Employer Branding

«Die heutige Technologie bietet viel Luft nach oben»

Inwiefern sind stiefmütterlich gestaltete Karriereseiten eine verpasste Chance für Unternehmen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu profilieren? Recruiting-Experte Matthias Mäder nimmt Stellung zur Softfactors-Studie.

Matthias Mäder, teilen Sie den Befund, dass in der Schweiz noch immer rekrutiert wird wie vor 50 Jahren?

Matthias Mäder: Nein, denn die Rekrutierung und auch das Personalmarketing hat sich in den letzten 50 Jahren sicher verändert. Man denke nur an Themen wie Online Recruiting, ­Social Media Recruiting, Mobile Recruiting oder auch das Anwenden von Active Sourcing und der Einsatz von Bewerbermanagment-Systemen. Was sich aber nicht gross verändert hat, sind die Stelleninserate. Die sehen auch online immer noch gleich aus, als ob sie direkt einem Printmedium entsprungen sind. Hier gibt es sicher noch viel Luft nach oben, um den Bewerbern bereits beim Lesen eines Stelleninserates ein positives Erlebnis zu ermöglichen. Hier machen das Kinderspital Zürich, Swisscom, die VBZ und andere vor, was heute möglich ist.

Ist die den Karriereseiten zugrunde liegende IT tatsächlich veraltet?

Das hört sich schon etwas hart an. Aber wenn ich zum Teil sehe, wie lieblos zum Beispiel der ­eigene Stellenmarkt ab und an auf der Kar­rie­re­seite eingepflegt ist, sieht es halt schon nur wie eine bessere Excel-Tabelle aus. Das motiviert nicht unbedingt, nach offenen Stellen zu suchen. Auch der Informationsgehalt der einzelnen Karriere­seiten ist zum Teil sehr unterschiedlich. Meis­tens finde ich recht wenig Informationen darüber, welche Menschen im Unternehmen arbeiten; oder auch ein Blick hinter die Kulissen fehlt. Viele Bewerber wünschen sich auch Informationen zum Bewerbungsprozess. Diese fehlen meis­tens vollständig. Auf der anderen Seite entwickelt sich die Technologie weiter und die Personalabteilungen müssen sich auch mit neuen Anforderungen wie Mobilefähigkeit der Karrierewebseite auseinandersetzen. Das machen einige schon sehr gut.

Wo sehen Sie, bei der persönlichen Ansprache der Bewerbenden, das grösste Verbesserungspotenzial?

Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur und seine eigenen Werte. Meistens finde ich aber sehr wenig Informationen dazu. Auch bei den Stelleninseraten geht es meistens «nur» um die spezifische Stelle. Also darum, was der Bewerber mitbringen muss, was wir von ihm erwarten und um was es bei der Stelle geht. Informationen zu Benefits, zu den Mitarbeitenden im Team oder ein Blick hinter die Kulissen? Fehlanzeige! Genau hier hat es mit der heutigen Technologie und Möglichkeiten noch viel Luft nach oben.

Matthias Mäder ist Geschäftsführer der Prospective Media Services AG in Zürich und Berlin sowie ­Dozent an der ZHAW Winterthur. Prospective Media Services ist spezialisiert auf umfassende Rekrutierungs­lösungen.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Ehemaliger Chefredaktor HR Today.

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