Generationenunterschiede

Die Generation Z tickt anders … und das ist gut so!

Die Generation Z bietet Unternehmen viele Chancen, sich zukunftsfit zu machen – sofern es ihnen gelingt, diese an sich zu binden und ihre Stärken gezielt zu nutzen.

«Die Angehörigen der Generation Z ticken anders als unsere älteren Mitarbeitenden.» Diese Klage hört man oft von Führungskräften! Stimmt, sie ticken teilweise anders – doch primär, weil sie unter anderen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwuchsen oder – wie Soziologen und Pädagogen dies sagen würden – «anders sozialisiert wurden» als beispielsweise die Baby-Boomer.

Auf Augenhöhe mit der Generation Z kommunizieren

Viele Eltern der Gen Z versuchten – verallgemeinert gesagt – mit ihren Sprösslingen, soweit möglich, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Sie banden sie auch in ihre Entscheidungen ein: «Was sollen wir heute Abend essen?» «Wohin sollen wir in Urlaub fahren?» «Welches Handy willst du?». Ähnliches gilt für die Lehrpersonen in den Schulen. Das prägte sie. Deshalb können sich die jüngeren Arbeitnehmenden mit Vorgesetzten, die sie in ihren Augen von oben herab behandeln, nur schwer identifizieren.

Ein weiterer prägender Faktor war und ist: Die Generation Z ist die erste Generation in deren Kindheit schon das Internet und die E-Mail-Kommunikation existierten. Und spätestens in ihrer Jugend waren die Social Media nahezu omnipräsent. Entsprechend selbstverständlich nutzen sie diese Tools zum Sich-Informieren, Kommunizieren und Beziehungen aufbauen und pflegen; aber auch um sich zum Beispiel mit Online-Spielen zu amüsieren.

Die Bedürfnisse der der Generation Z ernstnehmen

Sogar das «Gamen» prägte sie! Schliesslich hat wie Christian Klein, der CEO des Unternehmens SAP, dies einmal konstatierte «jeder 18-Jährige heute im Schnitt schon 10’000 Stunden Online-Spiele gezockt». Und auch hierbei brannte sich eine Erwartungshaltung in den Köpfen der jungen Frauen und Männer ein, die sich auch im realen Leben zeigt. Denn Online-Spiele sind nahezu ausnahmslos wie folgt aufgebaut: Es gibt

  • klare Ziele, die es zu erreichen gilt,
  • viele Etappenziele (bzw. zu erreichende Levels) auf dem Weg dorthin, und
  • jede Menge Online-Tools, wie «Superkräfte», die dabei helfen, erfolgreich zu sein.

Und während der Gamer oder die Gamerin – im Wettstreit mit dem Computer oder anderen Spielenden – versucht in der Bestenliste möglichst weit aufzusteigen, wird er fortwährend

  • gelobt («Schön, dass du wieder da bist.», «Wow, du hast Ausdauer.», «Du bist ein echter Meister.») und
  • belohnt (mit Likes, Herzchen, Extra-Leben und so weiter).

Auch das prägt, weshalb viele der Generation Z bevorzugt in Projekten arbeiten, die sich durch kurzfristige «Sprints» auszeichnen – bei denen sie also häufig ein Teilziel erreichen, wofür sie gelobt werden.

Der Generation Z oft und zeitnah ein Feedback geben

Diese Erwartungshaltung wird auch durch die Sozialen Medien genährt, in denen die GenZ im Schnitt fast acht Stunden täglich verbringen. Denn Instagram, TikTok, YouTube und Co. stillen nicht nur ihr Bedürfnis Teil einer «Community» zu sein. Dort erfahren sie oft auch die gewünschte Anerkennung und zwar in der Form von «Likes», die sie für ihre geposteten Kommentare, Bilder und Videos erhalten – und zwar sehr zeitnah und im Idealfall von vielen Seiten.

Auch das prägt ihre Erwartungshaltung, weshalb Führungskräfte den jüngeren Arbeitnehmenden oft ein positives Feedback geben sollten – und zwar durchaus auch für Dinge, die aus ihrer Warte selbstverständlich sind, wie dass sie eine Routineaufgabe wie erwartet erledigt haben, denn dann sind sie auch für Verbesserungsvorschläge offen.

