Tipp

Wenn die Lebensmotive matchen, 
wird das Mentoring zum Erfolg

Zwischen Mentor und Mentee muss die Chemie stimmen. Das tut sie aber oft nicht. Denn viele HR-Manager 
konzentrieren sich bei der Zusammenstellung von Mentoringpaaren vor allem auf die gemeinsamen Kompetenzen 
und Ziele der Mitarbeitenden als wichtigste Kriterien.

Menschen sind unterschiedlich, und wenn die Chemie nicht stimmt, ist das einer der wesentlichen Faktoren, die zum Scheitern des Mentorings führen. Harmonieren zwei nicht, weil sie beispielsweise unterschiedliche Wertesysteme oder Ziele im Leben haben, kann der gute Rat des anderen vergebens sein. Was im Privatleben klappt, haben die HR-Abteilungen bislang mühsam und oft vergebens zu erreichen versucht – nämlich dass sich Menschen mit der gleichen Wellenlänge als Mentor und Mentee unterstützen und sich mit Ratschlägen helfen.

Zwei Machtmenschen sprechen die gleiche Sprache

Mit «Mentorable» wurde ein internetgestütztes HR-Tool entwickelt, das hilft, Mentoringpaare zusammenzustellen. Dieses Tool basiert in seiner Anwendung auf dem so genannten Reiss-Profil, um die Teilnehmer des Mentoringprogramms zu charakterisieren und dann aus den vielen möglichen Kombinationsmöglichkeiten die passenden Partner auszuwählen. Das Verfahren wurde vom amerikanischen Psychologen Steven Reiss von der Universität Ohio in den neunziger Jahren entwickelt. Es geht davon aus, dass Menschen sich in ihren Werten und Zielen zwar unterscheiden oder auch ähneln können, es aber 16 immer gleiche Lebensmotive gibt, die individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Bei jedem Individuum können daher jeweils andere Motive eine wichtige Rolle spielen (vgl. HR Today 1/2006). Beim einen können die Lebensmotive Macht und Unabhängigkeit stark ausgebildet sein, beim anderen die Motive Status und Ordnung. Wem die Lebensmotive Familie und Beziehungen wichtig sind, wird wohl den Kollegen weniger verstehen, wenn dieser eher auf die Karriere ausgerichtet ist.

Zwei Machtmenschen sprechen die gleiche Sprache. Wenn der eine den anderen um Rat beim Aufstieg fragt, bekommt er eine Antwort, mit der er etwas anfangen kann. Fragt er aber einen Menschen, dem die Familie viel wichtiger ist, wird er wahrscheinlich einen Tipp bekommen, mit dem er aufgrund seiner Prämissen wenig anfangen kann. Es braucht die gemeinsame Basis – und die lässt sich mit den Lebensmotiven, denen Steven Reiss auf die Spur gekommen ist, rasch finden.

Weniger Reibungsverluste, wenn die Grundlagen klar sind

Reiss hat in umfangreichen Studien nachgewiesen, dass übereinstimmende Lebensmotive wichtig sind, um menschliche Beziehungen harmonisch zu gestalten. Menschen, die die gleichen Lebensmotive besitzen, haben ähnliche Ziele und Präferenzen. Sie verstehen sich deshalb oft auch ohne viele Worte und können folglich rasch zum Wesentlichen kommen. Weil sie die gleiche Sprache sprechen, fallen die Reibungsverluste weg, die es immer dann gibt, wenn sich Menschen über die grundlegenden Dinge erst einmal verständigen müssen. Besonders in Beziehungen, die von Vertrauen geprägt sind, wie jene zwischen einem Mentor und einem Mentee, ist die gemeinsame Basis wichtig. Sie ist die Grundlage der Zusammenarbeit und einer der Erfolgsfaktoren des modernen Mentorings.

Mentoringprozesse können mit diesem Tool im grossen Massstab durchgeführt, effizient gesteuert und überwacht werden. Programme, in denen bis zu 5000 Mentor-
Mentee-Paare zusammenarbeiten, sind kein Problem. Mit der Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale im Reiss-Profil (mit einem Online-Fragebogen) und dem anschliessenden automatischen Matching bekommt die HR-Abteilung eine Auswahl der ideal zueinander passenden Paare im Unternehmen. Sie verfügt damit über eine nachvollziehbare Entscheidungsgrundlage, um Mentees bestimmten Mentoren zuzuordnen.

Nach einem Kick-off-Meeting steuern Mentor und Mentee den weiteren Verlauf des Prozesses selber. Verabredungen zu einem Meeting oder einem Business Lunch werden direkt in einem Browserfenster und über eine Internetseite gemacht. Dort wird auch das Feedback deponiert, das der Evaluation dient, mit dem die HR-Verantwortlichen die Qualitätskontrolle durchführen können.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Daniele Gianella ist Geschäftsführer und Mitgründer der 
Mentorable.com und exklusiver 
Lizenznehmer des Reiss-Profils für die Schweiz.

Weitere Artikel von Daniele Gianella