Gemeinsam geht alles

Das familiengeführte Recyclingunternehmen Thommen AG macht in der Personalentwicklung keinen Unterschied zwischen Jung und Alt. Wir haben mit Geschäftsführer Tobias Thommen über seine Personalpolitik gesprochen.

Herr Thommen, was ist Ihnen in der Personalförderung am Wichtigsten?

Tobias Thommen: Dass wir unsere Mitarbeitenden ganzheitlich fördern, das heisst fachlich, wie auch persönlich. Bei internen Weiterbildungskursen wie der Eisen- oder Nichteisenmaterialkunde, Kalkulationen, Office-Kursen oder unseren Sicherheitsparcours achten wir auf die Zusammensetzung der Teilnehmenden. Wir beziehen Mitarbeitende aus allen Standorten ein und fördern jüngere wie auch ältere. Wenn jemand mehr Zeit für eine Wissensvermittlung benötigt, unterstützen wir einander. Das kann ältere wie auch jüngere Teilnehmende betreffen.

Wie fördert Ihr Unternehmen ältere Mitarbeitende?

Viele unserer Mitarbeitenden verrichten eine körperlich anstrengende Tätigkeit, wovor ich grossen Respekt habe. Dazu gehört beispielsweise das manuelle Trennen von Metallen und die Sortierung von Stoffen, die nicht in die Recycling-Kette gehören. Das erfordert viel handwerkliche Arbeit, weil das angelieferte Material oft von Hand demontiert werden muss.

Das wird mit wachsendem Alter sicherlich nicht einfacher. Wir helfen älteren Mitarbeitenden, indem wir ihnen ein gutes Arbeitsumfeld schaffen, ihre Arbeit wertschätzen, auf die Anliegen der Mitarbeitenden eingehen und bei Problemen nach Lösungen suchen.

Sind Standortbestimmungen ab 45 Jahren erforderlich?

Diese sind für mich nicht ab einem bestimmten Alter notwendig, sondern Bestandteil eines lebenslangen Prozesses. Wichtiger sind die Motivation und Einstellung einer Person. Fach- und Führungskräfte müssen permanent an sich arbeiten, um sich stetig zu entwickeln. Dies betrifft auch deren Sozial- und Selbstkompetenzen.

Sie stellen in der Thommen Gruppe sehr junge, wie auch ältere Mitarbeitenden ein. Was sind Ihre Beweggründe?

Ältere Menschen bringen viel Erfahrung mit und wissen in der Regel, was sie wollen. Diese Erfahrungen und ihre persönliche Stabilität sind sehr wertvoll. Jüngere sind voller Tatendrang und motiviert, befinden sich aber auch noch in der beruflichen Orientierungsphase. Wir unterstützen sie, ihren Weg bei uns zu finden, zeigen Perspektiven auf und fördern geeignete Mitarbeitende. In unserem Familienunternehmen, das nun schon in der dritten Generation geführt wird, sind Mitarbeitende nicht nur Arbeitskräfte. Wir leben das Familiäre und das «Miteinander» vor und geben es weiter. Bei uns arbeiten Menschen, die mit ihren Geschwistern, Ehepartnern, Vätern oder Söhnen bei uns angestellt sind.

Welche Entwicklungsschritte haben Sie für junge Mitarbeitende eingeplant?

Nicht jede Person möchte sich beruflich entwickeln, viele sind mit der Tätigkeit, die sie derzeit ausüben, zufrieden und sehen darin eine Erfüllung. Für junge Mitarbeitende, die sich in unserer Unternehmensgruppe entwickeln möchten und die das Potenzial dazu haben, bieten wir das interne Förderprogramm «Young Talents», mit dem wir sie ausbilden, ihnen unsere Werte vermitteln und sie für Führungsfunktionen fit machen.

Und welche für alle anderen Mitarbeitenden?

Dafür haben wir die Thommen-Academy gegründet, die das gesamte Aus- und Weiterbildungsprogramm der Unternehmensgruppe umfasst. Insgesamt bieten wir derzeit 19 interne Kurse an, die von unseren Führungs- und Fachpersonen durchgeführt werden. Dazu kommen externe Module. Die Module richten sich an Mitarbeitende in unterschiedlichen Funktionen und Tätigkeiten, wobei wir auch ältere Mitarbeitende einschliessen.

Inwiefern haben sich diese Personalentwicklungsmassnahmen für Sie gelohnt?

In unserer Branche ist es schwierig, Nachwuchskräfte zu finden, die die Branche kennen und deren Persönlichkeit zum Unternehmen passt. Unser Förderprogramm ermöglicht uns, diese Nachwuchskräfte eigens auszubilden. Das ist eine Win-Win-Situation für alle.

Interview mit zwei Mitarbeitenden: 
Laszlo, 63, Schlosser (links) & Georges, 31, Standortleiter

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Wie alt waren Sie, als Sie bei Thommen angestellt wurden?

