HR Today Nr. 12/2017: Arbeit und Recht

Compliance ist Pflicht – Employee Experience die Kür

Die gegenwärtige rechtliche Unsicherheit in
Bezug auf die schwer interpretierbare Weisung des Seco bindet im Entsendungsbereich unnötig Ressourcen und lenkt Global-Mobility-Verantwortliche von wichtigen Herausforderungen ab.

Als Compliance bezeichnet man die Notwendigkeit der Einhaltung von Gesetzen. Im Entsendungsbereich betrifft dies namentlich das

Steuer-, Sozialversicherungs- und Arbeitsrecht.

Die Risiken einer Verletzung der Compliance können enorm sein: Hohe Kosten, Strafverfolgung und Reputationsschäden drohen bei Nichteinhaltung der entsprechenden Gesetze.

Aufgrund der enormen internationalen Komplexität muss man gerade im Entsendungsbereich Compliance daher absolut ernst nehmen und die zur Einhaltung notwendigen Massnahmen durchführen – auch wenn man sich damit bei den Mitarbeitenden nicht unbedingt viele Lorbeeren holen kann.

Compliance als Hygienefaktor

Unter den Entsendungsfachleuten hat sich immer stärker die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Einhaltung der Compliance einen sogenannten «Hygienefaktor» darstellt. Ein Hygienefaktor im Sinne eines notwendigen Übels: So löst eine erteilte Arbeitserlaubnis bei einem Mitarbeiter in der Regel keine besondere Freude aus, während eine verweigerte Arbeitserlaubnis viel Ärger und Frustration verursacht und ein Unternehmen in der Personaleinsatzplanung vor ernsthafte Probleme stellen kann.

Compliance gilt im Entsendungsmanagement also eher als mühsame Pflicht, während die sogenannte Employee Experience die Kür darstellt, die immer mehr an Wichtigkeit gewinnt.

Employee Experience wird relevanter

So gehören die Optimierung des Mitarbeitererlebnisses und die strategische Ausrichtung auf die Unternehmensziele im Entsendungsmanagement zu den wirklich relevanten Trends und Herausforderungen. Dabei prägt HR die Employee Experience ganz massgeblich. Zumal man als Mitarbeiter jeweils in intensiven Momenten einer Karriere mit HR in Berührung kommt – und zwar von der Rekrutierung bis zur Pensionierung. Studien belegen, dass positive Erfahrungen der Mitarbeiter dazu beitragen, die Fluktuation zu senken und die Zufriedenheit und Leistung zu steigern.

Im Falle von Mitarbeitern, die in ein neues Land mit einer neuen Kultur entsendet werden, ist dieser Faktor noch viel relevanter. Nimmt ein Unternehmen die Employee Experience also ernst, müssen auch die Verantwortlichen des Entsendungsbereichs den Fokus noch viel stärker darauf richten.

Rechtsunsicherheit bindet Ressourcen

Die gegenwärtige rechtliche Unsicherheit in Bezug auf die schwer zu interpretierende Weisung des Seco lenkt von all diesen Herausforderungen ab. Denn daraus resultierende potenzielle Änderungen der Entsendungspraxis können einen Einfluss auf das Anstellungsverhältnis in Bezug auf Verträge, Benefits und Sozialversicherungen haben. Ein entsprechend höherer administrativer Aufwand würde weitere Ressourcen binden und die strategische Ausrichtung des Entsendungsmanagements für die Zukunft beeinträchtigen.

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Chris Debner ist Gründer der Chris Debner LLC, die sich auf Strategic Global Mobility Advisory spezialisiert hat. Jüngst erhielt er den «EMEA Global Mobility Professional of the Year»-Award.

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