Managersaläre

Abzocker-Initiative wirft Schatten - Ruf nach Lohnobergrenze wird immer lauter

Vor der voraussichtlich im März stattfindenden Abstimmung über die Abzocker-Initiative, fordern immer mehr Schweizerinnen und Schweizer Lohnobergrenzen. Über drei Viertel der Schweizer Bevölkerung ist laut einer repräsentativen Umfrage der Meinung, es sollte einen Salärdeckel für Spitzenmanager geben. Zur Zeit verdienen Schweizer Top-Kader durchschnittlich zwischen 5 und 9 Millionen Franken im Jahr.

Zürich (sda/sr). «76 Prozent wollen eine Lohnobergrenze», sagte Stefan Hostettler vom Beratungsunternehmen Hostettler, Kramarsch & Partner (HKP) am Dienstag vor den Medien in Zürich. Das Votum sei klar und habe sich erhöht. Im Vorjahr hatten erst 72 Prozent eine Lohnobergrenze befürwortet. Managerlöhne, vor allem solche, die durch Exzesse bekannt wurden, beschäftigen das Volk in zunehmendem Masse. Das sich viele Unternehmen mittlerweile auch an Aktionärs-Versammlungen und auf Verwaltungsratsebene mit Korrekturen der Vergütungssysteme beschäftigen, hat die Kritik im Volk nicht besänftigt.

Für Hostettler ist dies ein klares Indiz dafür, dass «hohe Saläre in der breiten Bevölkerung als Problem betrachtet werden, welches die Wirtschaft bisher nicht zufriedenstellend angegangen ist und gelöst hat.»

Lediglich 20 Prozent sagten heuer nein zu einer Deckelung der Managerbezüge, wie aus der Telefonumfrage hervorgeht. Diese hatte das Marktforschungsinstitut Demoscope Ende Juli bei 1000 Menschen in der Deutsch- und Westschweiz durchgeführt. Eine Mehrheit geht aber nach wie vor davon aus, dass es keine sinnvolle Alternative zu Leistungslöhnen gebe. Wer also mehr leistet, solle auch mehr verdienen.

Keine Neidfrage

Besonders kritisch äusserten sich Befragte, die selbst gut ausgebildet und beruflich erfolgreich über Bruttolöhne höher als 9000 Franken im Monat verfügen. Weit weniger Emotionen löst das Thema bei Wenigverdienern (um 5000 Franken brutto) und auch bei jungen Befragten aus. Das habe einerseits damit zu tun, dass sich Wenigverdiener die von Managern bezogenen Summen kaum vorstellen und damit in Relation zu den eigenen, finanziellen Möglichkeiten machen könnten, sagte Hostettler. Gut verdienende, reifere Personen aus dem Mittelstand seien hingegen in der Lage, Boni oder überrissene Saläre zu vergleichen und somit kritisch einzuschätzen.

Abzockern einen Riegel schieben - der Staat muss eingreifen

Überrissene Bonuszahlungen werden von 71 Prozent der Befragten (Vorjahr: 66 Prozent) als Systemproblem betrachtet. Nur noch 20 Prozent sind der Meinung, es handle sich eher um stossende Einzelfälle. Das sind weniger als im Vorjahr (24 Prozent). Offenbar traut die Mehrheit im Volk der Wirtschaft und einzelnen Unternehmen nicht zu, den «Systemfehler» ohne Zwang zu beheben.

61 Prozent der Befragten finden wohl deshalb, dass der Staat hier Grenzen setzen sollte. Vor einem Jahr waren es noch 58 Prozent gewesen. «Angesichts dieser Ergebnisse haben die Initiative gegen Abzockerei respektive der Gegenvorschlag des Parlaments gute Chancen beim Volk durchzukommen», sagte Hostettler. Es ist also als sehr wahrscheinlich zu bezeichnen, dass Lohn- und Boniexzesse - demokratisch legitimiert - in der Schweiz bald unterbunden werden. «Es scheint, dass viele mit Blick auf die Volksabstimmung, ihre Meinung gemacht haben.»

Weniger ist mehr - nur wie viel zu viel ist, ist nicht klar

Es herrscht keine Einigkeit bei den Befragten, wo und wie eine Lohnobergrenze definiert werden soll und kann. Eine kleine Mehrheit hat jedoch eine Zahl im Kopf, wenn sie an Lohnobergrenzen für Manager denkt: eine Million Franken, gerne auch etwas weniger. Minderheiten unter den Befragten votierten gar für Löhne bis 50 Millionen Franken, wieder andere erklärten, Manager könnten auch ohne Fixlohn auskommen. «Letzteres deutet darauf hin, dass die Frage nicht von allen verstanden worden ist», so Hostettler.

Managerlöhne sollen nicht in Relationen gesetzt werden

Gut ein Drittel wolle eine absolute Lohnobergrenze, sagte Hostettler. Nur 10 Prozent sind für einen relativen Salärdeckel, der von anderen Kennzahlen abhängig wäre wie beispielsweise dem Unternehmenserfolg, dem üblichen Marktlohn in der Branche oder dem tiefsten Lohn in der Firma. Lediglich 4 Prozent der Befragten befürworteten die Anbindung der Spitzensaläre an den tiefsten Lohn im Unternehmen. Damit dürfte die 1:12-Initiative der JUSO zur Lohndämpfung in Chefetagen derzeit wenig Anklang finden. Das Volksbegehren der Jungsozialisten Schweiz (JUSO) verlangt, dass der grösste Lohn in einer Firma maximal zwölf Mal höher sein darf als der Lohn der am schlechtesten bezahlten Person.

Verdient also die festangestellte Putzkraft 4000 Franken brutto im Monat, darf der Geschäftsführer maximal 48'000 Franken monatlich einstreichen.

In der Schweiz verdienen Topmanager laut einer neuen Studie im Jahr zwischen rund fünf und neun Millionen Franken, nicht selten aber auch deutlich mehr. Damit sind Schweizer Kader meist auch besser bezahlt als ihre Kollegen im Euro-Raum. Dort wurden Ende des letzten Jahrzehnts Durchschnittssaläre von gegen 8 Millionen Franken ausgeschüttet (Hewitt-Studie). 

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos
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