Stressprophylaxe

Im Stresstest

Die Krankenversicherung Swica hat mit dem Stressbarometer 
S-Tool die Belastungs-Grosswetterlage im eigenen Betrieb ermittelt. Das Umfrage-Instrument ermöglicht den Verantwortlichen, bei Stressherden gezielt für Abkühlung zu sorgen – und es gibt jedem Teilnehmer individuelle Entlastungstipps.

Will ein Unternehmen wissen, wo es bezüglich Stress steht, schaut es zuerst zwei Dinge an: Welches sind die Stress verursachenden Faktoren, die sogenannten Stressoren? Und welches sind die Ressourcen, die den Stressoren entlastend entgegenwirken? Und schliesslich: Wie können die Stressoren vermindert und die Ressourcen erhöht werden?

Aussen höflich, innen wütend  

Diesem Test hat sich die Swica unterzogen. Die Krankenversicherung hat mit der Online-Umfrage S-Tool der Gesundheitsförderung Schweiz ermittelt, dass ihre 1500 Angestellten vor allem mit vier Stressoren zu kämpfen haben: Zeitdruck, Arbeitsunterbrechungen, langem Sitzen und trockener Luft sowie mit emotionaler Dissonanz. Letzteres bedeutet, gegen aussen andere Emotionen vorzugeben, als man innerlich fühlt. Also zum Beispiel höflich und freundlich sein zu müssen, obwohl es einem schlecht geht – ein klassischer Stressor in Dienstleistungsunternehmen. Auf der anderen Seite wirken besonders drei Ressourcen entlastend: Partizipation, Arbeitsplatzsicherheit und unterstützendes Vorgesetztenverhalten.

Das Stressbarometer S-Tool

Das S-Tool ist ein Umfrage-Instrument für Unternehmen: Mittels internetbasiertem Fragebogen können sie sich einen detaillierten Überblick über den Stress im Betrieb verschaffen. Das Tool liefert automatisch generierte Ergebnisse auf Team-, Abteilungs- und Unternehmensebene. Es existieren die Versionen S-Tool free (gratis) und S-Tool professional (5.80 Franken pro an die Befragung eingeladene Person).

 www.s-tool.ch

Kommunikation auf allen Stufen 

Zu insgesamt 70 Messgrössen hat die Swica Ergebnisse erhalten, von der Arbeitszufriedenheit bis zur Wertschätzung. Die Umfrage fand im März 2013 statt, inzwischen laufen erste Massnahmen an. «Der Umgang mit Stress ist für einen Teil der Mitarbeiter ein wichtiges Thema, deshalb lancieren wir einen Stressmanagement-Kurs», sagt Remo Rüegger, Spezialist für betriebliche Gesundheitsförderung bei der Swica und S-Tool-Projektleiter. Weitere Massnahmen werden folgen.

Remo Rüegger ist Spezialist für betriebliche Gesundheitsförderung bei der Swica Krankenversicherung AG. Er leitet das interne Projekt S-Tool.

 

Die Swica hat das Projekt S-Tool nicht nur für den Eigengebrauch durchgeführt. Sie wird das Instrument künftig auch ihren Firmenkunden nahebringen, wenn diese den Stress im eigenen Unternehmen senken wollen. Deshalb hat sich Remo Rüegger intensiv mit dem Instrument befasst: «Wichtig für den Erfolg des S-Tool ist das Commitment der Geschäftsleitung. Sie muss sich im Klaren sein, dass durch notwendige Massnahmen Kos-ten entstehen können.» Und auch die Projektleitung erfordere Ressourcen. Weiter sei eine intensive Kommunikation auf allen Stufen erforderlich. Dazu gehört nicht zuletzt die Information, dass Anonymität gewährleistet ist, denn die Daten werden extern gespeichert, die Firma hat keinen Zugriff darauf.

In neun Sprachen verfügbar

«Ein Vorteil des S-Tool ist, dass es neben dem Basis-Umfragemodul über Zusatzmodule wie zum Beispiel ‹Umgang mit Kunden›, ‹Burnout› oder ‹Work-Life-Balance› verfügt», sagt der Gesundheitsfachmann. Ausserdem ist es in neun Sprachen verfügbar und schickt jedem Teilnehmer unmittelbar nach Ausfüllen des Fragebogens ein automatisiertes Feedback zu persönlichen Stressoren und Ressourcen, inklusive Entlastungstipps.

Ein Nachteil sei, dass nicht jede Organisationsform – etwa eine Matrixorganisation – optimal im Instrument abgebildet werden kann. Und dass Ergebnisse pro Gruppe oder Team erst ab zehn Teilnehmern ausgewiesen werden, ansonsten fliessen deren Daten auf die nächsthöhere Ebene: «Für unsere dezentrale Organisation mit kleinen Teams bedeutet das, dass es nicht für alle Gruppen ein Resultat gibt – aber aus Datenschutzgründen ist das natürlich sinnvoll», so Remo Rüegger.

Die Swica hat aber den Überblick sowohl über die Gesamtorganisation wie auch über die Geschäftsstellen. Remo Rüegger wird also an den einzelnen Swica-Standorten mit dem Kader die konkreten Belastungen angehen können – das ist eines der geplanten Projekte. Rüegger zieht zum bisherigen Projektverlauf eine positive Bilanz: «Das S-Tool erlaubt es, das Thema Stress fokussiert, aber doch sehr breit gefächert zu betrachten.»

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Franziska Meier ist Redaktorin und Produzentin mit langjähriger Erfahrung im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich. Als Chefredaktorin des Magazins «fit im job» sowie als Fachredaktorin der Zeitschrift «HR Today» hat sie sich auf das Thema «Mensch, Arbeit & Gesundheit» spezialisiert. Zu ihren journalistischen Schwerpunkten gehören insbesondere Persönlichkeitsentwicklung, Coaching, Stressprävention und betriebliches Gesundheitsmanagement. Achtsamkeit praktiziert sie manchmal im Schneidersitz, öfter jedoch auf ihren Spaziergängen rund um den Türlersee.

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