HR-Chef mit Jus im Blut: René Lichtsteiner

Was bringt Ihnen Ihr juristischer Hintergrund für den Berufsalltag im HR?

Mein juristisches Lizenziat an der Universität Freiburg und mein Anwaltspatent liegen schon rund 35 Jahre zurück und ich habe bereits 1991 von der Tätigkeit als Leiter der Rechtsabteilung in die Rolle des Leiters Human Resources bei der ABB Schweiz gewechselt. Ich kann die an der Universität gelernten Inhalte nicht mehr anwenden, weil sie entweder nicht relevant oder veraltet sind. Was ich aber weiterhin sehr gut nutzen kann, ist die Arbeitsmethode von der sauberen Problemerfassung über die Evaluation von Varianten, die Bewertung der Risiken der einzelnen Varianten und die ehrliche Präsentation der Möglichkeiten. Es zeigt sich immer wieder, dass der juristische «Drill» im Alltag zu überzeugenderen Resultaten führt. Ebenfalls sehr hilfreich ist das breite Wissen über rechtlich durchdrungene Phänomene in allen Bereichen des Arbeitslebens sowie das föderale und internationale Zusammenspiel. Der grösste praktische Nutzen liegt jedoch beim Erkennen und Gestalten menschlicher Beziehungen, was einen sehr grossen Teil der juristischen Ausbildung und Praxis ausmacht.

Weshalb haben Sie sich als Jurist für eine Karriere im HR entschieden?

Einerseits zufällig, weil zum Zeitpunkt eines Karrieregesprächs mit dem CEO von ABB Schweiz gerade die Position des Personalchefs frei geworden war. Andererseits auch bewusst, weil die HR-Tätigkeit zwar intellektuell weniger herausfordernd, aber menschlich viel befriedigender ist und erheblich mehr Gestaltungsspielraum bietet.

Bei welchen Themen, mit denen Sie sich in der HR-Praxis auseinandersetzen, kommt Ihnen der juristische Background am meisten zugute?

Wenn es darum geht, die richtige Mischung zu finden zwischen der juristischen Präzision und Risikovermeidung sowie der Gestaltung des unternehmerischen Spielraums. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Regelung der Arbeitszeit.