Personalentwicklung 2.0

Wie werden Wikis, Blogs & Co. in der Personalentwicklung eingesetzt?

Während Social Media Anwendungen in den Bereichen Kommunikation, Marketing und Recruiting in den letzten Jahren immer wichtiger geworden sind, führen sie in der Personalentwicklung eher ein Schattendasein. Zwei Studien des IAP Institut für Angewandte Psychologie beschäftigen sich damit, wie Social Media in der Personalentwicklung eingesetzt werden und was sie den Mitarbeitenden nützen. 

Plattformen wie Facebook, Twitter und YouTube sind bei vielen – vor allem jüngeren – Personen feste Bestandteile des täglichen Lebens. Auch in den Unternehmen spielen Social Media eine immer wichtigere Rolle. Am häufigsten werden sie dort in den Bereichen Kommunikation, Marketing und Recruiting eingesetzt. In der Personalentwicklung kommen sie jedoch nur vereinzelt zur Anwendung. Auch in der Fachliteratur oder in wissenschaftlichen Studien wird dieses Thema eher selten aufgegriffen. Es wird aber davon ausgegangen, dass sich Social Media Anwendungen in der Personalentwicklung – in der ein hohes Mass an Interaktion sowie eine abwechslungsreiche Gestaltung der Lerninhalte gewünscht wird – besonders eignen.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Social Media Anwendungen können für die Entwicklung und Ausbildung von Mitarbeitenden einen nützlichen Beitrag leisten. Hier einige Beispiele von vielen, die in der Fachliteratur genannt werden:

  • Blogs können die Mitarbeitenden beim Austausch von Wissen oder der Reflexion von Lernerfahrungen unterstützen. Lernende beispielsweise können sie als Lerntagebuch verwenden, um sich die bisherigen Lerninhalte nochmals zu vergegenwärtigen sowie die eigenen Lernstrategien und -prozesse zu reflektieren. Blogs lassen sich ausserdem als multimediale Wissensspeicher nutzen.
  • Wikis eigenen sich besonders für den selbstorganisierten Aufbau einer Wissensdatenbank oder eines Glossars. Sie können aber auch dazu verwendet werden, gemeinsam an Dokumentationen zu schreiben, Lerninhalte zu reflektieren oder Projektinformationen zu verwalten.
  • Videosharing und Podcasts können zum Beispiel für Verkaufs- und Produktschulungen von mobilen oder örtlich verteilten Mitarbeitenden eingesetzt werden, um sie über die neusten Produktänderungen oder firmeninterne und -externe Entwicklungen zu informieren.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind riesig. Es stellt sich hier jedoch die Frage, ob diese Instrumente überhaupt in den Personalentwicklungsabteilungen von in Schweizer Unternehmen genutzt werden. Und wenn ja, in welchem Umfang.

Gründliche Schulung erwünscht

Am IAP Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften beschäftigten sich zwei unabhängig voneinander durchgeführte Studien mit dem Thema Social Media in der Personalentwicklung.

Die erste Studie (Hofer & Negri, 2012) geht der Frage nach, ob und inwieweit Social Media als Lernform in der beruflichen Tätigkeit von den Mitarbeitenden als attraktiv und nutzbringend eingeschätzt wird. Die Antworten der Mitarbeitenden sprechen für die Attraktivität von Social Media in der Personalentwicklung: Die überwiegende Mehrheit der Befragten (80 Prozent) würden betriebsinterne Social Media für den Wissensaustausch und das Lernen am Arbeitsplatz nutzen. 

Der Einsatz von Social Media wird vor allem bei der Verbesserung eigener Fachkenntnisse, Verkaufsfähigkeiten sowie bei der Verbesserung von Kenntnissen im Umgang mit (neuer oder bereits bekannter) Software als am nützlichsten eingestuft. Als Voraussetzung für die Verwendung der Social Media Anwendungen geben die Befragten an, dass die relevanten Inhalte schnell auffindbar sein müssen und auf dem aktuellen Stand gehalten werden sollen. Ausserdem soll der Umgang mit den Anwendungen gründlich geschult werden.

Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft 

Die zweite Studie (Spiegelberg, 2012) befragte Personalentwickler, ob und wenn ja wie Social Media für die Entwicklung von Mitarbeitenden genutzt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass rund 20 Prozent der befragten Unternehmen bereits Social Media Anwendungen in der Personalentwicklung verwenden. 40 Prozent wollen Social Media in Zukunft in diesem Bereich nutzen. Soziale Netzwerke werden in der Personalentwicklung am häufigsten als Instrument herbeigezogen, gefolgt von Podcasts und Videoportalen sowie Foren und Diskussionsgruppen. Sie werden vor allem zur Vernetzung der Mitarbeitenden, zum Wissens- und Erfahrungsaustausch, zur Schulung von örtlich verteilten Mitarbeitenden oder als Brainstorming-Instrument angewendet. 

Es wird aber auch klar ersichtlich, dass die Personalentwicklungsabteilungen nur von einem Bruchteil der Verwendungsmöglichkeiten Gebrauch machen, die ihnen mit diesen Anwendungen eigentlich zur Verfügung stehen würden. Der Grund dafür ist vermutlich, dass Social Media in der Personalentwicklung noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen und die Unternehmen deren Möglichkeiten und Grenzen erst kennenlernen und erfahren müssen.

Quellen

  • Hofer, M. & Negri, C. (2012). Soziale Medien als Lernform. Ergebnisse der Befragung. Unveröffentlichte Studie. IAP Institut für Angewandte Psychologie, Zürich.

  • Spiegelberg, S. (2012). Social Media in der Personalentwicklung. Eine Bestandesaufnahme in Schweizer Unternehmen. Unveröffentlichte Bachelorarbeit. ZHAW, Departement Angewandte Psychologie, Zürich.

Die Studien 

«Soziale Medien als Lernform» (Hofer & Negri, 2012)

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Vertretern verschiedener Schweizer Unternehmen aus den Branchen Luftfahrt/Flugsicherung, Banken/Finanzdienstleistungen, Medienproduktion, Versicherungen und Handel durchgeführt. Die Mitarbeitenden dieser Unternehmen wurden über einen Online-Fragebogen befragt. Insgesamt haben 385 Personen im Alter zwischen 16 und 62 Jahren an der Studie teilgenommen. Der Altersdurchschnitt der Stichprobe lag bei rund 40 Jahren. Der Grossteil der Stichprobe (ca. 70 Prozent) waren Männer.

«Social Media in der Personalentwicklung. Eine Bestandesaufnahme in Schweizer Unternehmen.» (Spiegelberg, 2012)

Bei dieser Studie handelt es sich um eine Bachelorarbeit am Departement für Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). An der Online-Umfrage haben insgesamt 78 Mitarbeitende aus Personalentwicklungsabteilungen von Schweizer Unternehmen im Alter zwischen 19 und 64 teilgenommen. Der Anteil von Frauen und Männer war ausgeglichen (je 50 Prozent). Die vollständige Arbeit kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Die Resultate der beiden Studien erlauben nur beschränkt Rückschlüsse auf die Gesamtpopulation von Schweizer Unternehmen, da die Umfragen mit einer begrenzten Stichprobenanzahl und ohne Schichtung durchgeführt worden sind.

Video zum Thema «Herausforderungen im HR der Zukunft»

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Prof. Dr. Christoph Negri ist Arbeits- und Organisationspsychologe und Leiter des Instituts für Angewandte Psychologie IAP.

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Stefan Spiegelberg studiert Angewandte Psychologie mit Vertiefung Arbeits- und Organisationspsychologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und arbeitet als wissenschaftlicher Assistent im Zentrum Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des IAP Instituts für Angewandte Psychologie an der ZHAW.

 
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