HR Today Nr. 8/2022: HR Tech Club

Gemeinsam in der virtuellen Lern- und Arbeitswelt

Sich gemeinsam – also kollaborativ – in virtuellen 3D-Räumen zu treffen, scheint das nächste grosse Ding. Vor- und Nachteile, unterschiedliche Ausprägungen und Einsatzfelder einer neuen Technologie.

Sprechen wir von modernen – sogenannten immersiven – virtuellen Räumen, meinen wir keine 3D-Welt, die mittels 2D-Oberfläche auf einem Bildschirm, Smartphone oder Tablet erscheint. Nein, wir meinen die mithilfe eines Virtual-RealityHeadsets (VR) genutzte räumliche Wahrnehmung in einer virtuellen Umgebung. Diese erlaubt, den eigenen Körper mittels eines VR-Headsets interaktiv einzubinden.

So sind virtuelle Objekte ohne Hilfsmittel mit Gestensteuerung über Hand- oder Fingertracking zu manipulieren und zu «begreifen». Dabei spielen visuelle und auditive Wahrnehmung sowie weitere Sinne eine entscheidende Rolle. Da Körperbewegungen und Bewegungen im physischen Raum in die virtuelle Welt übertragen werden können, bietet diese Technik einige zusätzliche Möglichkeiten der Videokonferenz.

Kreative und kollaborative Prozesse

Mit der eigenen Person als Avatar werden alle Spielenden Teil der immersiven 3D-Welt. Somit werden Nähe, Distanz und Empathie zu anderen Avataren und Teilnehmenden erlebbar. Avatare können einander ansehen, einen Meter oder drei voneinander entfernt stehen, sich zu- oder abwenden. All das ist spür- und wahrnehmbar. Auch der Ton wird räumlich wahrgenommen.

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3D-Welten sorgen für besseren Zusammenhalt und stärken den Lerneffekt. (Bild: Maxim Hopman/Unsplash)

3D-Welten sorgen für besseren Zusammenhalt und stärken den Lerneffekt. (Bild: Maxim Hopman/Unsplash)

Doch es gibt noch weitere Vorteile. Da jeder Avatar virtuelle 3D-Objekte anfassen, bearbeiten oder neue designen kann, können ganze 3D-Welten, -Bilder oder -Storys von einzelnen Teilnehmenden oder kollaborativen Teams erstellt werden. Die geschaffenen Objekte können anschliessend präsentiert, bearbeitet, erweitert und von anderen Teilnehmenden ergänzt werden. Räumliche Inhalte im kollaborativen Co-Creation-Prozess zu generieren, schafft somit einen deutlichen Mehrwert gegenüber bekannten Videokonferenzsystemen.

Steigerung der Lernerfolge

Das so Erlebte bleibt Teilnehmenden tiefer im Gedächtnis und steigert deren Lernerfolge. Zudem wird eine solche Erfahrung als gemeinsames Erlebnis gespeichert. Die Teilnehmenden erinnern sich an eine bestimmte Situation und die Umgebung. Beispielsweise an einen Perspektiv- oder Rollenwechsel, bei dem sie mit dem Kopf in ein Objekt eintauchten, um das Innenleben eines virtuellen Objekts zu betrachten.

Hier spielt die Gestaltung dieser Umgebungen eine entscheidende Rolle. Dadurch können Emotionen und gesteckte Lernziele unterstützt werden. Es macht einen Unterschied, ob das Lernerlebnis am virtuellen Strand oder in einer Industriehalle stattfindet. Die Gestaltung und die Vorbereitung eines kollaborativen Lernprozesses bedarf aber neuer Skills der Trainerinnen und Coaches. Methoden und Möglichkeiten der realen Welt müssen in die virtuelle Welt eingebracht werden.

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Torsten Fell ist langjähriger Experte im Umfeld neue Lerntechnologien und beschäftigt sich im Moment stark mit den methodisch/didaktischen Konzepten von VR-Lernszenarien. Er leitet die Business Transformation in der Distribution der AXA Winterthur Versicherung, besitzt fast 20 Jahre Erfahrung im Umfeld Personalentwicklung und ist Inhaber von Wissen schafft Werte in St.Gallen (CH). www.torstenfell.com

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