iafob-Jahrestagung

«Der Mensch braucht das Home-Gefühl»

Am 26. November 2015 findet die Jahrestagung des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung iafob zum Thema «Vom Schreibtisch zum Büro der Optionen» statt. Im Interview erläutert Dieter Boch, Geschäftsführer von iafob, was damit gemeint ist.

Herr Boch, was ist das Büro der Optionen?

Dieter Boch: Im Büro müssen wir unterschiedliche Arbeiten wahrnehmen können, uns mit Kollegen austauschen, ausruhen, dazulernen. Dafür genügt ein Schreibtisch nicht mehr. Es braucht unterschiedliche Orte, die inspirieren, anregen. Unterschiedliche Arbeits- und Erholungsprozesse verlangen unterschiedliche Räume. Das ist das Büro der Optionen: Dort kann ich am besten das machen, was ich machen muss.

Was können Firmen konkret tun?

Unternehmen müssen den Mitarbeitern Freiraum geben, so dass sie dort arbeiten können, wo sie ihre Arbeit am Besten ausführen können: zu Hause, im Büro, beim Kunden, im Park. Zudem müssen Firmen die Begeisterungsfähigkeit der Mitarbeitenden fördern.

Wie gelingt das?

Erstens braucht es dazu eine entsprechende Führungskultur: Der Vorgesetzte muss loslassen, den Mitarbeiter gestalten lassen und eine Führungskultur des Vertrauens schaffen. Zweitens müssen Firmen wie oben erwähnt eine entsprechende Arbeitsumgebung zur Verfügung stellen, etwa mit Ausruhräumen und Lernzonen. Ein dritter Aspekt betrifft die Gesundheit: Damit die Arbeit begeistert, brauchen die Mitarbeiter Zeit und Gelegenheit, sich auszuruhen und sich zu bewegen.

Was bedeutet das Büro der Optionen für die Mitarbeiter?

Die Mitarbeiter müssen lernen, mit der neuen Arbeits- und Bürokultur umzugehen und ihre Gewohnheiten zu ändern. Heute sitzen Mitarbeiter nicht mehr in Einzelbüros, somit sind sie öffentlicher und müssen mit anderen auskommen.

Wie lassen sich allfällige Konflikte vermeiden?

Um Konflikte zu vermeiden, braucht es Räume in der offenen Bürolandschaft, wo ich private Dinge aufbewahren kann und meine Ruhe habe. Der Mensch braucht das Home-Gefühl: Eine vertraute Umgebung, wo er sich zu Hause fühlt. Es ist deshalb falsch, Mitarbeiter, die immer die gleiche Tätigkeit machen, zu zwingen, sich täglich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen.

Wo sehen Sie zukünftige Herausforderungen?

Hauptaufgabe der Unternehmen ist es, Identifikation zu schaffen. Das gelingt nur über die Attraktivität der Arbeit. Aus Studien weiss man, dass die heutige Generation Sinn in der Arbeit sucht, sie will sich in der Arbeit verwirklichen und will attraktive Arbeitsräume. Deshalb sollen Firmen die Mitarbeiter mitgestalten lassen.

Welche Aufgabe kommt der Personalabteilung zu?

Sie muss sich vor allem um die Führungskultur kümmern und Raum für Vertrauen schaffen. Führungskräfte müssen die Freiheit der Mitarbeitenden unterstützen und das Lernen fördern. Zudem müssen sie lernen mit Mitarbeitern umzugehen, die zu Hause oder sonstwie verstreut arbeiten. Hier kann die Personalarbeit unterstützen.

iafob-Jahrestagung

Am 26. November 2015, 17.15 Uhr, findet in Bern im Wankdorf die iafob-Jahrestagung zum Thema «Vom Schreibtisch zum Büro der Optionen» statt. 14 Referenten werden die vier Themen Partizipation, Digitalisierung, Innovation und soziale Nachhaltigkeit abdecken. Infos und Anmeldung: www.iafob.de/jahrestagung/

 

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