50 ist das neue 30
Mit 50 steht man heutzutage mitten im Leben. Die Kosmetikindustrie hat das schon längst begriffen und verdient Millionen damit. Dennoch halten sich drei Mythen rund um Arbeitnehmende im Alter 50plus hartnäckig: Ältere Mitarbeitende sind teuer, unflexibel und wenig belastbar. Wirklich?
Flexibilität ist eine Frage der Haltung, nicht des Alters. (Bild: iStock)
Der Slogan «50 ist das neue 30!» ist fast allen Marketingmitarbeitenden bekannt. Personen im Alter 50plus sind «Best Ager», sie stehen sozusagen mitten im Saft. Die Zeiten, in denen man mit 50 alt war, sind vorbei. Ob Job-Wechsel, Familiengründung oder Hauskauf – alles ist möglich. Denn die Lebenserfahrung, die man mitbringt, ist ein wertvolles Gut. Ebenso irrt wer glaubt, dass mit 50 ein Jobwechsel schwierig bis unmöglich ist. Doch es gibt sie immer noch: Die Vorurteile, die eine Stellensuche im reiferen Alter zur Herausforderung machen. Ganz besonders, wenn in den Unternehmen eine Sparrunde ansteht.
Mythos eins: Ältere Mitarbeitende sind teuer
Es ist wahr. Die Löhne von älteren Arbeitnehmenden sind im Durchschnitt höher als die von Jüngeren. Ganz einfach, weil sie über mehr Berufserfahrung verfügen. Aber Achtung! Der Unterschied ist kleiner als man denkt. Und zwar genau 108 Franken. Das zeigt ein Vergleich der Medianlöhne des Bundesamts für Statistik der 40- bis 49-Jährigen mit der Gruppe «50plus». Die grossen Lohnsprünge finden dabei statistisch gesehen vor dem 40. Geburtstag statt. Nach dem 50. tut sich meist nur noch wenig.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Lohnnebenkosten. Ältere Mitarbeitende sind deshalb oft «teurer», weil sich die Altersgutschriften für die Pensionskasse in vielen Plänen stufenweise erhöhen. Die gute Nachricht ist: Das müsste nicht sein. In umhüllenden Vorsorgelösungen kann auch eine flache Beitragsentwicklung geschaffen werden. Zusammenfassend ist der Lohnunterschied zwischen den Altersgruppen marginal. Wesentlich höher ist er vor allem bei den Geschlechtern. Aber auch das ist leider ein bereits bekanntes Phänomen.
Mythos zwei: Ältere Mitarbeitende sind weniger belastbar
Jein. Statistisch gesehen liegt die Absenzen-Quote der Mitarbeitenden ab 55 mit 4,6 zu 3,2 Prozent tatsächlich über dem Durchschnitt. Andererseits ist das Alter nur einer von vielen Einflussfaktoren. Angestellte der Baubranche haben beispielsweise mehr als doppelt so viele Absenzen wegen Krankheit und Unfall wie Freiberufler, also Berufsgruppen wie Anwälte oder Architekten. Wenn also die Anzahl der Fehltage als Belastbarkeits-Indikator gilt, sind ältere Mitarbeitende tatsächlich weniger belastbar. Was die Statistiken jedoch vernachlässigen, sind die persönliche Lebenssituation und die Fitness der Betroffenen. Also, wen stellen Sie ein? Eine fitte 58-jährige Frau, die jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt? Oder setzen Sie auf den jungen, übermüdeten Vater, der regelmässig einen Virus aus der Krippe mitschleppt?
Körperliche Betätigung ist aber nur ein wichtiges Jugendelixier. Vergessen Sie nicht den Denksport. Bleiben Sie neugierig auf Ihre Branche und verfolgen Sie die wichtigsten Trends. So können Sie jederzeit mitreden und zeigen, dass Sie kein «Boomer» sind.
Mythos drei: Ältere Mitarbeitende sind unflexibel
Flexibilität ist eine Frage der persönlichen Haltung, nicht des Alters. Es gibt dynamische, wissbegierige 63-Jährige. Und dann gibt es Lehrabgänger, die gefühlt schon in Rente sind. Fehlende Flexibilität ist eine Frage der Perspektive. Entscheidend ist dabei der Lebenspunkt, an dem man sich befindet. 55-Jährige blicken auf Erfahrungen zurück, die 25-Jährigen noch bevorstehen. Dies äussert sich vor allem im Vorgesetzten-Verhalten. Junge, dynamische Uniabgänger wissen zwar vieles aus der aktuellen Theorie, die Umsetzung von Projekten gelingt aber oft erst durch die Geduld, Erfahrung und das Durchhaltevermögen älterer Mitarbeitenden. Langjährige Mitarbeitende erkennen mögliche Stolpersteine, bevor sie entstehen und wehren so Gefahren frühzeitig ab. Ausserdem gehören «Best Ager» zu einer immer grösser werdenden Kundengruppe. Niemand kennt ihre Bedürfnisse besser als sie selbst.