Marco Scattolin (42), Logistiker (90%), Thomann Nutzfahrzeuge AG
«Ich arbeite seit Sommer 2009 in einem Teilzeitpensum bei der Firma Thomann Nutzfahrzeuge AG in Schmerikon. Am Anfang reduzierte ich von 100 auf 70 Prozent. Heute beträgt mein Arbeitspensum 90 Prozent. Meine Frau und ich haben uns schon vor der Geburt unseres ersten Kindes Gedanken dazu gemacht, wie unser Familienleben aussehen soll. Wir fanden es enorm wichtig, dass die Kinder mit beiden Elternteilen möglichst viel Zeit verbringen können. So erleben die Kinder Mama und Papa, und wir können beide die Kinder aufwachsen sehen. Die grössten Bedenken hatte ich, weil ich der einzige in der Abteilung war, der ein solch spezielles Arbeitszeit-modell anstrebte.
Kollegen einbeziehen
Mein Vorgesetzter liess über meinen Vorschlag demokratisch abstimmen mit der Idee, dass das Team von Anfang an involviert sein sollte. Meine Hauptargumente für das Arbeitszeitmodell bestanden darin, dass ich einerseits bereit war, am Abend länger im Geschäft zu bleiben und dass ich andererseits jeden Samstag arbeiten würde. Somit konnte verhindert werden, dass bei den anderen Arbeitskollegen übermässig viele Überstunden entstehen. Da die Arbeitskollegen in den Entscheid miteinbezogen wurden, gab es bei der Umsetzung eigentlich kein negatives Echo. Meine Arbeitskollegen mussten sich einfach etwas daran gewöhnen, dass ich nicht immer im Geschäft anwesend bin. Manchmal werde ich dafür angefragt, ob ich bei personellen Engpässen an einem freien Tag einspringen könne. Diese Zeit kann ich aber wieder kompensieren.
Meine Einstellung zum Berufsleben ist nach wie vor positiv. Im Teilzeitpensum stört mich Mehraufwand im Geschäft etwas weniger, ver-glichen mit der Zeit, als ich noch 100 Prozent arbeitete. Durch die Reduktion des Arbeitspensums profitiert nicht nur die Familie, sondern auch ich als Person, da ich mehr Zeit für mich habe, die ich selber gestalten kann. Ich sehe die Kinder auch tagsüber und eben nicht nur am Abend. Das macht viel Spass!
An meinen freien Halbtagen werde ich schon ab und zu von einem Arbeitskollegen angerufen. Umso wichtiger ist es, dass Pendenzen sorgfältig und genau übergeben werden, damit alles reibungslos abläuft. Viele Männer versuchen gar nicht erst, einen Wunsch nach Teilzeitarbeit zu äussern, weil sie denken, dass es nicht gutgeheissen wird, wenn sie nicht Vollzeit arbeiten. Sicherlich ist es so, dass vielen Männern diese Möglichkeit nicht geboten wird. Aber man erreicht eben nur etwas, wenn man seine Wünsche auch äussert. Es ist sicher möglich, im Teilzeitpensum auch eine Führungsfunktion innezuhaben. Das Pensum darf aber nicht zu klein sein und die Bedingungen müssen für beide Seiten 100 Prozent stimmen. Es wäre schön, wenn auch in anderen Firmen die Personalabteilung offen für Teilzeitarbeit von Vätern wäre. Es ist nicht nur für die Familie ein Gewinn, sondern auch für das Geschäft.»