Humor und Herzblut
Eine enge Mitarbeiterin, Yvonne Seitz, Leiterin Diversity & Family Care, beschreibt ihren Chef als spontanen Menschen, als Pragmatiker, der visionär denkt und gleichzeitig seine Ideen schnell auf den Boden der Realität bringt, der nie stehen bleiben will, immer in Bewegung ist. Und: «Er hat Humor und Herzblut und ist herrlich unkompliziert.»
Seitz’ Fremd- und Müllers Selbsteinschätzung decken sich. Das dürfte vor allem auch an Müllers Authentizität liegen: So wie er ist, gibt er sich auch. Rollen zu spielen, ist nicht sein Ding. Er zeigt seine Emotionen, lässt sein Bauchgefühl zu, ist manchmal ungeduldig – «das ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen, dass man weiterkommen will». Hin und wieder braust er auf: «Ich sage klar meine Meinung, bin dann aber nicht nachtragend.»
Laut Christoph Müller schätzen seine Mitarbeiter an ihm, dass er an den Dingen dranbleibe und darum vieles zu bewegen vermag. Nicht immer geschätzt werde seine Geschwindigkeit, die den Leuten einiges abfordere. Verbessern will er sich beim Lob: «Ich gebe mehr spontane Komplimente als früher, aber es ist immer noch zu wenig.»
Den Willen, seine Ziele zu erreichen, hatte der HR-Leiter schon früh. Wenn ihm etwas wirklich wichtig war, setzte er dafür alle Hebel in Bewegung. Während seiner KV-Lehre zum Beispiel interessierten ihn Hockey und Mädchen mehr als die Noten – kurz vor der Lehrabschlussprüfung machte er einen Notencheck und kam auf einen Schnitt von 3,9. Er hatte bereits eine Stelle bei der damaligen Schweizer Rück zugesichert, unter der Voraussetzung, dass er die Prüfung bestehe. Also büffelte er in den Weihnachtsferien zwei Wochen lang von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends, holte quasi das KV nach und bestand schliesslich mit einem Durchschnitt von 4,9.
Zur Person
Christoph Müller, geboren 1961 in Zürich, wuchs als ältestes von drei Kindern in Effretikon auf. Nach der KV-Lehre stieg er bei der damaligen Schweizer Rück ein, wo er in 27 Jahren 13 Stationen durchlief, von Administration über Underwriting und Account Management bis zur Stabsfunktion. Dann wechselte er in eine Teamleitungsfunktion im HR – im HR sieht er noch heute das grösste Veränderungspotenzial der meisten Unternehmen. Er heiratete 1996, zog 1999 mit sei ner Familie in ein Haus in Effretikon. 2007 kam es zur Scheidung, und auch beruflich orientierte sich Christoph Müller neu: Er wurde Leiter HR Asset Management Switzerland / Luxembourg bei der CS, wechselte schliesslich 2008 zur AXA Winterthur, als HR-Leiter und GL-Mitglied. 2008 lernte er seine heutige Frau kennen und ist seit 2011 wieder verheiratet.
Plötzlich stand die ganze Welt kopf
Es gibt einen grossen Bruch in Christoph Müllers Leben. Dieser traf ihn unvorbereitet: «Im Sommer 2005 fuhr ich eines Morgens mit dem Auto zur Arbeit, Brüttiseller Kreuz, Sonnenaufgang, ein wunderschöner Tag, und ich dachte mir: In meinem Leben stimmt alles.» Doch dann trennte sich seine Frau von ihm, und wenig später zwangen ihn Änderungen innerhalb der Firma, einen Jobwechsel ins Auge zu fassen. «Alles in meinem Leben veränderte sich innert kürzester Zeit, nichts war mehr wie vorher», sagt Christoph Müller. Er ging zur CS, merkte aber, dass ihm die Kultur im Bankenumfeld ganz allgemein nicht behagte, und wechselte nach anderthalb Jahren zur AXA.
Schwer wog der Wechsel im Privaten. «Ich hatte mir immer vorgenommen, nur einmal zu heiraten», so Christoph Müller. Dass es nicht geklappt hat, geht ihm heute noch nahe: «Zum Heiraten braucht es zwei Menschen, zur Scheidung nur einen. Dass ich das nicht ändern konnte, hat mich sehr belastet.» Nach der Arbeit in ein leeres Heim zu kommen, war für einen Familienmenschen wie ihn der Horror.
Eine von Christoph Müllers Stärken ist sein positives Denken. Damit meisterte er diese Phase seines Lebens. Rückblickend sagt er: «Das Scheitern meiner ersten Ehe war der grösste Misserfolg meines Lebens. Der grösste Erfolg ist, neben meinem jetzigen Job und dem Sportzentrum, dass ich wieder eine Familie habe. Und die ist mir heilig!»
Ausser Dienst
Meine Hobbys: Familie, Garten, Eishockey, Skifahren.
Meine grösste Leidenschaft: Mein Motorboot auf dem Lago Maggiore. Hier relaxe ich mit meiner Familie. Ich liebe die Stimmungen auf dem See.
Das hat mich geprägt: Meine zweieinhalb Jahre in Südafrika während der Swiss-Re-Zeit. Ich werde nie mehr vergessen, wie privilegiert wir Schweizer sind.
Darüber ärgere ich mich am meisten: Über mich. Wenn ich etwas verpatze, könnte ich mich auf den Mond schiessen.
Das bringt mich zum Staunen: Leute, die sich entwickeln, die wie Mauerblümchen wirken und dann plötzlich viel aus sich machen. Und die Entwicklung von Kindern, das fasziniert mich, das ist das grösste Wunder der Welt.