Laszlo: Das war kurz bevor ich meinen 62. Geburtstag gefeiert hatte (2019). Zuvor war ich ein Jahr lang bei der Thommen AG in Kaiseraugst temporär beschäftigt, habe dann aber ein Angebot von einer Firma in Zürich erhalten. Als ich erfahren habe, dass ich bei der Thommen AG fest angestellt würde, habe ich das Angebot in Zürich abgelehnt.

Georges: Das war 2004. Ich war damals 16 Jahre alt und habe eine dreijährige Recyclist-Lehre bei der Thommen AG in Kaiseraugst absolviert. Ich war der zweite Recyclist-Lernende.

Wieso haben Sie sich für die Thommen AG entschieden?

Laszlo: Ich bin seit 1975 in der Montage tätig und war schon an vielen Orten der Welt. Eine lange Zeit habe ich als selbständiger Schlosser gearbeitet und wieder eine Festanstellung gesucht. Bei der Thommen AG kann ich viele unterschiedliche Aufgaben erledigen, was mir gefällt. Zudem habe ich nette Arbeitskollegen, was für mich sehr wichtig ist.

Georges: Meine Mutter hat mir von der Recyclist-Lehrstelle erzählt. Sie hat damals bei einem Lieferanten der Thommen gearbeitet und mitbekommen, dass diese noch zu vergeben sei. Nach einer Schnupperwoche wusste ich, dass ich diese Lehre absolvieren möchte.

Was schätzen Sie am meisten an dieser Arbeitgeberin?

Laszlo: Meine Arbeit ist abwechslungsreich, ich habe viel Freiraum und meine Vorgesetzten schreiben mir nicht vor, was ich wie tun soll, sondern fragen mich, wie ich dieses oder jenes umsetzen würde. Sie hören zu. Das ist selten. Wir konnten schon viele Prozesse optimieren und wurden effizienter, weil ich meine praktische Erfahrung einbringen durfte.

Georges: Ich schätze die Selbständigkeit, die einem hier vertrauensvoll gegeben wird, aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten, die man erhält. An meinem Beispiel möchte ich erklären, was bei uns alles möglich ist: Nach der Lehre habe ich zwei Jahre auf dem Werkhof gearbeitet, bevor ich mich entschloss, das Bürofachdiplom nachzuholen. Dabei habe ich die Berufsmatur berufsbegleitend absolviert und von Stephan Thommen die Chance erhalten, innerhalb der Thommen AG beschäftigt zu bleiben. Ich habe alle Abteilungen im Büro von der Disposition über die Buchhaltung zum Backoffice bis hin zum Aussendienst durchlaufen. Der «Einkauf» hat mich speziell angesprochen, weshalb ich die Gelegenheit erhielt, mich dort zu beweisen. Ein erfahrener Mitarbeiter hat mich in das Katalysatoren-Geschäft eingeführt, das ich dann kurze Zeit später übernehmen, professionalisieren und neu aufbauen durfte. Einen Abschluss als Bachelor of Science in Business Administration hat vor fünf Jahren meinen Weiterbildungswunsch komplettiert und mir weitere Chancen innerhalb der Thommen AG eröffnet. Heute leite ich zwei Standorte der Thommen Gruppe. Neben den Entwicklungsmöglichkeiten schätze ich aber auch das Familiäre und den Zusammenhalt, den ich untereinander wahrnehme.

Merken Sie einen Unterschied zwischen Jung und Alt?

Laszlo: Die Jungen haben noch nicht so viel Erfahrung. Ich erkläre den Jungen wieso ich etwas auf eine Art mache, damit sie den Sinn dahinter sehen und erkennen können. Oftmals kennen sie nur eine Art, etwas zu erledigen und können so lernen, dass es andere, unkonventionellere Methoden gibt, die effizienter sein können. Auf der menschlichen Ebene merke ich keinen Unterschied. Wir sind alles Kollegen, da spielt das Alter keine Rolle.

Georges: Ich merke vor allem einen Unterschied hinsichtlich früher und heute. Auch bei uns gab es innerhalb der Thommen Gruppe Unternehmen, in denen lange nur ältere Mitarbeitenden das Sagen hatten. Ideen von jüngeren Mitarbeitenden erhielten oftmals kein Gehör. Für mich sind alle gleichgestellt: Jeder soll sich einbringen können, unabhängig vom Alter. Diese Philosophie übertragen wir innerhalb der Gruppe an alle Standorte.

Thommen Recycling

49'000 Quadratmeter gross ist das Werkareal, auf dem die 110 Mitarbeitenden der Thommen AG Rohstoffe wie Eisen-, Metall- und Elektronikschrott sortieren und wiederaufbereiten. 1936 von Gustav Thommen gegründet, beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Kaiseraugst an den zehn Standorten insgesamt 500 Mitarbeitende. Mit den Tochterunternehmen und Beteiligungen zählt das in der dritten Generation geleitete Familienunternehmen zu einer der führenden Recycling Gruppen der Schweiz.

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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