Kreativitätstechniken oder wie ein Löffeltoaster entsteht
Ohne Kreativität keine Innovation, keine neuen Produkte, keine neuen Impulse. Doch wie fördert man Kreativität am Arbeitsplatz? Chris Brügger, Partner von Denkmotor, stellt verschiedene Kreativitätstechniken vor.
Mit Hilfe von Kreativitätstechniken kommen Teams auf erstaunliche Ideen. (Bild: 123RF)
Etwas Neues entwickeln, das Umsetzungspotenzial hat. Das ist für Chris Brügger die Definition von Kreativität. Für Unternehmen bedeutet das auch: Eine Zielgruppe zu finden, die für die Idee zahlt. Je besser die Idee, desto besser lässt sich auch das Produkt verkaufen.
Zuerst aber müssen Einfälle her. Hilfreich sind Kreativitätstechniken. Und davon gibt es viele. «Die bekannteste ist das Brainstorming», erzählt Brügger, dessen Firma Denkmotor sich auf die Themen Innovation und Kreativität spezialisiert hat: Eine Anzahl Leute tauscht sich gemeinsam aus. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Brainwriting: Hier geht es darum, die Ideen aufzuschreiben. Dabei gilt das Rezept 635: 6 Personen erhalten 3 Blätter pro Person und geben dieses 5 Mal weiter. Jeder notiert auf seinem Blatt einen Vorschlag, gibt es dann dem nächsten. Dieser entwickelt den Gedanken weiter und händigt dann den Zettel seinem Nachbarn aus. «Das Ganze dauert nur etwa eine Viertelstunde, man findet schnell Ideen, kein Vorschlag wird kritisiert und es gibt auch keine Hierarchien», zählt Brügger die Vorteile des Brainwritings gegenüber dem Brainstorming auf.
Eine weitere chaotisch-intuitive Methode nennt sich semantische Intuition. Die Teilnehmer setzen zwei Begriffe zusammen, die eigentlich nicht zusammenpassen. Aus den Wörtern Löffel und Toaster wird so der Löffeltoaster oder Toasterlöffel. «Diese Technik eignet sich vor allem für die Entwicklung von Produkten», sagt der Experte.
Beim Mittel der Provokation wird Selbstverständliches hinterfragt oder weggelassen: Wie kommt man mit einem Auto ohne Räder trotzdem von A nach B? Oder man macht das Objekt zum Subjekt: Der Passagier bedient die Flight Attendant. Diese Methode sei aber eher für Kreativ-Erfahrene geeignet, betont Brügger.
Neues Produkt aus ungewöhnlicher Kombination
Neben den chaotisch-intuitiven existieren auch strukturierte Methoden wie die Morphologische Matrix. Diese aufwendige Technik wird vor allem im Ingenieurkontext angewendet. Einerseits überlegen die Teilnehmer, was zum Beispiel alles zu einem Behälter gehört, etwa Verschluss, Flasche, Form. Zu jedem dieser Hauptbegriffe werden dann Beispiele gesucht. Bei Verschluss steht dann auf der Matrix Drehverschluss, Klappverschluss, Bügelverschluss. Danach überlegen sich die Leute, was eine ungewöhnliche Kombination ergibt und setzen daraus idealerweise ein neues Produkt zusammen.
Bei der Osborn-Checklist ist die Idee, anhand einer Frageliste ein bereits bestehendes Produkt zu verbessern. Um den Dienstleistungsprozess geht es bei der Kunden-Nutzen-Matrix: Was erlebt der Kunde, wenn er die Dienstleistung bezieht? Wie kann man die Dienstleistung für den Kunden vereinfachen, die Risiken minimieren, Spass reinbringen?
Flache Hierarchien und ein offenes Ohr nötig
Damit Mitarbeiter ihre Kreativität entfalten können, braucht es ein offenes Arbeitsumfeld mit flachen Hierarchien, denn bei Kreativität geht es immer um ein Zusammenspiel zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Damit jemand aber überhaupt auf spannende Ideen kommt, muss er gemäss Brügger erstens genügend Fachwissen haben, zweitens über Eigenmotivation verfügen und drittens eine gewisse kreative Denkfähigkeit haben.
Von Unternehmensseite her ist Vertrauen in die Mitarbeitenden zentral, zudem sollte die Ideen-Umsetzung unterstützt und die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. «Zeit ist als Ressource essentiell. Ohne Freiraum passiert gar nichts.» Dann spielt auch eine Rolle, ob die Idee vom Chef überhaupt gehört wird und der Mitarbeitende dafür positives Feedback erhält. Falls nicht, wird er sich kaum mehr Mühe geben, seine Gedanken dem Boss mitzuteilen.
Was genau Kreativität bringt, lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. «Aber möglicherweise führt eine Idee zu einem neuen Produkt oder einer neuen Dienstleistung», sagt Brügger.
Veranstaltungshinweis
Am 30. Janaur 2014 referiert Chris Brügger (Bild) am Event «Creativity Goes To Work» über Kreativitätstechnologien. Am gleichen Anlass ist auch die amerikanische Kreativitätsexpertin Denise Jacobs zu Gast. Die Veranstaltung wird vom Start-up Inspire925 organisiert.