Checkliste

Erfülltes Leben: So behalten Sie die wichtigen Dinge im Blick

Immer wieder stehen wir vor Entscheidungen und müssen die Weichen neu stellen – beruflich und privat. Damit wir auch künftig ein erfülltes Leben führen, brauchen wir eine Vision – und die muss alle Lebensbereiche umfassen. Ein Lösungsansatz in fünf Schritten.

Wechsle ich den Job und klettere die Karriereleiter hoch oder behalte ich meine aktuelle Stelle, weil mir Sicherheit wichtiger ist? Mache ich eine Weiterbildung oder fliege ich auf die Bahamas? Gründe ich mit meinem Partner eine Familie oder ist mir meine Unabhängigkeit wichtiger? Solche Entscheidungen gehören zum Leben.

Problem 1: Opportunitätskosten

Sich zu entscheiden fällt vielen Menschen schwer. Denn: Wenn wir uns für etwas entscheiden, müssen wir andere Möglichkeiten verwerfen. Das können wir nur, wenn wir wissen, was uns wichtig ist. Sonst fassen wir zwar viele Vorsätze, doch ein, zwei Tage später sind sie vergessen. Das Problem: Unsere Vorsätze sind nicht in einer Lebensvision verankert.

Problem 2: Wichtiges ist selten dringend

Hinzu kommt: Was in unserem Leben wirklich wichtig ist, ist selten dringend. Es ist zum Beispiel selten dringend, joggen zu gehen. Es wäre aber gut für unsere Gesundheit. Und es ist selten dringend, sich Zeit für ein Gespräch mit dem Partner zu nehmen. Es wäre aber gut für die Beziehung.

Weil die wirklich wichtigen Dinge nie dringend sind, schieben wir sie oft vor uns her. Oder wir hegen die Illusion: Wenn ich alles schneller mache, habe ich auch für die wichtigen Dinge Zeit. Die Konsequenz: Wir führen ein Leben im High-Speed-Tempo. Und irgendwann stellen wir resigniert fest: Unser Leben ist zwar gefüllt, aber nicht erfüllt.

Problem 3: Es fehlt eine klare Perspektive

Eine solche Schieflage ist kein Einzelschicksal. Immer mehr Menschen plagt das Gefühl: Mein Leben ist nicht im Lot.

Eine Ursache hierfür ist: Sie haben zwar für einzelne Lebensbereiche eine klare Perspektive, jedoch nicht für ihr Leben als Ganzes. So wissen manche Menschen zwar: «Ich will ein Top-Manager werden». Aber wie sieht es privat aus? Andere wiederum wissen: «Ich will heiraten und zwei Kinder kriegen». Aber beruflich haben sie keinen Plan. Entsprechend orientierungslos schlingern sie durchs Leben.

Lösung, Schritt 1: Verschiedene Lebensbereiche berücksichtigen

Dem 2010 verstorbenen Psychologen Nossrat Peseschkian zufolge, der die Positive Psychotherapie begründete, gilt es in unserem Leben folgende vier Bereiche zu unterscheiden:

  • Arbeit und Beruf
  • Sinn und Kultur
  • Körper und Gesundheit
  • Familie und Beziehung

Für all diese Bereiche brauchen wir klare Ziele, wenn wir ein Leben in Balance führen möchten, denn sie stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Wer etwa den Bereich «Arbeit und Beruf» längerfristig überbetont und die anderen vernachlässigt, verliert auf Dauer neben seiner Lebensfreude auch seine Leistungskraft. Denn:

  • Wer krank ist (Körper und Gesundheit), kann weder sein Leben in vollen Zügen geniessen, noch seine volle Leistungskraft entfalten. 
  • Wer einsam ist (Familie und Beziehung), ist weder quietschfidel, noch kann er seine volle Energie auf seinen Job verwenden.
  • Wer in einer Sinnkrise steckt (Sinn und Kultur), ist weder lebensfroh noch leistungsfähig. Denn hinter allem Tun steht die Frage: Was soll das Ganze?

Lösung, Schritt 2: Eine Vision von unserem künftigen Leben entwickeln

Wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten, müssen wir also für die richtige Balance zwischen den vier Lebensbereichen sorgen. Hierfür brauchen wir eine Vision von unserem künftigen Leben. Diese benötigen wir auch, weil heute viele Anforderungen an uns gestellt werden, die nur bedingt miteinander vereinbar sind. Das werden fast alle berufstätigen Mütter sofort bestätigen.

In den meisten höher qualifizierten Jobs sind unregelmässige Arbeitszeiten normal. Für berufstätige Mütter bedeutet dies: Sie können nicht mehr täglich beispielsweise Punkt 16 Uhr das Büro verlassen. Was sollen sie also tun, wenn der Kinderhort um 16 Uhr schliesst?

Noch ein Beispiel: Vielen Projektmitarbeitern von Unternehmen fällt es zunehmend schwer, regelmässige private Termine wahrzunehmen. Denn immer wieder müssen sie, weil Abgabefristen nahen, länger als geplant im Büro bleiben. Interessenskonflikte sind vorprogrammiert.

