Umfrage

HR-Abteilungen im öffentlichen Sektor vor grossen Herausforderungen

Das Personalmanagement im öffentlichen Sektor ist selten Gegenstand von Untersuchungen. Dabei ist die Öffentliche Hand der grösste Arbeitgeber der Schweiz. Eine Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte zeigt, vor welchen Herausforderungen das HR dort steht.

Dringendstes Problem ist - analog zur Privatwirtschaft - der Fachkräftemangel und die Überalterung der Belegschaft. Darüber hinaus hat der öffentliche Sektor aber noch ein drittes Problem: «Er ist zwar sehr erfolgreich darin, junge Akademiker einzustellen, tut sich aber schwer, sie zu halten», sagt Matthias Scherler, als Partner bei Deloitte für den Public Sector verantwortlich. «Die Strukturen sind zu wenig flexibel, um dieser wichtigen Mitarbeitergruppe attraktive Karrierewege aufzuzeigen.» Dort müssten die einzelnen Behörden frühzeitig Massnahmen ergreifen, um das Fluktuationsrisiko einzudämmen.

Eine weitere Herausforderung ist die Lohngestaltung. Denn Bund, Kantone und Gemeinden sind darin längst nicht so frei wie privatwirtschaftliche Unternehmen. Bis zur mittleren Kaderebene könne die Öffentliche Hand zwar recht gut mithalten, so Scherler. Beim Topmanagement, wo Löhne in der Privatwirtschaft bei 280'000 Franken pro Jahr und höher lägen, sei sie aber nicht mehr konkurrenzfähig.

Grundsätzlich haben die Personalabteilungen aber mit den gleichen Problemen zu kämpfen: Die Anforderungen haben sich wie in der Privatwirtschaft grundlegend gewandelt. «Die Aufgaben haben sich in Richtung Projektarbeit verschoben. Darauf ist die Öffentliche Hand mit ihren Strukturen aber nicht vorbereitet», so Scherler. Zudem hinke der öffentliche Sektor der Privatwirtschaft immer ein wenig nach: «Jede Veränderung im Personalmanagement braucht den Support von ganz oben. Im öffentlichen Sektor ist das nun mal die Regierung. Diese Tatsache verlangsamt den Change», so Scherler. Die grundlegenden Voraussetzungen, um integrierte Prozesse aufzusetzen, seien in den vergangenen 20 Jahren jedoch geschaffen worden. «Jetzt müssen die HR-Abteilungen nur noch darauf aufbauen.»

Was sehen Sie als die grössten Herausforderungen im Personalbereich für die nächsten drei Jahre?

  • Employer Branding - Positionierung als attraktiver Arbeitgeber trotz gedeckelter Lohnentwicklung
  • Führungskräfteentwicklung und die Entwicklung geeigneter Laufbahnmodelle
  • Change Management
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement
  • Fehlendes Know-how bei Auszubildenden und Wissenstransfer der in Ruhestand gehenden Baby Boomers
  • Strategisches Personalmanagement unter Nutzung geeigneter Personalkennzahlen

Auswahl an Antworten aus der Umfrage unter 118 Personal- und Finanzverantwortlichen.

Nachholbedarf gibt es -  bis auf wenige Ausnahmen - vor allem auch beim Wandel der Personalabteilungen hin zum strategischen Partner. Mehr noch als in der Privatwirtschaft ist das HR der Öffentlichen Hand vor allem stark mit administrativen Aufgaben beschäftigt und kann so wenig mitgestalten. «Es ist Aufgabe der Linie, die Wichtigkeit des Themas Personalmanagement anzuerkennen. Erst dann kann das HR voll in diese Rolle hineinwachsen», betont Scherler. 

Was sind die wichtigsten Initiativen im Personalbereich für die nächsten drei Jahre? 

  • Wandel des HRM hin zur wertschöpfenden Personalarbeit
  • Besseres Talentmanagement
  • Effizienz- und Qualitätsverbeserungen durch HR-Dienstleistungszentren
  • Laufbahn- und Nachfolgeplanung
  • Gewinnung besserer Daten aus HR-Systemen

Auswahl an Antworten aus der Umfrage unter 118 Personal- und Finanzverantwortlichen.

  • Die HR-Umfrage wurde im April 2012 erstmals in der Schweiz durchgeführt. Zielgruppe waren Personal- und Finanzverantwortliche des Bundes auf Ebene der Departemente, Kantone, Städte und bundesnaher Betriebe. Insgesamt beantworteten 118 der angeschriebenen Umfrageteilnehmer den Fragenkatalog. 66 Prozent davon sind als Personalverantwortliche tätig.
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