HR Today Nr. 10/2022: Event - Recruiting Convention 2022

Recruiting Convention

Am 27. September 2022 kamen zahlreiche Menschen ins Lakeside Zürich. Nicht, um die Aussicht auf den See zu bewundern, sondern, um am Recruiting-Event des Jahres teilzunehmen.

«Die grösste Herausforderung ist die ­Sicht­- ­barkeit»: So umschrieb Matthias Mäder von der Prospective Media Services AG, Gastgeberin der Recruiting Convention, den Ist-Zustand im Recruiting. Die gezeigten Fakten sprachen für sich: Aktuell würden über 50 Prozent mehr Stellen als vor der Corona-Pandemie ausgeschrieben, während die Aufrufe von Anzeigen auf Karriereseiten und Jobbörsen gesunken seien. Für das Publikum gab es deshalb ein kleines Einmaleins, wie man mit E-Commerce-Prinzipien die Klickzahlen verbessert sowie die Dropout-Quote verringert. Zudem wurde erklärt, weshalb auch die Klickqualität beachtet werden sollte.

Unterschiedliche Recruiting-Strategien

Da man von einem Start-up schnelle und schlank gestaltete Prozesse erwarten würde, überraschte Anna Grassler, Co-CEO von Felfel, mit dem mehrstufigen Recruiting-Prozess des ­Catering­- unternehmens. Ihre Begründung: Mit Videobewerbungen, Speed Date, Schnuppertag, Culture Check, gemeinsamem Kochen und weiteren Aktivitäten werde sichergestellt, dass eine Person zur Unternehmenskultur passt. Die Co-CEO riet zudem, die Probezeitperiode als solche anzusehen, um Kandidatinnen und Kandidaten zu prüfen und dabei auch auf das Bauchgefühl zu vertrauen.

Einen Kontrast setzte Referent Fabio Blasi, ­Leiter Sourcing und Employer Branding vom Kantonsspital Aarau AG. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist besonders akut. An diesem Beispiel verdeutlichte Blasi, was Bewerbende vom Prozess erwarten: Bewerbungs­einreichung innert maximal 60 Sekunden, Bewerbungen ohne Motivationsschreiben und vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten – beispielsweise über Whats­app.

Data richtig eingesetzt

Darauf folgte Ute Neher, Head of Executive Engagements / Idea Center Program bei Indeed.com, die gleich zu Beginn klarstellte, dass auf Bauchgefühl kein Verlass sei – wohl aber auf ­Zahlen. Sie sprach passioniert über Retention, die schon beim ersten Interview beginne, sowie die Lohntransparenz in der Stellenausschreibung und die Diversity-Strategie.

Auf die erste Reihe von Inputs folgten ein reichhaltiges Mittagessen und der lockere Austausch mit den Vortragenden. Wagemutige holten sich frische Luft auf dem windigen Deck, bevor es mit Dennis Lück, Gründer von brinkertlück, weiter im Programm ging. Er zeigte, wieso Daten für ­Kreative spannend sind und wie sich mit ihnen Geschichten erzählen lassen.

Danach referierte Patrick Fehr, zuständig für Recruiting und Employer Branding bei Brack.ch AG. Obwohl das Unternehmen jährlich 9000 Bewerbungen erhält, wurde auch hier der ­Fachkräftemangel im E-Commerce bemerkbar. Deshalb erklärte Fehr, wie Brack den Bewerbungsprozess vereinfacht hat, und erzählte vom Wert von Pooling, um gute Bewerbende zu einem ­späteren Zeitpunkt ins Unternehmen zu holen.

Zum Abschluss wurde das Thema Active Sourcing behandelt. Experte Jan Hawliczek von Die Grüne 3 GmbH verriet Kniffe, wie man mit den korrekten Suchanfragen das Active Sourcing ­optimiert. Dafür sei auch Empathie nötig – gerade, wenn es um schlecht ausgefüllte Profile geht. So käme auch verstecktes Potenzial zum Vorschein. Das Wichtigste an Active Sourcing sei aber das Networking. Das kam an der Recruiting ­Convention beim anschliessenden Apéro nicht zu kurz.

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Online-Redaktorin, HR Today. jc@hrtoday.ch

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