ZGP-Symposium

Generation Y: Piercing wichtiger als Ansage vom Chef

Wie die Zukunft aussieht, wüsste wohl mancher gern. Die ZGP hat darum an ihrer Herbsttagung unter dem Motto «Future of Work» mehrere Experten in die «Glaskugel» schauen lassen. Die Herausforderungen für das Personalmanagement sind demnach sehr umfangreich. Und zwar sowohl bei jungen als auch alten Mitarbeitern.

Wenn es um die Zukunft der Arbeit geht, ist natürlich für jeden erst einmal die Zukunft der eigenen Zunft wichtig. Im Fall der HR-Abteilung kommt dort immer schnell die Frage nach der Rolle im Unternehmen auf. Mitreden und mitbestimmen möchten viele. Die Realität ist jedoch vielerorts eine andere. Das HR wird in der Geschäftsleitung nicht gehört. Für Matthias Mölleney, Präsident der Zürcher Gesellschaft für Personal-Management (ZGP) und HR-Experte mit eigenem Beratungsunternehmen, muss sich der Einfluss der Personalarbeit stark verändern. «Dabei kommt es jedoch nicht mehr unbedingt darauf an, die Geschäftsleitung zu beeinflussen, sondern die Unternehmensentwicklung. Schon jetzt scheitern Unternehmensstrategien, weil es an den passenden Mitarbeitenden mangelt. In Zukunft kann es also sein, dass sich die Gesamtstrategie aus der HR-Strategie ableitet. Anders geht es zum Teil gar nicht», so Mölleney. 

Keine Lösungen für Weiterbildung Älterer

In der unmittelbaren Zukunft darf sich die HR-Branche nun erst einmal mit dem Thema flexible Arbeitszeitmodelle auseinandersetzen müssen. «Im Bereich Wissensarbeit macht Zeiterfassung einfach keinen Sinn. Jemand der acht Stunden nachdenkt, kommt nicht automatisch zu besseren Ergebnissen, als jemand der vier Stunden nachdenkt», befand Mölleney. Auch die finanzielle Einkommensgrenze von 175.000 CHF über die derzeit diskutiert wird und die als Massstab gelten soll, bei welchen Mitarbeitenden Zeiterfassung wirklich keinen Sinn mehr macht, hält er für falsch: «Da scheiden alle KMU aus. Die Schweiz ist aber ein KMU-Land.»

Auch in punkto Weiterbildung älterer Mitarbeitender müsse sich in Zukunft noch viel bewegen: «In unseren Weiterbildungskursen sitzen selten Menschen, die älter als 45 sind. Auf der anderen Seite wird von ihnen verlangt, dass sie mit 70 noch employable sind. Das geht gar nicht.» Doch es fehlten pädagogische Konzepte für diese Zielgruppe: «Jemand mit 50 Jahren oder mehr, hat zwar Lust noch etwas zu lernen, aber nicht für eine Prüfung zu pauken, um sich anschliessend ein Zertifikat an die Wand zu hängen.»

Hierarchien nicht respektiert

Die Zielgruppe der jüngeren Mitarbeitenden standen im Zentrum des Vortrags von Charles Donkor, Leiter HR-Beratung bei PWC Schweiz. Mit einer Anekdote, von der jungen Kollegin, die sich weigerte für eine Kundenpräsentation ihr Zungenpiercing zu entfernen, eröffnete er sein Referat über die Generation Y - Führen im Twitter-Stil. Wie viele Vorgesetzte empfand auch er die Weigerung zunächst als Respektlosigkeit. «Die nonverbale Aussage der jungen Mitarbeiterin war jedoch: Deine Argumente haben mich nicht überzeugt.» 

Tatsächlich, so Donkor, sei es an der Zeit alte Werte zu überdenken. So wie ein Piercing heutzutage kein Akt der Provokation mehr ist, ist für die Generation Y das Wort des Vorgesetzten nicht automatisch Gesetz. «Diese Generation will verstehen und den Sinn dessen sehen, was sie und auch das Unternehmen machen. Sie respektieren jemanden aufgrund von Wissen und Kompetenz, nicht aufgrund der Hierarchiestufe.»

Millennial-Strategien wirken kontraproduktiv

Überhaupt seien die Wünsche der Generation Y keinesfalls neu. Auch vorherige Generationen haben sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gewünscht. Neu sei jedoch, dass diese Wünsche jetzt deutlich akzentuierter seien und dass die heutigen Mitarbeitenden bereit sind, die Konsequenzen zu tragen, wenn ihnen die Unternehmen nicht entgegenkämen.

Das heisst laut Donkor aber nicht, dass sich Unternehmen nun schleunigst eine so genannte Millennial-Strategie zulegen sollten, um von den geburtenschwächeren Jahrgängen ihren Anteil anwerben zu können. «Nachhaltig ist nur eine Strategie, die auf Wachstum und Innovation ausgerichtet ist. Dann ist man auch attraktiv für diese Mitarbeiter.»

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