Langweiliges Personalmarketing? Bloss nicht!
Potenzielle Mitarbeitende auf amüsante, liebenswerte Art ansprechen – das ist wohl der Traum jedes Arbeitgebers. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein hat sich etwas Spezielles dafür ausgedacht. Ein Augenschein.
Personalmarketing mal ganz anders: dank persönlichen Einblicken potenzieller Arbeitskollegen in die Gegend. (Bild: iStock)
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein ist die zweitgrösste Behörde des Landes, in einem unscheinbaren Bau inmitten von Vaduz gelegen. «So manches Talent steckt uns vorschnell in die Stereotypenschublade mit der Aufschrift: Achtung Beamte», schmunzelt Personalchef Martin Schädler. Doch dieses Bild sei völlig verzerrt. «Sicher, wir sind eine Aufsichtsbehörde und als solche sind Seriosität und Glaubwürdigkeit wichtige Währungen. Das bedeutet aber nicht, dass wir deswegen steif und überkorrekt in miefigen Büros die Zeit absitzen.»
Die rund 120 Mitarbeitenden der FMA sind ein eingespieltes Team hoch spezialisierter Profis. Ihr Umgang untereinander ist unkompliziert, der Teamgeist ist spürbar gut. Und die FMA überrascht mit grosser Internationalität: Der enge Austausch mit den Aufsichtsbehörden anderer Länder macht Reisen zu den wichtigsten Finanzplätzen der Welt unumgänglich. Die Mitarbeitenden müssen entsprechend fachlich top und ihr Wissen auf dem neuesten Stand sein, um ihre Rolle wahrnehmen zu können.
Bildstarke Karriere-Website
Seit bald drei Jahren zeigt die FMA interessierten Talenten auf ihrer Karriere-Website, wer sie ist und was das Arbeiten bei der Liechtensteiner Behörde ausmacht. Dabei zeigt sie im wahrsten Sinne des Wortes Gesicht: Sie porträtiert die Menschen, die hier arbeiten und ihre Geschichten, teilweise mit Videos. Ausserdem werden gewisse Eindrücke aus dem Betriebsalltag auch auf Instagram ausgespielt und in die Website integriert. Der Auftritt ist also eher aussergewöhnlich für eine Behörde, und seit dem 9. März 2020 setzen die Personaler*innen noch einen drauf: mit einem Karriere-Reiseblog.
Der Standort als Vorteil
Der Arbeitsmarkt in Vaduz ist klein und die Nachfrage gross. «Darum müssen auch wir unsere Spezialisten*innen – Banker, Treuhänderinnen, Steuerexperten, Wirtschaftsprüfer und Juristinnen – überregional rekrutieren», sagt Martin Schädler. «Für Auswärtige spielen dabei nicht nur die Anstellungsbedingungen, der Umgang untereinander oder die Arbeitsinhalte eine wichtige Rolle, sondern auch der Arbeitsort.» Was das kleine Land und Vaduz zu bieten habe, sei vielen unbekannt. Doch wie soll dies potenziellen Arbeitnehmenden vermittelt werden? «Und so kamen wir auf die Idee eines Reiseführers.»
Die Ursprungsidee eines gedruckten Reiseführers musste aus Kostengründen schnell fallengelassen werden. Aber die Inhalte lassen sich auch mit einem Blog aufbereiten. Der Karriere-Reiseblog ist Storytelling pur. Er enthält die Geschichten von und über Mitarbeitende der FMA. Diese erzählen von ihren Lieblingsplätzen in und um Vaduz. Sie verraten, was sie in der Freizeit gerne unternehmen und welche Orte es ihnen angetan haben. Wo man gut essen und welche Fettnäpfchen man getrost auslassen kann. So erfährt man viel über Land und Leute und lernt gleichzeitig auch die künftigen Arbeitskollegen*innen kennen.
«Made with love» in Liechtenstein
«Unser Karriere-Reiseblog ist längst noch nicht fertig», sagt Chefbloggerin Annika Willi. Sie sucht die Geschichten aus, begleitet mit der Kamera ihre Kollegen*innen an die schönsten Plätze und schreibt dann die Stories. «Der Blog ist ‹made with love› in Liechtenstein», schmunzelt die studierte Germanistin. «Wir machen praktisch alles selber. Auch die Website haben wir selber aufgebaut.»
Die nun aufgeschaltete Version werde noch weiter wachsen und sich als Ganzes weiterentwickeln, sagt Annika Willi. «Wir beobachten, welche Themen performen, wie die Inhalte funktionieren und wie sie mit unserer Karriereseite zusammenspielen.» Ins gleiche Horn bläst auch Personalleiter Martin Schädler: «Wir sind ganz am Anfang eines Lernprozesses, aber wir wollten jetzt online gehen und sind gespannt, wie unser Projekt ankommt und wo wir noch feinjustieren müssen.»
Damit liefert die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein den Beweis, dass frische Ideen im Personalmarketing keine Frage des Geldes und der Ressourcen sind, sondern des Wollens.