Damit uns das Lachen sicher nicht vergeht …
Wer öfters lacht, lebt gesünder. Dies ist in der Wissenschaft längst belegt. Dass Lachen gerade in Zeiten der rasanten Veränderungen auch im Berufsalltag sehr viel Positives bewirken kann, haben allerdings noch die wenigsten Unternehmen erkannt.
Lachen ist gesund», sagt der Volksmund. Doch diese wichtige Ressource wird im Berufsleben viel zu sehr vernachlässigt. Das meint zumindest Cornelia Schinzilarz, die schon seit zehn Jahren unterwegs ist, um mehr Humor in die Unternehmensetagen zu bringen. Gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz hat die Kommunikationsberaterin Seminare zum Thema «Humor und Lachkompetenz» entwickelt, in denen die Mitarbeiter lernen, das Lachen nicht zu verlernen. «Es gibt zahlreiche Studien in der Neurowissenschaft, die belegen, dass beim Lachen im Gehirn ganz viel passiert», so Schinzilarz.
So werden unter anderem Glückshormone ausgeschüttet, die auf Körper und Geist eine positive Wirkung haben. Lachen kurbelt somit die Selbstheilungskräfte an, stärkt das Immunsystem und reduziert Stress. Darüber hinaus trainiert Lachen zahlreiche Muskeln und stärkt Herz und Kreislauf. Seit vielen Jahren schon wird Lachen als Therapieform bei Schmerzen und Krankheiten eingesetzt. Wer lachend durchs Leben geht, ist gelassener. Eine Minute Lachen soll so wirksam sein wie 45 Minuten Entspannungstraining, haben Forscher herausgefunden.
Humor ist lernbar
«Humor ist eine Grundhaltung», sagt Schinzilarz. «Gelächter, Lachen, Lächeln und Schmunzeln helfen uns, die Perspektive zu wechseln, und haben überhaupt nichts mit Auslachen zu tun.» Zynismus, Ironie und Sarkasmus seien hier völlig fehl am Platz. «Das sind eher Machtinstrumente, die mit Hohn, Spott und Schimpf gleichgesetzt werden». Aus der Forschung ist bekannt, dass Menschen zufriedener sind, wenn sie regelmässig herzhaft lachen. «Humor – das sind Jahrtausende alte Erkenntnisse der Philosophie – ist mehr als Witze machen oder schallendes Lachen», erklärt die Expertin. «Humor und Lachen können soziale Kompetenz erfahr- und sichtbar machen.»
Professorin Charlotte Friedli von der Fachhochschule Nordwestschweiz ist überzeugt: «Wir sind eine Gesellschaft, die verlernt hat, zu lachen.» Ein Kind lache 500 Mal pro Tag, ein Erwachsener gerade 15 Mal. In den 50er Jahren habe ein Erwachsener noch rund 20 Minuten pro Tag gelacht, heute seien es täglich nur noch rund sechs Minuten.
Wer von Kindesbeinen an lernt, Erlebnissen mit einem Lachen oder Lächeln zu begegnen, hat eine ausgeprägtere Humorfähigkeit als jemand, der von früh an mehr auf Probleme fokussiert ist. «Humor ist jedoch durchaus lernbar, und das jederzeit im Leben», so Schinzilarz. Aber: Jeder Mensch hat einen anderen Humor, und Lachen ist von Kultur zu Kultur verschieden. Selbst in der Schweiz gibt es kulturelle Unterschiede. «Im Tessin ist es viel leichter, die Menschen zum Lachen zu bringen», weiss Dozentin Schinzilarz. In ihren Seminaren baut sie auf Begebenheiten auf, welche die Mitarbeitenden gemeinsam als lustig empfunden haben.
Das Drama ist für das Theater
«Wir sind viel zu sehr auf Drama und Tragödie programmiert, anstatt auf die Komödie», sagt Friedli. Durch das Lachen verändern sich Gedankenmuster «und es macht uns frei für neue Sichtweisen». Die Menschen müssten viel mehr lernen, anstelle des Problems das Gelungene zu betrachten. «Stellen wir die Dinge doch mal auf den Kopf und fragen uns nach dem Spass an der Sache,» rät Friedli. Hierzu gehöre auch Staunen statt Aufregen. «Mit Humor verändert sich der Zugang zum Problem und ein Perspektivenwechsel kann Enormes bewirken.» Doch lassen sich psychische Belastungen, Erkrankungen, Ärger und Frust einfach weglachen? «Nein», meint Friedli, aber man könne trainieren, sich gezielt von der Problemorientierung weg und hin zu einer bewussten Leichtigkeit zu bewegen.
In Schinziliarz’ Seminaren sollen die Teilnehmer unter anderem Humor und Lachen in ihren vielfältigen Ausprägungen sowie als Unterstützung in Lern- und Veränderungsprozessen kennenlernen. «Mit den humorvollen Methoden wird der berufliche Alltag so gestaltet, dass notwendige Auseinandersetzungen lösungsorientiert und sachbezogen wahrgenommen werden», erklärt sie. Eine gesunde Portion Humor sei ausserdem eine gute Prophylaxe gegen Stress, Burnout oder Depressionen. Auch wenn uns mal nicht zum Lachen ist – lächelt unser Gegenüber uns an, entsteht eine Art Wechselwirkung. Denn: Lachen steckt an!