Daniel Dunkelmann, 18 Jahre
«Ich hatte einmal einen Chef, der weniger wusste als seine Mitarbeitenden. Das ist natürlich beängstigend. Von meinem künftigen Vorgesetzten erwarte ich, dass er streng ist und klare Grenzen und Ziele setzt. Dabei sollte er aber auch ein gewisses Verständnis für ausserordentliche Zwischenfälle haben. Und es ist wichtig, dass er keine zu konservative Linie fährt, was Ideenreichtum angeht, und flache Hierarchien schafft, damit man auch als einfacher Mitarbeiter zum Chef gehen kann. Er muss aber trotzdem klar der Chef sein. Ein Vorgesetzter sollte die Gratwanderung schaffen zwischen Respektsperson einerseits und Vertrauensperson andererseits, aber auf keinen Fall wie ein Kumpel sein.
Ich denke, unsere Generation ist stark auf Konsum ausgerichtet und weniger auf das Schaffen von Dingen. Aber wir haben eine immense Kreativität; das liegt auch daran, dass wir Zugang zu allen Medien und Informationen haben. Ausserdem glaube ich, dass meine Generation dazu neigt, Grenzen zu setzen, und nicht, Grenzen zu überschreiten, sobald wir im Erwachsenenalter sind. Das liegt daran, dass uns beim Heranwachsen oft keine Limits gesetzt wurden. Und ich glaube, dass wir wieder zu alten Werten zurückkehren.
Als Führungskraft wäre ich sehr strikt in puncto Pünktlichkeit, Benehmen und Umgangsformen, aber immer offen für Diskussionen. Denn bei Ideen und Träumen habe ich sehr weite Grenzen.»
Sereina Pfister, 20 Jahre
«Führungskräfte müssen wissen, was sie wollen. Sie müssen strikt sein und ihre Mitarbeitenden pushen, aber ohne sie unter Druck zu setzen. Zu viel Verständnis brauchen Führungskräfte nicht, das wird von manchen Mitarbeitern nur ausgenutzt.
Mir ist es wichtig, an einem Ort zu arbeiten, an dem ich meine eigene Meinung vertreten kann. Wenn ich einmal eine Führungsposition hätte, würde ich auf jeden Fall meine Mitarbeiter in alle Entscheidungen einbeziehen und nach ihren Vorschlägen fragen. Ich denke, dass sich die Leute damit wohl fühlen und dann auch besser arbeiten und bessere Ideen haben. Es braucht die Inputs und Meinungen von allen im Unternehmen. Ein Arbeiter, der seit zehn Jahren in einer Firma arbeitet, hat vielleicht eher eine Ahnung als jemand, der erst seit kurzer Zeit Chef ist.
Ansonsten glaube ich aber nicht, dass meine Generation die Arbeitswelt grossartig verändern wird, wir müssen uns ja auch anpassen. Aber ich denke, wir werden uns nicht mehr alles gefallen lassen und auch offener denken, und legen damit den Grundstein für die nachfolgende Generation, die dann wirklich was am System verändern kann.»
Grenzen im grenzenlosen Angebot
Die meisten der in Thun befragten Jugendlichen haben bereits ganz klare Vorstellungen davon, wie sie einmal geführt werden wollen und wie ihr eigener Führungsstil aussehen soll. Die befragten Schweizer Millennials suchen nach Vorbildern. Und sie suchen nach Grenzen in dem relativ grenzenlosen Angebot an Möglichkeiten, die sich ihnen bieten. Auch Zugänglichkeit und flache Hierarchien sind zentrale Themen: Doch Kumpeltypen als Chefs sind unerwünscht. Vielmehr wollen die Jugendlichen eine Vertrauensperson, an die sie sich jederzeit mit beruflichen Problemen wenden können und von der sie dann einerseits Verständnis, andererseits aber auch Strenge erwarten.