Arbeitsmarkt

Jobsharing: Schweizer Unternehmen mit Nachholbedarf

Teilzeitarbeit zählt bei der Mehrzahl der Schweizer Unternehmen zu den Standardangeboten für flexible Arbeitsmodelle. Beim Thema Jobsharing sieht es hierzulande, im Vergleich zu den europäischen Nachbarn, weniger rosig aus. Der Personaldienstleister Robert Half hat in seiner aktuellen Studie 1200 HR-Manager in Europa dazu befragt.
 

Zürich (pd/mw). Beim Thema Jobsharing gibt es für Schweizer Unternehmen einiges aufzuholen. Mit 19 Prozent liegen sie aktuell auf dem vorletzten Platz. Nur in Deutschland bieten noch weniger Firmen ihren Mitarbeitenden Jobsharing an. Im europäischen Durchschnitt gehört das Angebot eines Jobsharings inzwischen bei 25 Prozent der Arbeitgeber zu den möglichen Arbeitsmodellen. Spitzenreiter in Europa ist Grossbritannien. Fast die Hälfte der britischen Firmen gestatten ihren Mitarbeitenden das Teilen einer Stelle als Option für flexibles Arbeiten.

Welche Arbeitsmodelle bietet Ihr Unternehmen aktuell an?

 EuropaCHDGBAFBNL
Job-Sharing25%19%15%48%22%19%23%23%
Teilzeit71%70%76%73%68%63%68%78%
Flexible Arbeitszeiten54%56%70%50%67%43%48%55%
Home Office/Telearbeit34%27%40%38%38%20%34%40%
Vaterschaftsurlaub (zusätzlich zu gesetzlich vorgesehenen Zeiten)40%33%41%59%39%16%44%43%

Die Gründe, warum Unternehmen hierzulande noch skeptisch sind, zeigt die Umfrage auf. Knapp ein Drittel der hiesigen HR-Manager betrachtet dieses Arbeitsmodell als ineffizient im Hinblick auf die geschäftlichen Anforderungen. Über ein Viertel der Befragten finden, dass Jobsharing die Zusammenarbeit im Team erschwere oder das Management komplizierter mache. Und jeder Fünfte ist der Meinung, dass die Aufgaben physische Präsenz am Arbeitsplatz erfordern.

Jobsharing und Mitarbeiterbindung

«Unternehmen, die sich als moderne Arbeitgeber präsentieren möchten, sollten den Aufwand jedoch nicht scheuen das Modell auch für verantwortungsvolle Positionen anbieten», kommentiert Sven Hennige, Senior Managing Director für Zentraleuropa und die Niederlande bei Robert Half, die Ergebnisse. «Obwohl Schweizer Firmen schon eine ganze Reihe an flexiblen Arbeitsmodellen umsetzen, können sie mit Jobsharing qualifizierte Fachkräfte für sich gewinnen und dauerhaft an sich binden».

Sven Hennige regt dazu an, moderne Kommunikationsmittel und technische Möglichkeiten zu nutzen, um die Zusammenarbeit effektiv zu gestalten und so das Arbeitsmodell für alle Seiten attraktiver zu machen. Grundvoraussetzung sei allerdings, dass die Chemie zwischen den «Jobsharern» stimme und die Zusammenarbeit effizient funktioniere.

Das sollte beachtet werden

Gemäss Sven Hennige gibt es aber gewisse Dinge, die zu beachten sind. Zum einen die organisatorischen Herausforderungen: «Jobsharing erfordert viel Disziplin, besonders bei der Kommunikation – nicht nur von den betreffenden Mitarbeitern, sondern auch vom Unternehmen und von den Kollegen.» Zudem könne die Abstimmung mit dem Job-Partner problematisch werden. Um unnötige Diskussionen zu vermeiden, helfe es sehr, wenn beide Mitarbeiter menschlich harmonieren und die gleiche Verantwortung übernähmen. Auch sei eine ständige Übergabe notwendig.

Neben Disziplin und Organisationstalent sollten, so Sven Hennige, Tools, wie Excel-Listen oder ein gemeinsamer Kalender, eingesetzt werden, welche die Einsicht in die Prozesse des jeweils anderen erleichtern. Und er rät den Unternehmen, die Kosten zu kalkulieren. Denn für zwei Teilzeitstellen können Mehrkosten, beispielsweise durch höhere Sozialabgaben, anfallen. Jedoch zahle sich das für den Arbeitgeber in der Regel aus, da eingearbeitete Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen gebunden werden.

Würden diese grundlegenden Dinge beachtet, dann könnten Unternehmen jedoch viel profitieren, «denn zwei Mitarbeiter füllen die Stelle mit ihren unterschiedlichen Stärken aus. Dadurch entstehen Synergieeffekte für einzelne Projekte und das Unternehmen», erklärt Sven Hennige. Jeder kenne die Themen und Projekte des anderen und könne diese deshalb nahtlos bearbeiten. Hohes Arbeitsaufkommen könne so besser bewältigt werden. Zudem sei so auch die Urlaubs- und Krankheitsvertretung geregelt und es stehe immer ein Ansprechpartner zur Verfügung.

Wer nutzt Jobsharing

Prinzipiell sei Jobsharing für beide Geschlechter, alle Generationen und verschiedenste Hierarchiestufen geeignet: «wir stellen jedoch fest, dass dieses Modell häufiger von Frauen genutzt wird, die mehr Zeit für die Familie haben möchten, aber auf anspruchsvolle Aufgaben im Job nicht verzichten wollen» erklärt Sven Hennige.

Das Jobsharing-Modell sei besonders in der IT, im Marketing aber auch im Projektmanagement weiter verbreitet ist als in anderen Bereichen.  Wenn Mitarbeitende eine Weiterbildung machen oder teilweise freiberuflich arbeiten möchten, werde Jobsharing oft auch nur für einen begrenzten Zeitraum genutzt.

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