Der Mensch als Risiko
Weil der Mensch im Unternehmen das grösste Risiko darstellt, werden die Personalrisiken immer mehr zu einem zentralen HR-Thema. Auch Analysten und Kapitalgeber interessieren sich zunehmend dafür. Die Kosten der Personalrisiken werden aber immer noch massiv unterschätzt.
Das Risikomodell
Die Personalrisiken sind Grundlage für HR-Strategie, strategische Personalplanung und Personalcontrolling. Wer die Risiken kennt, kann die richtigen Schwerpunkte setzen. Früherkennung von Personalrisiken ermöglicht präventives Vorgehen. Zentral ist eine systematische Erfassung mit einem einfachen Modell, das es erlaubt, die wesentlichen Risiken zu erkennen und den Handlungsbedarf festzulegen.
Zur strukturierten Identifikation der Personalrisiken kann folgender Katalog dienen:
Engpassrisiken
Bedarfslücken:
- keine fundierte quantitative und qualitative Personalressourcenrcenplanung
- keine Klarheit über kritische Zielgruppen und Engpässe
- ungünstige Zusammensetzung des Personalstammes
Potenziallücken:
- schwierige Besetzung von Schlüsselpositionen
- ungenügende Nutzung und Entwicklung Schlüsselpersonen/Potenziale
- fehlende Stellvertreter und potenzielle Nachfolger für wichtige Funktionen
- unprofessionelle Potenzialentwicklungsprozesse
Rekrutierungsrisiken:
- fehlende/unklare Personalmarketingkonzepte
- mangelnde Arbeitgeberattraktivität, unklarer Employer Brand
- unprofessioneller Rekrutierungsprozess/Fehlbesetzungen
Austrittsrisiken
Austritte Leistungsträger und Schlüsselpersonen:
- keine fundierte Kenntnis Gefährdung wichtiger Mitarbeitendengruppen
- fehlende Austrittsanalyse
- viele gefährdete Leistungsträger und Schlüsselpersonen
fehlendes Retentionmanagement Arbeitgeberleistungen:
- keine marktgerechten Anstellungsbedingungen
- inadäquate Beurteilungs- und Entlöhnungsinstrumente
Anpassungsrisiken
Personalentwicklung:
- nicht auf Strategie fokussierte praxisorientierte Personalentwicklungsangebote
- fehlende Zeit für Weiterbildung
- keine systematische Reflexion im Unternehmen
Unternehmenskultur:
- nicht adäquate Unternehmenskultur
- mangelnde Identifikation mit Strategie und Unternehmenskultur
- geringe Veränderungs- und Lernbereitschaft der Mitarbeitenden
Arbeitsmarktfähigkeit/Flexibilität:
- unflexible Mitarbeitende/ungenügende Arbeitsmarktfähigkeit
Motivations- oder Leistungsrisiken
Leistungsminderung:
- Vertrauensverlust
- tiefes Commitment
- geringe Mitarbeiter-Produktivität
innerlich Gekündigte:
• viele innerlich Gekündigte
Diversity:
- keine Programme zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeitender
- fehlende Frauen- und Familienförderung
Absenzen:
- hohe Absenzrate
- fehlendes Absenzmanagement
- ungenügende Gesundheitsprävention
In einem ersten Schritt geht es darum, die unternehmensspezifischen Risikoschwerpunkte zu identifizieren. Anschliessend sind Steuerungsansätze zu entwickeln und Messgrössen zur Überwachung der Personalrisiken festzulegen.
Sowohl für den Einstieg in das Thema als auch für die Überprüfung einer bestehenden Risikostrategie kann ein neues Personalrisiko-Analysetool dienen. Ergebnis ist ein Bild der Risikoschwerpunkte und eine fundierte Beurteilung der Hauptrisikofelder mit Handlungsempfehlungen (Anfragen an den Autor).
Das Buch zum Thema:
Jean-Marcel Kobi: Personalrisikomanagement: Strategien zur Steigerung des People Value. Springer Gabler Verlag, 2012, 3. Auflage.