Den Stress im Profil

Wie stressanfällig bin ich? Die Antwort auf diese Frage wird heute immer wichtiger, denn der Druck nimmt ständig zu und immer mehr Menschen erleiden ein Burnout. Auch Daniel Zürcher hat sich diese Frage gestellt. Vor eineinhalb Jahren hat er sich selbständig gemacht, da war es für ihn wichtig zu wissen, wie er mit Stress umgehen kann.

Eine HR-Verantwortliche hat Daniel Zürcher die Firma psycon von Cornelia Nussle empfohlen, die einen Stress-Profil-Test entwickelte. Den Test hat Zürcher innert einer Stunde online ausgefüllt. Als die Ergebnisse da waren, war Zürchers erste Reaktion einfach nur «wow!». «Es ist unglaublich, wie jemand anhand von ein paar Fragen ein solch zutreffendes Abbild einer Person erhält.» Er habe sich wie gescannt gefühlt, erläutert Zürcher.

Der 46-Jährige hat sich in dem Bericht sofort wiedererkannt. Auch hat dieser offene Punkte getroffen, an denen Zürcher schon lange rumstudierte. «Der Test hat mir persönlich sehr weitergeholfen», sagt Zürcher - gerade auch in seiner Funktion als Geschäftsführer einer Firma für Entsorgungsberatung.

Stressbelastung wird evaluiert

«Der Test zeigt, wie stark die Stressbelastung einer Person ist und welche Persönlichkeitsfaktoren für die Stressbelastung mitverantwortlich sind», erläutert Cornelia Nussle, die den Test entwickelt hat. Der Stress-Profil-Test erhebt weitere Persönlichkeitsmerkmale, die in einem gewissen Zusammenhang im Umgang mit Stress stehen, etwa das Selbstwertgefühl, Eigenständigkeit oder Innovationsfreudigkeit.

Zürcher empfiehlt eigentlich allen Leuten im Berufsleben, sich auf ihre Stressneigung testen zu lassen - vorausgesetzt, sie sind offen dafür und wollen sich mit der Frage auseinandersetzen «wie funktioniere ich?». Für Führungskräfte sei ein Stresstest sogar ein Muss, ist Zürcher überzeugt.

Auch für das HR dürfte ein solcher Test hilfreich sein, glaubt Zürcher. Falls jemand burnout-gefährdet sei, könne das HR dies dank dem Test rechtzeitig erkennen, zudem gebe das Profil auch einen Hinweis darauf, wo Schwierigkeiten etwa in Bezug auf die Teambildung auftreten könnten. Auch für Assessments sei das Profil sinnvoll.

HR als Haupt-Ansprechpartner

Dem pflichtet Cornelia Nussle bei: «Das HR ist unser Haupt-Ansprechpartner.» Psycon empfehle den Test besonders zur Standortbestimmung von Personen für oder in Kaderfunktionen sowie für Personal im Sicherheitsbereich. «Er schützt bei der Rekrutierung und Stellenbesetzung vor Fehleinschätzungen und zeigt auch nicht-offensichtliche, persönliche Faktoren auf, die einen Einfluss auf die berufliche Performance haben.» Der Test evaluiere auch Eignungsmerkmale, die in Zusammenhang mit Führungstätigkeit stehen.

Ein erfahrener Recruiter, der den Stress-Profil-Test gemacht hat, ist davon ebenfalls überzeugt. «Das Profil ergibt ein relativ breit abgestütztes Bild, das Fremd- und Selbstsicht abgleicht und objektiviert.» Auch der Experte empfielt den Test HR-Verantwortlichen insbesondere für den Bereich Recruiting. «Wenn zwei ähnliche Bewerber in der Endauswahl sind, hilft der Test bei der endgültigen Entscheidung.» Denn der Test zeige, wie Kandidaten auf Stress reagieren oder wie sie damit umgehen, wenn sie einen Bösewicht im Team haben. Auch wenn Führungskräfte Zweifel haben, ob ein Mitarbeiter ins Team passt, sei der Test ein gutes Mittel. Der Recruiter sieht den Test vor allem als flankierendes Instrument, um die Eignung eines Kandidaten zu überprüfen.