KI im Unternehmen

Die KI-Kluft: Warum viele Mitarbeitende abgehängt werden

Führungskräfte nutzen KI – ihre Teams oft nicht. Eine Studie zeigt: Ohne Schulung und klare Kommunikation bleibt das Potenzial künstlicher Intelligenz ungenutzt.

Gemäss der Umfrage von Lucid fürchtet sich rund ein Drittel der befragten Arbeitnehmenden davor, von KI ersetzt zu werden. (Bild: Free Vectors)

Während KI die Arbeitswelt rasant verändert, müssen viele Mitarbeitende noch lernen, wie sie diese effektiv nutzen können. Eine Studie von Lucid Software belegt: Wenn es um die Nutzung und Akzeptanz von KI geht, besteht eine signifikante Diskrepanz zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung. Doch mit gezielten Massnahmen lässt sich die Kluft schliessen.


KI verändert die Arbeitswelt und wird zunehmend zu einem integralen Bestandteil der täglichen Aufgaben, der Zusammenarbeit und der Entscheidungsfindung. Aber wie stark beeinflusst sie die Abläufe, und schöpfen Unternehmen ihr Potenzial wirklich aus? Laut der globalen Befragung «Workplace AI adoption» von Lucid Software zeigen sich grosse Unterschiede: Während 83 Prozent der Führungskräfte KI-gestützte Kollaborationstools verwenden, tun dies nur 42 Prozent der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung. Diese Diskrepanz setzt sich auch bei den täglichen Aufgaben fort: Mehr als die Hälfte der Führungskräfte (54 Prozent) integriert KI täglich in ihre Arbeitsabläufe, während nur jede fünfte Person ohne Führungsverantwortung (21 Prozent) künstliche Intelligenz einbezieht – fast die Hälfte (48 Prozent) nutzt KI-Tools sogar weniger als einmal im Monat.


Ein wesentlicher Faktor für diese Kluft sind die unterschiedlichen Erwartungen. Während 68 Prozent der Führungskräfte überzeugt sind, dass KI ihre Arbeitszufriedenheit steigert, glauben das nur 37 Prozent der Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung. Zudem haben 41 Prozent von ihnen das Gefühl, kaum oder gar nicht über KI-gestützte Funktionen Bescheid zu wissen.


Mitarbeitende und Führungskräfte nehmen KI unterschiedlich wahr 


Trotz der Begeisterung auf Führungsebene sehen manche Mitarbeitende diverse Herausforderungen bei der Einführung von KI. Viele Angestellte sind besorgt, dass KI ihre Jobs gefährdet oder dass ihre Fähigkeiten nicht ausreichen, um KI-Technologien effektiv zu nutzen. Ein Drittel (33 %) aller Befragten fürchtet sogar, dass ihr Arbeitsplatz durch KI ersetzt werden könnte. Um Sorgen und Berührungsängste nachhaltig abzubauen, sollten Unternehmen ihren Mitarbeitenden vermitteln, welche Rolle KI strategisch einnimmt und wie sie ihnen bei der täglichen Arbeit helfen sowie dem gesamten Unternehmen langfristig zugutekommen kann.


«Viele Angestellte sind besorgt, dass ihre Fähigkeiten nicht ausreichen, um KI-Technologien effektiv zu nutzen.»


Oft fehlt es an klarer Kommunikation darüber, wie Mitarbeitende konkret davon profitieren können. Beispielsweise äusserten 40 Prozent aller Befragten Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit bei KI. Während bereits 88 Prozent der Teilnehmer angeben, dass ihr Unternehmen aktiv strenge Richtlinien zum Schutz ihres Unternehmens und ihrer Mitarbeitenden umsetzt, ist es wichtig, dass diese transparent gestaltet und klar kommuniziert werden, um Misstrauen und Vorbehalten entgegenzuwirken. Arbeitgeber sollten immer wieder über die Vorteile und den sicheren Einsatz von KI aufklären, während sie Mitarbeitenden auch erlauben, neue Tools zu testen und den Mehrwert von KI selbst zu entdecken.


