Für erfolgreiches Arbeiten im Home Office brauchen die Mitarbeitenden ein paar Voraussetzungen: «Wichtig ist zum Beispiel ein gutes Boundary Management: Es braucht Taktiken und Strategien, um Arbeit und Privates voneinander trennen oder eben koppeln zu können.» Laut Schulze kann dabei zwischen sogenannten «Segmentierern» und «Integrieren» unterschieden werden: «Integrierer sind z.B. solche, die im Geschäft zum Beispiel ein privates Telefonat mit der Mutter führen und zu Hause auf dem Sofa mit ihrem Laptop arbeiten.» Segmentierer dagegen wollen Beruf und Freizeit klarer trennen. «Lange dachte man, Home Office sei vor allem für Integrierer geeignet», erläutert Schulze.
Aktuelle Studien im Rahmen von Befragungen zum Schweizer Home Office Day hätten aber gezeigt, dass auch Integrierer in gewissem Masse segmentieren und etwa Offline-Zeiten definieren müssen. Segmentierer dagegen können dann gut zu Hause arbeiten, wenn sie eine gewisse Integration zulassen. Home Office sei für diejenigen am Schwierigsten, die zwischen den beiden Polen schwankten.
Home Office macht Arbeitgeber attraktiv
Home Office bringt nicht nur den einzelnen Mitarbeitenden Vorteile, sondern auch der Organisation: Ermöglicht eine Firma räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten, so steigert das ihre Arbeitgeber-Attraktivität. Zudem sind sie innovativer: «Firmen, die Home Office erlauben, bringen nach einer aktuellen Studie eines Wirtschaftsinstituts offensichtlich mehr neue Produkte auf den Markt als andere Unternehmen», sagt Schulze.
Das Problem ist, dass in vielen Unternehmen der Umgang mit Home Office noch nicht genügend thematisiert wird. Dabei würden es die Mitarbeitenden sehr begrüssen, wenn eine Policy vorhanden wäre, die auch die Haltung der Geschäftsleitung zur mobil-flexiblen Arbeit zum Ausdruck bringt und Orientierung gibt.
Auch auf die Führungskräfte kommen neue Herausforderungen zu: «Sie sollten wegkommen von einem präsenz-orientierten Führungsstil hin zu einem Stil, der auf Kommunikation und Vertrauen basiert.» Wie das geht, erläutert Schulze gleich weiter: Vorgesetzte vereinbaren Ziele mit ihren Mitarbeitenden und messen sie an deren Erreichung. Allerdings reiche es nicht, nur die Ziele zu definieren, der Chef sollte den Mitarbeitenden auch mögliche Wege dorthin aufzeigen. «Vorgesetzte entwickeln sich quasi zu einem Coach», sagt Schulze. Zudem müssen sie Kommunikationsprozesse auch im virtuellen Kontext aufrecht erhalten, was neue Kompetenzen erfordert. Und natürlich sollte der Vorgesetzte auch selbst vom Arbeiten im Home Office überzeugt sein und hinter dem Konzept stehen. Die Vorbildfunktion von Führungskräften bleibt also auch bei mobil-flexibler Arbeit unmittelbar bedeutsam.
Forum Wirtschaftspsychologie 2014
Wie können mobile und flexible Arbeitsformen erfolgreich und produktiv im Unternehmen eingesetzt werden? Welche Lösungen zeichnen sich für die Gestaltung flexibler Arbeitsumgebungen ab? Das Forum Wirtschaftspsychologie liefert Impulse und Lösungen für die Praxis. Wissenschaftler, Vertreterinnen und Vertreter Schweizer Unternehmen diskutieren im Stadttheater Olten aktuelle Erkenntnisse und zeigen Impulse für die Praxis auf.
Wann: 6. November 2014, 18.20 - 20.15 Uhr
Wo: Stadttheater Olten
Infos und Anmeldung: www.fhnw.ch/aps/forum-wirtschaftspsychologie