HR-Systeme

Das interne soziale Netzwerk – 
eine «lebendige» Datenbank

Bisher wird die Diskussion zum Thema «Networking at Work» meist von der Kommunikationsabteilung geführt. Es wird Zeit, dass auch die Personaler den Mehrwert entsprechender Tools erkennen und sich aktiv in die Diskussion einbringen.

Kommunikation und Zusammenarbeit sind der Schlüssel für erfolgreiche Innovation und Wachstum. Unternehmen setzen quasi voraus, dass ein Mitarbeiter fähig ist, sich ein persönliches Netzwerk aufzubauen, zu pflegen und im Sinne des Unternehmens einzusetzen. Bei Bewerbern wird häufig nach dem Kontaktnetz gefragt. Dasselbe sollte auch innerhalb des Unternehmens gelten. Diese «soften» Faktoren sind viel zu wichtig, um sie aus Unternehmenssicht ausser Acht zu lassen und ausschliesslich dem Mitarbeitenden zu überlassen. Sie sollten aktiv gemanagt werden, immerhin haben sie entscheidende Auswirkungen auf Erfolg und Profitabilität.

Professoren der Harvard Business School und der Insead Business School schaffen dazu «harte Fakten»: Sie beziffern den Wert einer effektiven internen Zusammenarbeit auf bis zu 25 Prozent des unternehmerischen Gesamtwertes – erzielt durch besseren Austausch über bewährte Methoden und Praktiken, Wissenstransfer, effektiveres «Cross-Selling» von Produkten und Dienstleistungen, eine schnellere Produktinnovation und insgesamt höhere Agilität.

Netzwerk vereinfacht die Suche nach Spezialisten und Fähigkeiten

Die notwendige Voraussetzung hierfür ist ein möglichst breites, aber auch qualitatives internes Netzwerk zu den für die jeweilige Position relevanten Fachleuten. Die Herausforderung für die Mitarbeiter ist es, die entsprechenden Personen zu identifizieren und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Die Herausforderung für die Unternehmen ist, wie sie dieses von einem 
Mitarbeiter aufgebaute Netzwerk und individuelle Wissen nachhaltig verfügbar halten. Wechselt jemand die Position oder das Unternehmen, ist das Wissen weg.

Dasselbe gilt für virtuelle Teams – von verschiedenen Standorten arbeiten Mitarbeiter für eine bestimmte Zeit an einem Projekt und nutzen dafür verschiedenste Kommunikationskanäle. Nach Projektabschluss löst sich das Team auf, und wichtige Informationen gehen verloren.

Ein internes soziales Netzwerk bietet für all diese Situationen die entsprechenden Funktionen – und einiges mehr: Die Mitglieder beschreiben in diesem Netzwerk sich, ihren Werdegang, ihre Kompetenzen und Projekterfahrungen. Dadurch sind sie nicht nur einfacher auffindbar, sondern das System schlägt aktiv andere Mitarbeiter vor, die aufgrund ihres Profils und ihrer Expertise interessant sein könnten. Ausserdem übernehmen Mitarbeiter so einen Teil der Datenpflege, da sie ihren Auftritt im Netzwerk selbständig aktualisieren. Schliesslich möchten sie ihre «persönliche Marke» im Unternehmen aufbauen und pflegen.

Diese «lebendige» Datenbank an Mitarbeiterprofilen vereinfacht die interne Suche nach Spezialisten und bestimmten Fähigkeiten über Organisationsstrukturen hinweg. Ein weiterer Vorteil ist, dass zwischen den Mitgliedern eines internen Netzwerks ein grösseres Vertrauen besteht. Schliesslich haben sich beide Seiten via das Network zu dieser Verbindung «committed». Fragen und Diskussionen werden offen in der entsprechenden Chat-Funktion geführt, es kann gemeinsam an Dokumenten gearbeitet werden. Aus Unternehmenssicht werden diese Aktivitäten, persönlichen Verbindungen und Kommunikationsverläufe auf der sozialen Plattform gespeichert, analysiert und dargestellt – das Wissen ist auffindbar, persönliche Netzwerke sind nachvollziehbar.

Ein IT-System, das mitdenkt: die «Social Benefits» für das HR

Auch das HR profitiert von der höheren Transparenz hinsichtlich der Mitarbeiterprofile und der internen Expertise, zum Beispiel wenn es darum geht, intern neue Stellen zu besetzen oder den richtigen Ansprechpartner für eine Fachkonferenz oder eine Recruiting-Aktivität ausfindig zu machen. Ein weiteres Beispiel ist die Mitarbeiterumfrage. Wird sie durchgeführt, ist sie ein immenser Kostenfaktor. Ein internes soziales Netzwerk ist nicht nur ein tägliches kostenloses Stimmungsbarometer, es bietet gleichzeitig auch entsprechende Funktionen, um Umfragen durchzuführen.

Ein weiterer wichtiger Nutzen ist die neue Vielzahl und Qualität an Informationen, die ein Personaler über die Mitarbeitenden bekommt: Welche neuen Fähigkeiten und Kenntnisse hat er sich angeeignet, engagiert er sich in internen Projekten, wird er von anderen Kollegen um Rat gefragt (und wozu?), wie gut ist er vernetzt und mit wem? Ein Mitarbeiter sollte auch daran gemessen werden, wie er oder sie im Unternehmen vernetzt ist. Schliesslich verlaufen die Arbeits- und Informationsprozesse in der Realität komplett anders, als es das Organisationschart im Intranet zeigt. Und die Beurteilung der Mitarbeiter und deren Weiterentwicklung ist Kernaufgabe des HR.

Netzwerk wird mit bestehendem HR-System verbunden

Richtig spannend wird ein internes soziales Netzwerk für das HR jedoch erst, wenn es eingebettet oder als zusätzliche Applikation mit anderen HR-Tools verknüpft ist. Viele Softwarehersteller bieten komplette Pakete für das «Human Capital Management» an, also die Technologie für die benötigten HR-Funktionen inklusive soziales Netzwerk. Damit wird nicht nur das «Networking at Work» vorangetrieben, sondern alle Aufgaben der HR-Arbeit laufen über dieselbe Plattform ab und sind mit dem sozialen Netzwerk verknüpft.

So wird das gesamte HR-System interaktiver, da es Informationen aus verschiedenen Modulen wie Compensation, Talent oder Performance Management und der Zielvereinbarung analysiert und grafisch aufbereitet. Dies ermöglicht gänzlich neue Informationen über das persönliche Netzwerk, aber auch mehr Transparenz – vor allem im Hinblick auf den Vergleich mit Kollegen. Der Personalverantwortliche bekommt ein ganzheitliches Bild vom Mitarbeiter, da die Informationen aus den klassischen HR-Prozessen mit jenen des sozialen Netzwerks zusammengeführt werden.

Dieser integrierte Ansatz macht ein 
internes soziales Netzwerk als Teil des HR-Systems für die Personalabteilung wirklich spannend – und bietet komplett neue Möglichkeiten in der Qualität der täglichen HR-Arbeit wie auch bei der strategischen Positionierung der Abteilung im Unternehmen.

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Markus Hümbeli, Sales Director 
Applications, Oracle Schweiz.

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