Die Generation Teil einer Community werden lassen

Zudem sollte es in Unternehmen, die Generation Z nicht nur als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen, sondern auch an sich binden möchten, Online-Plattformen zum informellen Meinungs- und Erfahrungsaustauch mit Kolleginnen und Kollegen geben; zudem Team-Events, die dem Auf- und Ausbau persönlicher Beziehungen zwischen den Mitarbeitenden dienen – speziell dann, wenn die Zusammenarbeit im Alltag weitgehend virtuell erfolgt.

Das sind nur einige der zahlreichen sozialisationsbedingten Effekte, die es beim Umgang mit der Generation Z zu beachten gilt. Auf diese können Führungskräfte nur adäquat reagieren, wenn sie diese kennen und wissen, was die persönlichen Interessen und Bedürfnisse der GenZ sind. Das setzt unter anderem voraus, dass sie aktiv das Gespräch mit den nachrückenden Mitarbeitenden suchen und ihnen zuhören. Dann wird ihnen in der Regel auch bewusst: Die Generation Z tickt zwar anders als meine, doch letztlich ist sie so heterogen wie meine dies im Teenager-Alter war.

Der Generation Z vorurteilsfrei begegnen

Egozentrisch, arbeitsscheu, unverbindlich: Es ist Zeit, Vorurteile gegenüber der Generation Z abzubauen. Und dies ermöglicht es wiederum, ihre Stärken wahrzunehmen und gezielt zu nutzen. So zum Beispiel den Befund, dass die jüngere Generation die digitalen Medien ganz selbstverständlich zum Sich-Informieren, Kommunizieren und Beziehungen pflegen nutzen. Dies eröffnet Unternehmen unter anderem die Chance, ihre firmeninterne Kommunikation und Kooperation sowie die mit Kundinnen und Kunden ganz neu zu gestalten – und zwar so, dass dies den Bedürfnissen der Generation Z und den künftigen Marktanfordernissen entspricht.

Ähnlich verhält es sich mit dem Befund, dass die GenZ, einfach «googeln», wenn sie etwas wissen möchten. Oder sich Erklärvideos auf YouTube anschauen. Oder eine entsprechende Frage in Internetforen posten. Auch weil sie so meist sehr schnell eine Antwort erhalten. Zudem nutzen sie ganz selbstverständlich, wenn sie zum Beispiel eine Sprache oder Meditationstechnik erlernen möchten, hierfür Online-Apps; auch weil sich diese Art zu lernen, leicht in ihren Alltag integrieren lässt. Dies ermöglicht es ihnen, eine ganz neue Lernkultur in ihrem Betrieb zu etablieren – mit Lerndesigns, die dem Bedarf und den Möglichkeiten in der modernen, digitalen Welt entsprechen.

Sich bewusst sein: Die Generation Z ist die Zukunft

Die Generation Z bietet viele Möglichkeiten, Unternehmen zukunftsfit zu machen – unter folgenden Voraussetzungen:

  • Wir sind bereit, ihr vorurteilsfrei zu begegnen und ihre Interessen und Bedürfnisse ernst zu nehmen.
  • Wir akzeptieren, dass die Generation Z zwar anders als die anderen ist. Schlechter ist sie deshalb aber nicht!

Eines ist jedoch gewiss: Generation Z und die ihr nachfolgenden Generationen sind die Zukunft Ihres Unternehmens. Also sollten wir uns mit ihnen befassen.

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Felix Behm
Felix Behm ist Keynote Speaker und Experte für die Themen Generation Z und zukunftsorientierte Mitarbeiterführung. Als ehemaliger Personaler in Führungspositionen weiss er, wovon er spricht. 2022 wurde er als Deutscher Meister im Public Speaking ausgezeichnet. Im Oktober 2023 erschien sein Buch «Generation Z – Ganz anders als gedacht: Wie sie tickt, wie sie handelt und wie wir ihr Potenzial erschliessen.»
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