Betriebliches Gesundheitsmanagement

Einsicht da, nur fehlt die Umsetzung

Während noch vor einigen Jahren nur Grossunternehmen ihren Kaderleuten Seminare zur Gesundheitsförderung oder Stressbewältigung anboten, ist das Thema heute auch in kleinen und mittleren Unternehmen unabdingbar.

Mehrere parallel laufende Entwicklungen haben das Thema Gesundheit in den Mittelpunkt des Interesses gerückt: die Tendenz zum pausenlosen «Durcharbeiten» und die Bewegungsarmut durch zunehmende Bildschirmarbeit.

Umstrukturierungen oder Reorganisationen verstärken die Arbeitsbelastung und schaffen Unsicherheit. Die Welt der Arbeit ist zunehmend durch Hektik geprägt; auch eine  gesunde Ernährung bleibt aus Zeitgründen oft auf der Strecke. All dies fordert seinen Tribut, körperlich wie seelisch.

Die Daten der letzten Schweizer Gesundheitsbefragung zeigen, dass 44 Prozent der Erwerbsbevölkerung an der Arbeit starken Belastungen ausgesetzt sind, die zu gesundheitlichen Störungen führen können. 38 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer, die berufsbedingt unter sehr grosser nervlicher Anspannung leiden, sind von starken körperlichen Beschwerden geplagt. Neben Firmen mit einem ausgeprägten HR-Management kommen mehr und mehr auch KMU sowie selbstständige Unternehmer nicht umhin, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn krankheitsbedingte Ausfälle fallen bei kleinen Teams umso mehr ins Gewicht.

In einer Studie zur Situation der betrieblichen Gesundheitsförderung in Schweizer KMU wurden 3000 Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern befragt. An Einsicht fehlt es kaum, stolze 87 Prozent der Befragten betrachten die betriebliche Gesundheitsförderung als «wichtiges Anliegen». Betriebe und Mitarbeiter würden sich Massnahmen wie Gesundheits-Check-up, Bewegung, Sport und Massnahmen zur Stressbewältigung wünschen. Es fehlt aber an der Umsetzung: Bei zwei Dritteln der befragten Betriebe werden keine Massnahmen durchgeführt. Als Gründe hierfür gaben die Firmen an, es lägen Prioritäten vor, es stehe keine Zeit zur Verfügung oder es seien zu wenig finanzielle Mittel vorhanden.

Mittel- und langfristig entpuppt sich diese Denkweise immer als Fehlentscheidung, denn es schlagen nicht nur Fehlzeiten und notwendige Neurekrutierungen negativ zu Buche, sondern auch die Verluste an Effektivität und Kreativität, die durch nicht gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen entstehen. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass bereits einfache Programme zur Gesundheitsförderung die Arbeitsunfähigkeitsquote signifikant senken und das Wohlbefinden der Mitarbeiter steigern können. Welche Massnahmen in der betrieblichen Gesundheitsförderung möglich sind, hängt sehr stark von der Betriebsgrösse ab (siehe Grafik).

Unternehmen, die ihre Mitarbeiter durch eine gesunde Unternehmenskultur langfristig binden, erreichen zum einen finanzielle Vorteile durch Senkung der Ausfallzeiten, zum anderen eine höhere Produktivität durch zufriedene Mitarbeiter, was wiederum niedrigere Personalkosten zur Folge hat.

SVBGF

Der Schweizerische Verband für Betriebliche Gesundheitsförderung (SVBGF) unterstützt Unternehmen, die Leistungskraft und Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern und zu erhalten.
www.svbgf.ch

 

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Ole Petersen ist 
Diplom-Betriebswirt und Vorstandsmitglied des SVBGF. Er ist Autor der Bücher «Fit & top im Job» und «Gesundheit ist Chefsache».

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