse automatisiert über das HR-Portal – von der Rekrutierung bis zum Austritt eines Mitarbeitenden. Und die Entwicklung geht weiter: «Mobile Lösungen» ist das nächste Thema, das die Post angehen will. Dabei sollen künftig die wichtigsten Prozesse auch über Smartphones abgewickelt werden. Zudem wird geprüft, wie sich HR und Finanzen künftig direkt verknüpfen lassen.

Das Shared Service Center (SSC)

Ein Meilenstein auf dem Weg zur zentralen Lösung war 2008 der Aufbau des konzernweiten Servicecenters Personal an vier Standorten (Morges, Bern, Aarau und Bellinzona). Um dem steigenden Kostendruck in der HR-Administration gerecht zu werden, ist die effiziente Dossierführung mittels elektronischen HR-IT-Anwendungen unerlässlich geworden, die Integration in SAP war die logische Konsequenz. Seit 2008 betreut das Servicecenter in der Schweiz die über 58 000 Anstellungsverhältnisse der Post zentral und stellt die gesamte HR-Administration sämtlicher Konzernbereiche der Post und von rund zwanzig postnahen Unternehmungen sicher. Dabei betreut das Servicecenter einen sehr heterogenen Kundenkreis und wird den Bedürfnissen von unterschiedlichsten Branchen wie Logistik, Kommunikation, Personal, IT, Finanzdienstleistungen etc. gerecht.

So war es 2010 nur dank dem Know-how und der Zusammenarbeit des Servicecenter mit der HR-IT möglich, bei der Übernahme der Frühzustellorganisation Presto Presse-Vertriebs AG deren 13 500 Mitarbeitende schnell und reibungslos ins erweiterte HR-System zu überführen. Dank speziell modifizierter HR-Prozesse gelang diese Überführung ohne zusätzliches Personal im Servicecenter.

Seit das Servicecenter Personal betrieben wird, wurde das Leistungsangebot kontinuierlich erweitert und die durchschnittlichen Kosten der HR-Administration pro Dossier stark gesenkt. So spart die Post in der HR-Administration jährlich 2,6 Millionen Franken. Dies bei gleichbleibender Qualität und ohne Kostensteigerung für den Betrieb der HR-IT-Applikation.

Mit viel Einsatz, Innovationsbereitschaft und den entsprechenden Projekten ist es tatsächlich gelungen: Die Post konnte die Kosten ihrer HR-Administration seit 2008 um 25 Prozent senken, obwohl die Nullmessung damals bereits tiefe Kosten belegte.

Von Erfahrungen profitieren

Seit 2011 stellt die Schweizerische Post ihre elektronischen HR-Prozesslösungen sowie die operative HR-Administration als modulares Lösungspaket mittleren und grösseren Schweizer Unternehmen zur Verfügung. So können diese von den Erfahrungen und Synergien der Post profitieren und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Die Post beschäftigt heute 53 000 Mitarbeitende, die administrativ vom Servicecenter Personal Post betreut werden. Sie verarbeitet jährlich rund drei Millionen Workflows.

 

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Andreas Rüfenacht, Leiter Personalprojekte und Servicecenter Personal bei der Schweizerischen Post. Er leitete verschiedene HR-Projekte, insbesondere den Aufbau des Servicecenter Personal und zeichnet heute für die Shared Services HR auf Stufe Konzern verantwortlich.


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Marcel Reinhard, Leiter HR Solutions bei der Schweizerischen Post. Er leitete seit 2004 verschiedene HR-Projekte unter anderem eDossier und Prozessoptimierungen und ist heute Betriebsleiter von HR Solutions Post.


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