Frauen: Wunder des Wandels
Am gestrigen 8. März war Internationaler Frauentag unter dem Motto «Break The Bias». Höchste Zeit sich vor Augen zu führen, wie sich die Rolle der Frau gewandelt hat und wohin die Reise geht. Bis weit ins 20. Jahrhundert war das Rollenverständnis ganz simpel: Frauen waren als Töchter, Ehefrauen oder Mütter definiert. Das war's auch schon.
Rollenschablonen verlassen und Mut zu Grossem finden. (Bild: iStock)
Heutzutage ist das zumindest in den meisten europäischen Ländern schlichtweg undenkbar. Frauen, das Bild der Frau und ihr Selbstverständnis sind meilenweit davon entfernt, sich auf eine bestimmte Rolle festnageln zu lassen. Sie unterliegen einem ständigen Wandel. Im Familienbild, in der Partnerschaft, in der Politik, in vermeintlich unveränderlichen Arbeitsweisen – überall ist alles in Bewegung. Aber erst in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat der Wandel auch das Frauenbild erfasst.
Einsturz der Männerdomänen
Es weht ein frischer Wind in ehemaligen Männerdomänen: Die Parlamente werden vielfältiger, es gibt zahlreiche Regierungschefinnen, und in den Unternehmenskulturen sind spürbare Veränderungen eingetreten. Frauen verändern heute ganze Berufs- und Branchenbilder und schaffen die angestaubten Vorstellungen ab, wie man als Frau sein muss und was «frau» zu tun und zu lassen hat. Auch die Pandemie hat ans Tageslicht gebracht, worin Frauen gut sind: Sich auf neue Situationen einstellen, das Verhalten schnell an die Erfordernisse anpassen und kreativ auf die Welt um sich herum reagieren.
Die Entwicklung neuer Arbeitsweisen, neuer Hilfsmittel und neuer Technologien – auch das ist Frauengeschichte. Oft waren Frauen vom Start weg an der Entwicklung von Technologien beteiligt. Oft sind die Werkzeuge selbst auch kleine Helfer für ihre Anpassungsfähigkeit. Werkzeuge und Technologien ermöglichen es, mobil zu bleiben, unabhängiger und freier zu arbeiten.
Pionierinnen der Technik
Nerds im Kapuzenpulli hinter Rechnern, Männer, die glauben, dass Frauen keine Ahnung von Computern haben. Diese Klischees sind zwar längst veraltet, zeigen aber noch Wirkung. Die IT-Branche ist zwar immer noch zahlenmässig in Männer-Hand, aber langsam Schritt für Schritt, Jahr für Jahr ändert sich das. Ein Blick in die Historie macht Mut und zeigt, was in Zukunft alles möglich ist. Denn es mangelt keineswegs an Technik- und IT-Expertinnen als Vorbilder.
Den ersten Computer-Algorithmus hat bereits Mitte des 19. Jahrhunderts eine Frau geschrieben – die 1815 in London geborene Ada Lovelace, nach der die Programmiersprache Ada benannt ist. Dann war Grace Hopper eine der Pionierinnen der Informatik. Die 1906 in New York City Geborene arbeitete mit dem Mark I, dem ersten vollelektronischen Rechner der Welt, erfand den Compiler, bereitete Cobol den Weg und etablierte die Bezeichnung «Bug» für Fehler in Rechnern oder Programmen. Kurzum, es liegt auf der Hand, dass ohne Frauen nichts geht.
Technologie überbrückt den Gender-Gap
Seit vielen Monaten arbeiten Millionen Beschäftigte von zu Hause aus. Die Corona-Pandemie hatte die Wirkung eines Raketenantriebs für die Digitalisierung und die Flexibilisierung der Arbeit. Und inmitten dieses grössten Remote-Work-Experiments aller Zeiten erkennen immer mehr Unternehmen endlich, dass man Effektivität am besten nicht an der Anzahl der Stunden bemisst, die Menschen im Büro verbringen, sondern an der Qualität der Arbeit, die sie leisten.
Tools und Technologien helfen dabei, beweglich zu bleiben, machen ortsunabhängig und freier. Der Markt der Technologie- und Softwareindustrie hat das Potenzial von Remote Work und das Bedürfnis nach passenden IT-Lösungen freilich schnell erkannt. Um virtuelle Zusammenarbeit bestmöglich zu gestalten und das Remote Office zu einem produktiven und sicheren Ort zu machen, stehen unzählige Tools zur Verfügung: für Projektmanagement, Kollaboration, Cloud, Telefonie, Videokonferenzen bis hin zum Zeitmanagement – selbst emotionales Feedback lässt sich digital einbinden.
Versierte Sprecherinnen der nonverbalen Sprache
Die feministischen Linguistinnen Senta Trömel-Plötz und Luise F. Pusch haben in den 1980er-Jahren Aufsätze und Bücher geschrieben, in denen es neben der damals Männer-dominierten deutschen Sprache auch immer um die nonverbale Sprache ging. Diese, so stellten die Untersuchungen unisono fest, beherrschen Frauen nahezu meisterlich. Nonverbale, kleine Interaktionen in Meetings oder Konferenzen wie Zustimmung durch leichtes Nicken mit dem Kopf, Zweifel oder Ablehnung durch Kopfschütteln oder das Hochziehen der Augenbraue sagen oft mehr als tausend Worte.
Unbewusst festigen diese für Frauen typischen Verhaltensnuancen oder kleine Redebestätigungen dem Gegenüber Zuwendung und volle Aufmerksamkeit. Das fördert sowohl die Tiefe und die Qualität von Gesprächen als auch den Zusammenhalt in Arbeitsgruppen. Denn diese kleinen Gesten fördern Empathie, sie wirken wie sozialer Klebstoff im Unternehmenskontext. Um abzusichern, dass solche Mikrointeraktionen auch in Zeiten der Verschiebung des Lebens und Arbeitens in den virtuellen Raum nicht verloren gehen, sollten wir versuchen, sie nachzubilden.
Rollenschablonen verlassen und Mut zu Grossem finden
Frauen sollten sich viel öfter bewusst machen, dass sie über eine wesentlich grössere Palette an Talenten und Ressourcen verfügen, als sie von sich selbst wahrnehmen. Selbsterkenntnis könnte Wegbereiter zum Erfolg sein. Wer sich wandelt, gewinnt – und Frauen sind wahre Wandlungswunder. Denn wenn sich das Frauenbild wandeln kann, warum sollte nicht aus Tochter, Ehefrau oder Mutter künftig Multitalent werden?! Das bedeutet auch, dass die Frau als vielseitiges Wesen in ihrer Lebenswelt, im Arbeits- und in ihrer Alltagswelt die richtigen Mittel und Werkzeuge wählen kann, um noch selbstbestimmt(er) und mutig(er) agieren zu können.