Messbarkeit Coaching

Der Weg zur Messbarkeit von Erfolgen führt über die Ebene der Emotionen

Die Intensität – also der Wille, die Begeisterung und die Überzeugung des Coachee, das Ziel erreichen zu wollen – ist 
eine entscheidende Komponente im Coaching-Prozess. Um diese Dimension messbar zu machen, müssen die Inhalte des Unbewussten für das Bewusste wahrnehmbar werden. Darauf aufbauend ist ein PC-basiertes Analysetool entstanden.

Coaching ist die Unterstützung eines Menschen auf dem Weg, sein Ziel zu erreichen. Der Erfolg eines Coachings wird an der dauerhaften Umsetzung des Ziels gemessen. Die Herausforderung besteht darin, dass es eine Komponente im Coaching gibt, die massgeblich den Erfolg beeinflusst, bei der es uns aber bisher kaum möglich war, diese Komponente zu messen. Dieser entscheidende Aspekt ist die Intensität, mit der der Coachee die Methoden des Coachs unterstützt. Die Intensität ist der Wille, die Begeisterung und die Überzeugung des Coachee, das Ziel erreichen zu wollen. Daraus ergibt sich folgende Formel: Der Erfolg eines Coachings ist gleich Strategie (Methoden und Arbeitsweise des Coachs) mal Intensität (Wille und Begeisterung des Coachees). Die Intensität ist also der massgebende Multiplikator. Doch wie kann man diesen Multiplikator messen?

Im Rahmen einer Arbeit am Institut für Veränderungskompetenz in Zürich wurde zur Messung der so genannte  «Schendl-Gallhofer-Analyzer» entwickelt. Mit diesem Analyzer können wir die Intensität des Coachees während verschiedener Abschnitte des Coaching-Prozesses messen, nämlich zu Beginn, im Verlauf und in der Integrationsphase. Das Resultat der Messung verhilft dem Coach dazu, zielgerichtete und effektive Strategien zu entwickeln, um den Coachee dabei zu unterstützen, den bestmöglichen Erfolg zu erzielen.

Die Inhalte des Unbewussten für das Bewusste wahrnehmbar machen

Bas Kast (Kast, 2007) bringt die Herausforderung der Messbarkeit der Intensität sehr klar auf den Punkt: «Ein Fragebogen wendet sich nur an jene dünne, oberflächliche Schicht in uns: an unseren bewussten Verstand mit seiner rationalen Sprache. Um an unsere unbewussten Bedürfnisse heranzukommen, muss man schon etwas mehr Phantasie an den Tag legen.» Die daraus resultierende Herausforderung: Um die Inhalte des Unbewussten ins Bewusstsein zu bringen, genügen Fragen auf der bewussten Ebene nicht. Wir müssen die Fragen in der Gefühlsebene stellen. Mit Hilfe des Analyseprogramms erreichen wir die Gefühlsebene durch die Anwendung zweier Komponenten. Wir kreieren das Gefühl, das hinter dem Veränderungswunsch oder dem Ziel steht («Vision Behind») und können dann anhand von visuellen Elementen wie Grafiken die Inhalte des Unbewussten für das Bewusste wahrnehmbar machen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Sie wollen die Qualität der Kommunikation in einem Team steigern. Dafür engagieren Sie einen Coach. Den Erfolg der Intervention messen Sie dann an der Veränderung der Kommunikation im Team. Sie werden erkennen, dass es einzelne Mitarbeitende gibt, die ihre Kommunikation verändert haben, und andere, an denen das Coaching scheinbar einfach vorbeigegangen ist. Das liegt selten an der Strategie und den Qualitäten des Coachs, sondern an der Intensität jeder einzelnen Teilnehmerin / jedes einzelnen Teilnehmers, mit der diese die Strategien zur Zielerreichung unterstützt haben. Wir können diesen «Überraschungsfaktor» entschärfen, indem wir vor dem Coaching 
die Intensität jedes einzelnen Teilnehmers messen.

Die Messung der Intensität findet 
in der Gefühlsebene statt

Das Programm ist ein PC-basiertes Analysetool. Hier eine Checkliste, die es erlaubt, eine Messung der Intensität auf der Gefühlsebene durchzuführen:

1. Kreieren des Gefühls hinter dem Ziel
Grundlage jedes erfolgreichen Coachings ist das Gefühl, dass das Erreichen des Ziels im Coachee auslöst. Die Herausforderung: Was im Bewussten als durchaus positiv wahrgenommen wird, kann im Unbewussten negative, bedenkenauslösende Aspekte haben. An diese Aspekte kommen wir nur über das Gefühl. Das Gefühl hinter einem Veränderungswunsch nennen wir deshalb die «Vision Behind». Der Coach hat die Aufgabe, die «Vision behind» mit dem Coachee zu erarbeiten. In dieser Gefühlsebene findet dann die Messung der Intensität mit Hilfe des Programms statt.

2. Analysieren des Grades der Intensität
An dieser Stelle des Ablaufs wird das PC-Programm eingesetzt.

  • 
Dem Coachee werden 15 Fragen (Checkliste) gestellt, die er auf einer Skala von –100% bis  +100% in deren Richtigkeit für ihn selbst bewertet.
  • 
Dem Coachee werden 15 visuelle Elemente gezeigt, die er auf einer Skala von –100% bis +100% in deren Wirkung auf sich bewertet.

3. Realisieren der Schwächen
Das Programm wertet sofort die Eingaben des Coachee aus und liefert Grafiken, die die Resultate der Messung der Intensität leicht verständlich sichtbar machen. Die Grafiken ermöglichen es dem Coachee, die Stärken und Schwächen seiner Intensität zu erkennen.

4. Maximieren der Intensität und damit des Coaching-Erfolgs
Die Effektivität des Programms zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht nur die Herausforderungen und den Status quo zeigt, sondern auch bereits den Lösungsansatz bietet. Gleichzeitig mit der Grafik wird auch das individualisierte Maximierungstool ausgewertet und ausgedruckt. Beim Maximierungstool handelt es sich um Suggestionen.
Mit der Anwendung dieses an Emotionen orientierten Analyzertools öffnet sich für Coach und Coachee eine zusätzliche Ebene der Messbarkeit im Bereich des Coachings und daraus ergibt sich eine neue Qualität in der Nachhaltigkeit der Umsetzung von Coaching-Prozessen.

Literatur:

  • Bas Kast, Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft, 
S. Fischer, 2007.
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Gabriele Schendl-Gallhofer 
ist Pädagogin, Coach und Buchautorin und beschäftigt sich 
seit fast zehn Jahren mit dem 
Thema «Innere Veränderungs­kompetenz». Sie hat ein 
Analysetool entwickelt, das 
die innere Veränderungskompetenz mess- und auswertbar macht.

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