Für solche Konflikte bietet uns das klassische Zeit- und Selbstmanagement keine Lösung – denn es berücksichtigt nicht, dass unsere grössten Konflikte meist daraus resultieren, dass wir in ein Beziehungsnetz eingebunden sind.

Hierfür zwei Beispiele: Ein Angestellter kann sich zwar vornehmen: «Heute Abend, Punkt 18 Uhr, verlasse ich das Büro.» Wenn sein Chef aber kurz vor 18 Uhr sagt «dieses Angebot muss heute noch raus», dann hat er ein Problem. Ebenso verhält es sich, wenn er sich vornimmt «ich gehe abends regelmässig joggen», sein Lebenspartner aber sagt: «Wenn du schon so spät von der Arbeit kommst, dann könntest du wenigstens dann Zeit mit den Kindern verbringen.» Auch dann hat er ein Problem.

Lösung, Schritt 3: Vorausblickender Manager des eigenen Lebens werden

Das klassische Zeitmanagement tut so, als würden wir als «Lonely Heroes» durchs Leben gehen. Das können wir zwar, doch ein erfülltes Leben führen wir so nicht. Denn: Menschliches Leben ist Leben in Gemeinschaft.

Hinzu kommt: Viele Anforderungen können wir nur mit Hilfe anderer Menschen meistern. Zum Beispiel, indem wir mit Bekannten vereinbaren: «Montags holst du meine Kinder ab, damit ich länger arbeiten kann. Dafür nehme ich deine Kinder am Dienstag mit.»

Hieraus resultiert eine weitere Herausforderung: Wir müssen «Manager» unseres eigenen Lebens werden – also Personen, die durch ihr heutiges Handeln dafür sorgen, dass sie auch künftig ein glückliches und erfülltes Leben führen.

Eine Voraussetzung hierfür ist: Wir müssen heute dafür sorgen, dass wir auch künftig unsere Lebensbalance behalten. Aus der Balance geraten können wir zum Beispiel, wenn ...

  • ... wir unseren Arbeitsplatz verlieren (Bereich «Arbeit und Leben»)
  • ... uns unser Lebenspartner verlässt (Bereich «Familie und Beziehung»)
  • ... wir einen Herzinfarkt erleiden (Bereich «Körper und Gesundheit»)
  • ... uns eine Sinnkrise packt (Bereich «Sinn und Kultur»).

Lösung, Schritt 4: Proaktiv handeln statt reagieren

Der erste Schritt, um die Balance langfristig zu behalten, besteht darin, dass wir eine Vision von unserem künftigen Leben entwickeln. Setzen Sie sich also regelmässig hin und fragen Sie sich, bezogen auf die vier Lebensbereiche:

  • Was ist mir wichtig?
  • Worin zeigt sich für mich ein erfülltes Leben?
  • Was sollte ich heute tun, damit ich auch morgen ein glückliches Leben führe?

Fragen Sie sich zudem regelmässig: Gibt es in meinem Lebensumfeld Anzeichen dafür, dass künftig die Balance in meinem Leben bedroht sein könnte? Solche Warnsignale können sein:

  • Zwischen Ihnen und Ihrem Lebenspartner herrscht zunehmend Schweigen. (Bereich «Familie und Beziehung»)
  • In Ihrem Betrieb lautet die oberste Maxime plötzlich «Sparen». (Bereich «Arbeit und Beruf»)
  • Sie fragen sich immer häufiger: Was soll das Ganze? (Bereich «Sinn und Kultur»)
  • Sie spüren ab und zu ein Stechen in Ihrer Herzgegend. (Bereich «Körper und Gesundheit»)

Haben Sie diese Fragen für sich beantwortet, dann können Sie Vorsätze fassen und einen Massnahmenplan entwerfen, wie Sie diese realisieren. Und zwar ohne dass die Gefahr besteht, dass Sie Ihre Vorsätze schnell wieder vergessen haben, denn diese sind nun in einer Vision von Ihrem künftigen Leben verankert.

Lösung, Schritt 5: Auf der Hut bleiben

Vorsicht: Unser Lebensumstände ändern sich heute sehr rasch. Deshalb genügt es nicht, einmal einen Lebensplan für sich zu entwerfen und diesen dann abzuarbeiten.

Wir müssen uns regelmässig unsere Lebensvision ins Gedächtnis rufen und uns fragen: «Bin ich noch auf dem richtigen Weg, meine Lebensziele zu erreichen, oder sollte ich Kurskorrekturen vornehmen?». Dann werden Sie mit der Zeit merken, wie Ihre Lebensvision immer stärker in Ihnen wirkt, und es Ihnen immer leichter fällt, sich zu entscheiden – weil Sie wissen, was Ihnen wichtig ist, und deshalb auch intuitiv spüren, was richtig ist.

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Christina Seitter arbeitet als Trainerin und Beraterin für die Managementberatung Müllerschön, Starzeln bei Tübingen. Sie ist auf das Themenfeld Personalauswahl, -diagnostik und -entwicklung spezialisiert. www.muellerschoen-beratung.de

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