HR Today Nr. 5/2018: Fokus Forschung

Humor bei Führungskräften birgt Chancen und Gefahren

Sinn für Humor kann Führungskräften dabei helfen, andere zu gewinnen und zu motivieren und bleibende Momente 
zu kreieren. Das zeigt eine internationale Studie aus China, Singapur und den USA.

In der Forschung hat das Thema Humor erst wenig Aufmerksamkeit erhalten. Eine kürzlich erschienene Studie von Kai Chi Yam und seinen Kollegen aus China, Singapur und den USA widmet sich nun erstmals den Auswirkungen von humorvollen Führungspersonen auf die Mitarbeitenden.

In einem ersten Teil der Studie wurde bei 215 chinesischen MBA-Studenten untersucht, welchen Effekt humorvolle Führungspersonen auf das normabweichende (deviante) Mitarbeiterverhalten haben. In einem zweiten Teil replizierten die Forscher die Ergebnisse mit 288 amerikanischen Beschäftigten und untersuchten zusätzlich den Effekt auf das Mitarbeiterengagement.

Die Forscher finden Bestätigung für ihre Hypothese, dass Humor ein zweischneidiges Schwert ist:

  • Einerseits signalisieren Führungskräfte mit Sinn für Humor, dass sie offene Personen sind, die den Austausch mit den Mitarbeitenden suchen. Dadurch wird die Beziehung zwischen den Mitarbeitenden und Vorgesetzten verbessert, was zu einer Steigerung des Mitarbeiterengagements führt.
  • Andererseits stellt Humor per Definition eine (meist minime) Verletzung sozialer Normen dar. Eine Führungsperson, die am Arbeitsplatz Humor zeigt, verhält sich also normverletzend und signalisiert, dass solches Verhalten akzeptiert ist. In der Folge verstärkt sich das deviante Verhalten von Arbeitnehmenden.

Ist der Humor der Führungskräfte jedoch nicht nur leicht normverletzend, sondern aggressiv (zum Beispiel  sexistische und rassistische Witze), zeigen sich  folgende Reaktionen:

  • Die Wahrnehmung der Mitarbeitenden verstärkt sich, dass eine Abweichung von der sozialen Norm am Arbeitsplatz legitim ist.
  • Es reduziert sich die Wahrnehmung, dass die Führungsperson eine gute Mitarbeiter-Vorgesetzten-Beziehung möchte, was das Mitarbeiterengagement hemmt.
  • Folgende Implikationen können aus dieser Forschungsarbeit für die Praxis abgeleitet werden:
  • Humor beeinflusst die Unternehmenskultur und soziale Normen am Arbeitsplatz, weshalb positiver Humor eine einfache und günstige Strategie für ein entspanntes und motivierendes Arbeitsumfeld ist.
  • Starke Identifikation und gute Sozialisierung der Mitarbeitenden mit den normativen Werten des Unternehmens helfen bei der Vorbeugung von negativen Folgen von Humor.
  • Aggressiver Humor gehört nicht an den Arbeitsplatz und muss in der Führungsausbildung thematisiert werden.

Quelle:

Yam, K. C., Christian, M. S., Wei, W., Liao, Z., Nai, J. (2018). The Mixed Blessing of Leader Sense of Humor: Examining Costs and Benefits. Academy of Management Journal, 61(1), 348–369.

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Dr. Lea Rutishauser ist Ober­assistentin am Center für Human Resources Management an der Universität Luzern, und Mitgründerin des Start-ups «HR ConScience».

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