Betriebliches Gesundheitsmanagement

Glückliche Mitarbeiter leisten mehr

Betriebliches Gesundheitsmanagement basiert in der Regel auf dem Nachsorgeprinzip: Es geht darum, Schwierigkeiten rasch zu erkennen und anzupacken. Das Vorsorgeprinzip, Schwierigkeiten erst gar nicht entstehen zu lassen, wurde bisher nur mit der Gestaltung der Rahmenbedingungen umgesetzt.  Mit der Positiven Psychologie gibt uns die Wissenschaft Erkenntnisse in die Hand, Gesundheit anders zu verstehen und mit einem völlig neuen Ansatz zu managen.     

Es gehört zu den fundamentalen Erkenntnissen der Positiven Psychologie, dass Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung länger leben. Dabei handelt es sich nicht nur um eine statistische Zwängerei, sondern um einen sehr deutlichen Zusammenhang: Die Wahrscheinlichkeit, das 85. Lebensjahr zu erreichen, ist weit mehr als doppelt so hoch für Optimisten als für Pessimisten. Für ein langes Leben spielt aber nicht nur die Lebenseinstellung eine Rolle, sondern auch, ob uns Gutes widerfährt und ob wir unser Leben für wichtig und sinnvoll halten. So werden Gewinnerinnen und Gewinner des Oskars, der begehrten Auszeichnung der Filmindustrie, durchschnittlich vier Jahre älter als ihre Kolleginnen und Kollegen, welche dazu nur nominiert waren, ohne zu gewinnen.

Glück bedeutet Gesundheit

Diese Erkenntnis ist durchaus auch für Unternehmen ausserhalb der Gesundheitsbranche wichtig. Denn glücklichere Menschen leben nicht nur länger, sie sind auch gesünder und leisten mehr. Weniger Stresshormone, ein stärkeres Immunsystem und seltenere Arztbesuche wurden festgestellt, aber auch ein besser Umgang mit psychisch belastenden Situationen. Darunter würde durchaus eine vorgesetzte Person fallen, die sich wenig wertschätzend verhält oder etwa die dritte Reorganisation einer Abteilung innert zwei Jahren. Dinge also, die im Geschäftsalltag normal sind, auch wenn man sie vermeiden möchte.

Praxispartner gesucht

Für Forschungs-Studien im Bereich der Glücksforschung sucht die Berner Fachhochschule nach Unternehmen, Organisationen oder Verwaltungen als Praxispartner, die interessiert sind, Positive Interventionen und Ansätze der positiven oder achtsamen Führung systematisch auszutesten. Interessierte melden sich direkt bei alexander.hunziker(at)bfh.ch.

Mitarbeitende glücklicher machen

Aber können Unternehmen die Mitarbeitenden tatsächlich glücklicher machen? Was vielen spontan in den Sinn kommt, funktioniert nicht wirklich: Mehr Lohn. Zwar freut man sich über eine Lohnerhöhung, die Freude ist jedoch rasch verpufft. Dies nennt man  «Gewöhnungseffekt»: An die meisten Dinge, die Freude bereiten, gewöhnt man sich rasch. Es ist deshalb zu erwarten, dass Dinge wie ein angenehmer Arbeitsplatz oder ein kostenloses Fitnessabo wohl eine höhere Mitarbeiterbindung bewirken, das Glückniveau jedoch nicht beeinflussen.

Studien zu «positiven Interventionen» zeigen einen anderen Weg auf. Dabei handelt es sich um Aufgaben, die darauf abzielen, positive Gefühle zu wecken. Da ist beispielsweise der Auftrag, über drei persönlich bedeutsame, positive Erlebnisse zu schreiben. Die Teilnehmenden berichteten später nicht nur eine über höhere Lebenszufriedenheit, sondern auch über eine bessere Gesundheit. Drei Monate nach der Glücksintervention wurde objektiv festgestellt, dass sie weniger oft zum Arzt gegangen sind. Dieses Resultat ist sehr erstaunlich, denn die absolvierte Übung ist relativ bescheiden im Vergleich zum erzielten Effekt.

Eine praktische Herausforderung wurde bisher von der Forschung jedoch übersehen: Der soziale Kontext der Positiven Interventionen. Das übliche Setting ist, Studierende an einer Universität zur Teilnahme an einem psychologischen Experiment zu verpflichten. An der Berner Fachhochschule zum Beispiel entschied man sich, positive Interventionsaufgaben an ein freiwilliges Unterrichts-Modul mit Präsenzunterricht und Fachlektüre zu knüpfen. Eine ausführliche Beschreibung erscheint hier. Andere Settings dürften aber nötig sein, um Positive Interventionen auch in der Geschäftswelt zu etablieren. Dieser letzte Schritt zu glücklicheren, gesünderen und leistungsfähigeren Mitarbeitenden ist zwar nicht simpel, erscheint jedoch machbar.

Glücksökonomie und mehr

Die Berner Fachhochschule bietet einen Fachkurs in Glücksökonomie an. Er startet im November 2015. Weitere Fachkurse sind in Entwicklung: «Mindful Leadership» und «Positive Leadership». Weitere Informationen: www.wirtschaft.bfh.ch/fachkurse

 

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Prof. Dr. Alexander W. Hunziker ist Dozent an der Berner Fachhochschule. Er unterrichtet «Happiness- and behavioral Economics» im Bachelorstudium und leitet einen Fachkurs in Glücksökonomie für Fach- und Führungskräfte.

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