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Künstliche Intelligenz hält Einzug im HR

In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz Gegenstand vieler Debatten und Begehrlichkeiten ist, bleibt der Personalabteilung diese Diskussion nicht erspart. Doch wie kann KI HRM-Aktivitäten verändern? Überblick über eine neue Realität.

Über künstliche Intelligenz (KI) wird in letzter Zeit viel gesprochen, insbesondere seit der durchschlagenden Wirkung von ChatGPT. Auch die HR-Funktion bleibt von dieser technologischen Revolution nicht verschont: HR-Expertinnen stehen einem sich ständig verändernden Umfeld gegenüber, in dem technologische Fähigkeiten und Datenanalyse eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Einführung von KI bietet in diesem Bereich spannende neue Möglichkeiten, birgt aber auch nicht zu unterschätzende Herausforderungen.

Dank KI ist es beispielsweise möglich, in Rekordzeit dreimal mehr relevante Kandidatinnen und Kandidaten zu finden und viermal weniger Vorstellungsgespräche zu führen. Mit anderen Worten: KI revolutioniert diese HR-Aktivität. Dennoch wäre es utopisch zu glauben, KI-Algorithmen seien völlig frei von Vorurteilen – genauso wenig wie menschliche Personalvermittler – , die zu ­verschiedenen Formen der Diskriminierung führen können.

Darüber hinaus kann KI die Fähigkeiten von Mitarbeitenden ­erkennen, ihnen automatisch dazu passende Stellen vorschlagen und gleichzeitig jene Vakanzen berücksichtigen, die zu den ­Weiterentwicklungswünschen der Mitarbeitenden passen. Dafür identifiziert die Technologie relevante Profile für ein bestimmtes Stellenangebot, erkennt Kompetenzlücken und gibt Weiter­bildungsempfehlungen. Damit das gelingt, müssen jedoch die Kompetenzen und Wünsche der Mitarbeitenden korrekt erfasst und ausgewertet werden.

Feedback durch künstliche Intelligenz

KI kann Daten zur Mitarbeiterleistung analysieren, personalisiertes Feedback geben, beurteilen, ob zuvor festgelegte Ziele erreicht wurden, und Verbesserungen empfehlen. Das, sofern die Daten vorhanden sind und tatsächlich Aufschluss über die Leistung geben. Dafür benötigt KI grössere verfügbare Informationsmengen über Mitarbeitende. Datenvertraulichkeit, algorithmische Vorurteile sowie Mitarbeiterakzeptanz sind dabei einige der Herausforderungen.

KI ist in der Lage, Vergütungsdaten zu analysieren, um faire und wettbewerbsfähige Vergütungsmodelle zu ermitteln und Prämien oder Gehaltserhöhungen individuell zu berechnen. Die mangelnde Lohntransparenz und Erklärbarkeit sind Hauptprobleme beim Einsatz dieser Technologie, aber notwendig, um das Vertrauen der Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten. KI kann Personalfachleuten zudem helfen, psychische und physische Gesundheitsprobleme von Mitarbeitenden besser zu erkennen. So sind Firmen besser in der Lage, vorbeugende Massnahmen zu ergreifen. Die Möglichkeiten von KI im betrieblichen Gesundheitsmanagement sind enorm: So kann die Technologie beispielsweise Schlafmuster, körperliche Aktivität und biometrische Daten analysieren, um Anzeichen von Stress oder Burnout zu erkennen. Die grössten Herausforderungen hängen mit der Vertraulichkeit sensibler Daten zusammen, aber auch mit dem möglichen Widerstand der Mitarbeitenden gegen den Einsatz dieser Technologie bei diesem sehr persönlichen Thema.

Fazit

Mit einem durchdachten und verantwortungsbewussten Ansatz können Unternehmen das Potenzial der KI ausschöpfen und sicherstellen, dass diese ethisch und nutzbringend für Einzelpersonen und Organisationen eingesetzt wird. Abschliessend ist zu bedenken, dass der Einsatz von KI einem echten HR-Zweck dienen muss und nicht der medialen Popularität dieser Technologie nachgeben darf.

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Bertrand Audrin ist Assistenzprofessor an der EHL Hospitality Business School. Seine Forschungsthemen konzentrieren sich auf die Digitalisierung und die damit verbundenen Transformationen für Organisationen, die HR-Funktion und die Mitarbeitenden.

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Justine Dima

Justine Dima ist ­Associate Professor an der Hochschule of Engineering and ­Management des Kantons Vaud (Heig-VD).

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