Phänomen Annäherung
Jüngste Forschungsarbeiten zeigen denn auch, dass sich Frauennetzwerke stärker öffnen. Es sei ein Phänomen, welches heutige Netzwerke von jenen der früheren Generationen unterscheide, hat etwa die deutsche Soziologin Katrin Pittius, die an der Technischen Universität Dresden Frauennetzwerke erforscht, festgestellt.
Die Annäherung und Vermischung der Netzwerke verlangt und fördert vielleicht auch das Verständnis von Unterschieden. «Männer sind weitaus strategische Netzwerker», sagt Sita Mazumder. Männer hätten bei ihren Netzwerkaktivitäten oft konkretere Vorstellungen, was sie damit erreichen wollen». «Dafür essen sie auch mal mit jemanden, mit dem sie privat nicht unbedingt den Kontakt suchen».
Frauen hingegen sind da anders: Für sie muss auch für ein Mittagessen Sympathie und ein persönliches Interesse für das Gegenüber vorhanden sein. Für den Karriereschritt hegen Frauen oftmals den «Entdecker-Wunsch», wie Sita Mazumder sagt. Sie warten und gehen davon aus, beachtet zu werden, während Männer ihre Wünsche und Ziele klar äussern.
«Es geht nicht darum, die unterschiedlichen Netzwerkverhalten zu werten, sondern die Unterschiede zu kennen», sagt Mazumder. Dann nämlich können Frauen bewusst entscheiden, ob sie berufliches Networking betreiben wollen oder nicht. «Man darf sich auch dagegen entscheiden», findet Mazumder. Aber man sollte sich dann den Konsequenzen bewusst sein. Der «Entdecker-Wunsch» etwa wird selten erfüllt.
Die Experten warnen aber zugleich davor, die Netzwerke als Karriereschmieden grundsätzlich zu überschätzen. «Das Interesse an der Aufgabe im Netzwerk sollte immer noch die wichtigste Motivation sein, daran teilzunehmen», sagt Doris Aebi mit Blick auf bekannte Vereinigungen wie etwa Rotary, Studentenverbindungen oder auch politische Parteien.
Zuerst also die Aufgabe im Sinne des Gemeinwohls, dann die eigene Karriere. Und wenn sich ganz selbstverständlich das eine mit dem anderen verbinden lässt, umso besser.