Handlungsbedarf bei Unternehmen: Weiterbildung für alle


Wenn es um die Nutzung von KI-Tools geht, müssen die Unternehmen sicherstellen, dass sich Mitarbeitende zur Anwendung auch tatsächlich in der Lage fühlen. Bisher geben erst 27 Prozent der Mitarbeitenden in der Lucid-Studie an, vom Arbeitgeber gesponserten Zugang zu umfassenden KI-Schulungen zu haben. Der Grossteil der Mitarbeitenden ist also auf sich alleine gestellt – oder hat zumindest das Gefühl, nicht ausreichend unterstützt zu werden. Ohne angemessene Trainingsangebote kann KI für die tägliche Arbeit eher abschreckend als hilfreich wirken. Unternehmen sollten betonen, dass KI menschliche Arbeit nicht ersetzen soll, sondern bereichern, indem sie repetitive Aufgaben übernimmt und mehr Raum für kreative und strategische Tätigkeiten ermöglicht. Zu den Vorteilen von KI befragt, gaben die Teilnehmenden der Umfrage verschiedene positive Erfahrungswerte an: 43 Prozent sahen eine höhere Produktivität, gefolgt von mehr Genauigkeit und weniger Fehlern (30 %).


«Der Grossteil der Mitarbeitenden ist also auf sich alleine gestellt – oder hat zumindest das Gefühl, nicht ausreichend unterstützt zu werden.»


Um diese Vorteile nutzen zu können, muss jedoch zunächst Vertrauen in KI-Anwendungen aufgebaut werden. Viele gehen davon aus, dass der Einsatz von KI besondere technische Fähigkeiten voraussetzt. In Wirklichkeit geht es jedoch eher um Problemlösung und kritisches Denken. Je mehr KI lernt und sich verbessert, desto effektiver und einfacher wird ihr Einsatz. Die grössere Herausforderung liegt in der Identifizierung der richtigen Probleme für die Anwendung von KI, nicht in der Beherrschung technischer Aspekte. Indem eine kontinuierliche Lernkultur etabliert wird, beispielsweise durch regelmässige KI-Updates oder Peer-Learning-Gruppen, fällt es allen leichter, sich mit den Technologien vertraut zu machen. Sinnvoll sind schrittweise Schulungen, um beispielsweise den Umgang mit KI-gestützter Automatisierung zu erlernen. Gerade Führungskräfte sollten ihre Teams bei der Einführung neuer Technologien begleiten und ihnen den Mehrwert von KI-Anwendungen aufzeigen.


KI-Kluft überwinden und KI erfolgreich integrieren


Weiterbildung und offene Kommunikation sind essenziell. Doch ebenso wichtig ist die Auswahl der KI-Tools – denn nicht jedes passt zu den Anforderungen im Unternehmen. Darüber hinaus liegt es an den Unternehmen sicherzustellen, dass KI-Tools nutzungsfreundlich gestaltet sind und nahtlos in bestehende Arbeitsprozesse integriert werden können. Im Idealfall wird KI in vertraute Tools integriert. So ermöglichen sie es den Mitarbeitenden, ihre täglichen Arbeitsabläufe zu optimieren, ohne ein weiteres System erlernen oder verwalten zu müssen.


KI ist kein Ersatz für Menschen, sondern ein Werkzeug zur Verbesserung ihrer Fähigkeiten. Sie wird eine Schlüsselrolle dabei spielen, Mitarbeitenden effizienteres Arbeiten und bessere Entscheidungen zu ermöglichen. Unternehmen, die KI mit Bedacht und unter Einbeziehung aller Mitarbeitenden einsetzen, werden nicht nur ihren Geschäftserfolg steigern, sondern auch von fähigeren Teammitgliedern profitieren.
 

Zur Umfrage


Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage, die zwischen dem 13. und 29. August 2024 unter 2.144 Vollzeitbeschäftigten durchgeführt wurde, die in Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitenden arbeiten. Die Teilnehmer repräsentieren fünf verschiedene Länder: Australien, Deutschland, die Niederlande, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

David Torgerson ist VP Technology and Security bei Lucid Software.

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