Learning 2.0 im Visier

E-Learning? Gibts nicht mehr. 
Nur noch Lernen.

Web-2.0-Anwendungen führen zu einem Paradigmenwechsel: Weg vom lehrerzentrierten, hin zum lernzentrierten Lernen. «Learning 2.0», wie der heutige Trend auch schon genannt wird, mutet in seiner anarchischen Kreativität zuweilen etwas chaotisch an, vermag jedoch auch Begeisterung zu wecken.

E-Learning? Die Entwicklungen der letzten paar Jahre scheinen den Begriff eigentlich obsolet zu machen. Schliesslich ist der PC am Arbeitsplatz und im Alltag ein ganz selbstverständliches Werkzeug – und genauso selbstverständlich wird er heute auch zum Lernen eingesetzt. Noch vor wenigen Jahren waren E-Learning-Lösungen noch geprägt von Kinderkrankheiten und (allzu) ambitiösen Versprechungen. Insbesondere wer hoffte, Lernen werde durch E-Learning billiger, sah sich bald einmal enttäuscht. Heute sind immerhin die Kinderkrankheiten überwunden. Im Markt finden sich zahlreiche und überzeugende Lösungen – selbst für kleine und mittlere Unternehmen. Die Herausforderung ist, das Passende herauszupicken.

Net-Generation prescht voran

An den Universitäten und Hochschulen – Institutionen, zu deren Kerngeschäft ja die Herstellung und Vermittlung von Wissen gehört – gibt die Net-Generation den Takt an. Junge Menschen also, für die Internet, Handys und ein eigener PC ebenso selbstverständlich zur Lernausrüstung gehören wie für ihre Vorgänger Rechenschieber und Wörterbücher. An der Universität Zürich beispielsweise nutzen bereits rund 18000 von 24000 Studierenden das strategische Learning-Management System OLAT (Online Learning and Training). Zur Verbreitung des E-Learnings mit beigetragen haben laut Eva Seiler Schiedt, der Leiterin des E-Learning-Centers, digitale Lernressourcen, Webkommunikation und schnellere Übertragungsraten. Ausserdem werde auch die Qualität der Inhalte besser: «Man weiss heute sehr viel genauer, wie E-Learning-Angebote didaktisch gestaltet sein sollten.»

Die lernende Organisation lernt von unten nach oben

Alles, was Konsumenten an Informationstechnik nutzen, findet bald einmal Eingang in den Lern- und Arbeitsalltag – egal, ob in der Schule oder am Arbeitsplatz. So nutzen etwa Ingenieure ebenso gerne wie Studenten Blogs, in denen sie ihre Erfahrungen unternehmensintern diskutieren und dokumentieren können. Schliesslich wissen sie, dass nicht für jedes Problem eine neue Lösung erfunden werden muss; oft wartet sie irgendwo im Unternehmen auf Entdeckung. War das Erfahrungswissen früher in den Köpfen von Wissensträgern gespeichert oder in Bundesordnern in dunklen Archiven, machen es Wissensmanagement-Systeme leicht und jederzeit zugänglich.

Der Zugang zum Wissen ist demokratischer geworden – was wiederum Folgen hat. Die modernen Lehr- und Lernformen verändern die traditionellen Rollenbilder. Nicht nur innerhalb von Unternehmen, wo Hierarchien aufgebrochen werden. Auch das Rollenverständnis der Lernenden und der Lehrenden selbst verändert sich: Wissen wird nicht mehr vom Katheder heruntergepredigt oder in wohldosierten Portionen erteilt – heute wird es vom Lernenden bei Bedarf selbständig bezogen oder besser gesagt: heruntergeladen. Mit der Folge: Lerninitiativen müssen immer weniger verordnet werden, sondern werden von denjenigen initiiert, die vom Wissen ganz direkt und sofort profitieren. Das kann Lehrer, Tutoren, aber auch Vorgesetzte verunsichern. Wer bestimmt, wer wann was lernt?

«Learning 2.0», wie der heutige Trend auch schon genannt wird, mutet in seiner anarchischen Kreativität zuweilen etwas chaotisch an, vermag jedoch auch Begeisterung zu wecken. Lerninitiativen können sehr viel Spass machen – wer Blogs, Wikis oder Podcasts herstellt, weiss das. Allem Enthusiasmus zum Trotz darf jedoch nicht vergessen werden: Die «Lernende Organisation», die sich kompetent weiterbildet und dabei auch noch brav dokumentiert, ist so wenig realistisch wie das papierlose Büro. Jedes Unternehmen besteht schliesslich erst einmal aus Mitarbeitenden, die ihren Job machen müssen. Vieles von dem, was «von oben» als Unterstützung gedacht eingeführt wird, bedeutet für sie erst einmal Mehraufwand im Arbeitsalltag.

E-Learning im Jahr 2008, das zeichnet sich deutlich ab, ist nicht alleine ein Thema der Personal-, sondern auch eines der IT-Abteilung. Eine enge, offene Zusammenarbeit ist deshalb sehr wichtig. Auf der gemeinsamen Traktandenliste stehen Frage wie: Wie steht es um die Benutzerfreundlichkeit der neuen Technologien? Fügen sich die geplanten Systeme problemlos in die bestehende IT-Architektur ein? Gibt es genügend (fähige) E-Tutoren und E-Learning-Manager, die den Bedarf an Coaching und Unterstützung decken können? Jetzt ist ein wichtiger Moment, um die Weichen richtig zu stellen. Schliesslich beginnt man angesichts der spannenden Entwicklungen auf dem Bildungsmarkt zu begreifen, was «Lifelong Learning» heissen könnte. Lernen ist keine einzelne, von den anderen Tätigkeiten getrennte Aktivität, die im stillen Kämmerchen passiert. Lernen wird überall und jederzeit stattfinden.

mLearning - mobiles Lernen

Technik:    
Wer braucht noch Handbücher oder Gebrauchsanweisungen auf Papier? Dank cleverer Software sind Kurzfassungen, Merksätze und Zusammenfassungen über mobile 
Geräte abrufbar oder sie werden aktiv ein paar Tage nach einem Training auf die 
Handys oder die PDAs der Mitarbeitenden geschickt.
Beispiel:    
Ein- oder mehrmals nach dem Kurs erhalten die Teilnehmenden einen Reminder-
Hörclip, in dem der Lerninhalt noch einmal zusammengefasst wird.
Nutzen:    
Gelerntes wird durch Erinnerung gefestigt – oder noch bestehende Wissenslücken 
aufgedeckt.

Point-and-shoot – konkrete Frage, konkrete Antwort

Technik:    
Mit der Kamera des Handys werden Bilder und Texte aufgenommen, an einen Empfänger geschickt, worauf dieser Textinformation dazu liefert.
Beispiel:    
Sendet er das Bild einer Druckerpresse, erhält der neue Mitarbeitende eine detaillierte Erklärung derselben und erfährt so, mit welcher Papiersorte sie befüllt werden muss.
Nutzen:    
Aktuelle Fragen werden schnell und konkret beantwortet.

Podcast – Wissen überall und jederzeit

Technik:    
Ausgesuchtes Wissen in hörbarer Form wird auf die MP3-Player der Mitarbeitenden 
geladen.
Beispiel:    
Fachvorträge von relevanten Universitäten, Podiumsgespräche, Interviews, Tagungsberichterstattung.
Nutzen:    
Ein Service für die internen Fachkräfte, dank dem sie ihr Wissen ohne eigene 
Recherchearbeiten à jour halten.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos
Text:
Weitere Artikel von