Etwa jede 6. Person arbeitet nach dem Vertrauensarbeitszeitmodell. Doch dieses ist nicht vereinbar mit dem Gesetz, welches die Arbeitszeiterfassung zwingend vorschreibt. Da Gesetz und Realität in dieser Frage je länger je mehr auseinanderdriften, wird nach neuen Lösungen gesucht.
Ein Vorschlag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO, der gewisse Lockerungen vorsieht, steht derzeit zur Debatte, Ende Jahr wird der Entscheid aus Bundesbern erwartet. Das Symposium «Arbeitszeiterfassung: Tatsachen und Meinungen zum Arbeitsgesetz und zur Vertrauensarbeitszeit» am 9. Oktober im Berner Bellevue Palace widmete sich also einem aktuellen Thema.
«Das Gefühl täuscht oft»
Der Gastgeber Ivo Muri, Geschäftsführer der Zeit AG (Spezialistin für Zeitwirtschaft und Zutrittsmanagement), zog Parallelen zum Verkehr: «Arbeiten ohne Zeiterfassung ist wie Autofahren ohne Tachometer. Es funktioniert nicht, weil man keine Kontrolle hat, weil man es nach Gefühl machen muss. Und das Gefühl täuscht einen oft.»
Für Ivo Muri war auch der Begriff Vertrauensarbeitszeit irreführend: «Wenn man die Zeit nicht erfasst, dann ist das Misstrauensarbeitszeit, weil sich die Mitarbeiter gegenseitig zu überwachen beginnen. Darunter leiden besonders jene, die ein hohes Arbeitsethos haben – sie trauen sich dann zum Beispiel nicht mehr, früher nach Hause zu gehen, auch wenn sie ihre Arbeitszeit bereits um 16 Uhr erfüllt haben.» Als eine Folge würden die Burnout-Fälle zunehmen.
Der Unternehmer plädierte für die Zeitwirtschaft, und damit für ein «Führungsinstrument für eine dauerhaft menschliche Arbeitswelt», das Work-Life-Balance, Struktur, Arbeits- und Absenzenplanung und letztlich eine Vertrauenskultur ermöglicht.