Nicht nur Blaumacher sind für Firmen eine Herausforderung, sondern auch jene Mitarbeiter, die immer im Büro sind - auch wenn sie eigentlich ins Bett gehörten. Häufiger Grund dafür ist das Phänomen des Präsentismus (vgl. Kasten). Die so genannten arbeitenden Kranken sind ein grosses Problem: Nicht nur können sie die anderen Mitarbeitenden anstecken, sie sind auch weniger produktiv und somit für das Unternehmen wirtschaftlich gesehen schlecht. Und: Kuriert sich diese Person nicht aus, kann sie schwerwiegende gesundheitliche Probleme bekommen. «Ein ursprünglich leichtes Leiden kann chronisch werden und schwere Folgeschäden mit sich bringen», sagt Reilly. So kann etwa im schlimmsten Fall bei Verschleppung eines bakteriellen Infektes eine lebensgefährliche Herzklappenentzündung hervorgehen.
Präsentismus
Unter Präsentismus versteht man den Sachverhalt, dass Mitarbeitende zwar im Büro anwesend sind, aus gesundheitlichen Gründen oder wegen psychischen Problemen jedoch nicht voll leistungsfähig sind. Einige Studien zeigen deutlich, dass die Kosten von Präsentismus deutlich höher sind als die Kosten für Absenzen. Zudem kann Präsentismus dazu führen, dass Mitarbeitende später länger krank sind, weil sie die zuvor leichte Krankheit nicht auskurierten.
In solchen Fällen sieht Reilly die Vorgesetzten in der Pflicht. «Sie müssen die Krisenmerkmale erkennen, die Mitarbeiter ansprechen und auch mal heimschicken.» Zudem sollte die gegenseitige Erwartungshaltung geklärt werden. Der Vorgesetzte müsse klar machen, dass ihm gesunde Mitarbeiter wichtig sei. «Präsentismus kann mit existenziellen Ängsten zu tun haben. Möglicherweise fürchtet der Angestellte, dass ihm bei einer Absenz gekündigt wird», erläutert der Arbeitsmediziner. Generell sei ein systematische Fehlzeitenanalyse hilfreich - auch um vermeintliche Blaumacher zu identifizieren. Oft genüge schon ein Gespräch, um eine Lösung zu finden.