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Frauen netzwerken schlechter als Männer

Frauen sind Experten im Netzwerken - allerdings nur privat. Business-Networking wird von den Männern dominiert. Das bringt den Frauen entscheidende Nachteile.

Frauen sind weniger in Führungspositionen vertreten, auch weil sie schlechter netzwerken als Männer. Das ist das Ergebnis der Studie «Women matter 4» des Beratungsunternehmens McKinsey. Die Studie war Anlass für den Netzwerk-Spezialisten Xing, das Thema genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Resultate überraschen: Nur rund ein Drittel aller Schweizer Xing-Mitglieder sind weiblich. Zudem haben die Frauen 40 Prozent weniger Kontakte als die Männer, versenden deutlich weniger Kontaktanfragen und auch weniger Nachrichten via Xing als die Männer.

Anders sieht es in privaten Netzwerken wie Facebook aus: Dort sind Frauen aktiver als Männer. «Es scheint am beruflichen Kontext zu liegen, denn im Privaten können Frauen durchaus netzwerken», sagt Angela Rittig, Senior Manager Corporate Communications bei Xing.

Wer nicht netzwerkt, wird nicht befördert

Die Bedeutung von Networking für den beruflichen Erfolg werde von den Frauen unterschätzt, sagt Angela Rittig. «Sie glauben, es reiche, gut im Job zu sein. Dabei vergessen sie jedoch, dass diese Leistung auch wahrgenommen werden muss.» Es sei eine Tatsache, dass viele Jobs über Kontakte vergeben werden. Vernetzung sei eine wichtige Voraussetzung, um präsent zu sein, wahrgenommen zu werden. «Wer als Einzelkämpfer unterwegs ist und sich nicht vernetzt, bleibt für Entscheidungsträger unsichtbar», sagt die Expertin. Was zur Folge hat, dass diese Leute - häufig Frauen - weniger befördert und auch bei Lohnerhöhungen übergangen werden.

Frauen empfehlen auch seltener potenzielle Kandidaten für eine freie Stelle als Männer. «Wie wir von Headhuntern erfahren haben, kommen 90 Prozent der Empfehlungen von Männern», sagt Angela Rittig. Den Grund dafür ortet sie im Verantwortungsbewusstsein der Frauen. «Frauen haben das Gefühl, dass die empfohlene Person dann auch den Vorschuss-Lorbeeren gerecht werden muss. Diese Verantwortung wollen sie oft nicht übernehmen.» Dabei sind Arbeitgeber mit denjenigen Mitarbeitern zufriedener, die sie über Empfehlungen oder soziale Netzwerke gefunden haben, als mit denen, die über Jobboards ins Unternehmen kamen.

Wenn Frauen nicht netzwerken, bringt das noch einen weiteren Nachteil mit sich: Sie haben den etablierten Männernetzwerken nichts entgegenzusetzen. Dabei empfinden Frauen gerade die Dominanz männlicher Netzwerke als grösstes Hindernis für ihre Karriere. Männer bilden berufliche Netzwerke, die sie zur gegenseitigen Förderung nutzen. Sie orientieren sich an dem, der sie beruflich weiterbringen kann. Sie nutzen Verbindungen zur Selbstdarstellung und um Informationen zu streuen.

Berufliche Kontakte müssen nicht sympathisch sein

Angela Rittig sieht mehrere Gründe, warum Frauen das berufliche Networking vernachlässigen. «Zum einen haben Frauen einen sehr hohen Anspruch an Beziehungen.» Das äussere sich auch im privaten Bereich: Frauen halten den Kontakt zu den Schwiegereltern, pflegen Angehörige und sind mit ihrem Netzwerk häufiger in Kontakt. «Bei beruflichen Kontakten ist diese Einstellung eher hinderlich», erläutert Angela Rittig. Dort reichen sporadische Kontakte - diese müssen auch nicht auf Sympathie aufbauen, sondern basieren stärker auf dem Geben-und-Nehmen-Prinzip.

Zum anderen scheuen sich Frauen, private Kontakte beruflich zu nutzen. «Frauen haben das Gefühl, das gehöre sich nicht und wollen die Freundschaft nicht ausnutzen», sagt Angela Rittig.

Des weiteren gehen Frauen Problemen anders an als Männer. Frauen häufen Wissen an, recherchieren, um das Problem zu lösen. Männer dagegen suchen in ihrem Netzwerk nach einer geeigneten Person, die sie bei dem Problem unterstützen könnte.

Auch wenn Frauen im Job weniger netzwerken als Männer: Wenn es darum geht, für andere zu netzwerken, kennen sie keine Scheu - etwa für den Ehemann oder die Tochter. Das tun sie jedoch nicht für sich, sondern eben für Dritte. «Im Selbstmarketing sind Frauen schlechter», sagt Angela Rittig. Sie hätten immer noch den Anspruch, alles allein schaffen zu müssen.

Angela Rittig empfiehlt, sich einen Mentor zu suchen; jemanden, der Interesse daran hat, dass man weiterkommt. So profitiere man auch gleich von dessen bestehendem Netzwerk. Grund zur Zuversicht besteht: «Viele Unternehmen haben die Themen Mentoring und Netzwerken entdeckt und fördern sie.» Davon profitieren Männer wie Frauen.

11 Jobwechsel im Leben

Mit dem Netzwerken sollte schon früh begonnen werden - und nicht erst dann, wenn man einen neuen Job braucht. Denn es braucht Zeit, ein Netzwerk aufzubauen. Wie eine Studie herausfand, wechselt in den USA ein durchschnittlicher Arbeitnehmer 11 mal den Job in seinem Leben. «Was man bei einem Jobwechsel mitnimmt, ist das berufliche Netzwerk», sagt Angela Rittig. Jeder brauche Kontakte, auf die er sich verlassen könne.

 

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