Umfrage lebenslanges Lernen

Lebenslanges Lernen auf allen Kanälen

Vor allem in Grossunternehmen geht der Trend bei Aus- und Weiterbildung klar in Richtung Virtualisierung. Interaktive Lernformen graben dem «normalen» Unterricht zunehmend das Wasser ab. Deren Vorteile: zeitliche Flexibilität, selbstbestimmtes Lernen und bessere Kontrolle.

Grossunternehmen haben ihre betriebliche und berufliche Weiterbildung in den vergangenen Jahren stark professionalisiert. Sie ist heute nicht mehr nur ein Incentive für auserwählte Mitarbeitende, sondern ein fester Bestandteil des Unternehmensalltags und der -strategie. «Die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung aller Mitarbeitenden ist für uns der zentrale Erfolgsfaktor», betont Barbara Aeschlimann, Personalverantwortliche der Revisionsgesellschaft Ernst & Young in Zürich. «Und weil wir daran interessiert sind, unseren Mitarbeitenden eine möglichst massgeschneiderte Wissensvermittlung zu bieten, nutzen wir alle verfügbaren Lernformen.»

Blended Learning ist in Grossunternehmen bereits gelebte Realität

Gefragt sind didaktisch durchdachte Konzepte mit einem hohen Praxisbezug, damit das Gelernte möglichst rasch in den beruflichen Alltag übernommen werden kann. Dazu setzen die Firmen auf unterschiedliche Methoden und Konzepte. Blended Learning, der Mix aus verschiedenen Lernformen, ist für Grossunternehmen keine Zukunftsmusik mehr, sondern gelebte Realität. «Grundsätzlich lässt sich sagen, dass E-Learning für ein globales Unternehmen wie HP grösste Bedeutung hat und nicht mehr wegzudenken ist», sagt Birgit Weische Ryser, Director Human Resources bei Hewlett-Packard Schweiz. Die Kombination von E-Learning mit traditionellen Ausbildungsformen, so Weische Ryser, gelange bei HP sehr häufig zum Einsatz.

Diese Aussage ist wohl symptomatisch für die meisten international tätigen Firmen. Aber auch «nationale Grössen» wie die Migros setzen neben den klassischen Ausbildungsformen schon seit Jahren auf eine massgeschneiderte virtuelle Lernplattform. «Mit dieser ist es uns möglich, den Wissensstand der Kursteilnehmenden vor einem Seminar auszugleichen oder die Mitarbeitenden nach Abschluss einer Ausbildung, beim Transfer des Gelernten in die praktische Arbeit, zu unterstützen», erklärt Hans-Rudolf Castell, Leiter HR Management bei der Migros Gruppe. Beim Einsatz von Blended-Learning-Szenarien gehe es letztlich darum, den Spannungsbogen über eine Ausbildungsmassnahme zu stabilisieren und zu vergrössern.

Während webbasierte Tools in Grossfirmen zur Standardausrüstung für die betriebliche Aus- und Weiterbildung gehören, setzen Schweizer KMU noch immer vorwiegend auf die klassischen Formen des Lernens, in Form von Seminaren oder Kursen im Klassenzimmer. So erklärten Trisa, Weleda, Abacus oder auch Komax auf Anfrage, dass computerbasierte Lernformen im Moment noch kein Thema für sie seien und die Wissensvermittlung vorwiegend live erfolge. Was angesichts der Tatsache, dass gemäss einer empirischen Studie der ETH lediglich 11 Prozent der KMU eine strategische Weiterbildungsplanung betreiben, auch nicht weiter verwunderlich ist.

Ganz ausgedient hat der normale Unterricht aber auch bei den Grossunternehmen nicht. «Gerade für die Teamentwicklung sind die Präsenzveranstaltungen von grossem Vorteil», betont Tina Künzler, HR-Chefin der Panalpina Schweiz AG. «Networking ist für uns ein wichtiger Bestandteil der Weiterbildung.» Und der Versicherungskonzern Zurich macht gar eine klare Segmentierung. Gemäss HR-Chef Chris Dunkel wird E-Learning primär als Unterstützung bei Ausbildungsthemen wie beispielsweise Versicherungsfachwissen und Betriebswirtschaft eingesetzt. Für Verhaltens- oder Führungsschulungen setzt das Unternehmen aber meistens auf die reale Welt, sprich auf Seminare.

Egal welche Lernformen Unternehmen in Zukunft verwenden: Die aktive Gestaltung der betrieblichen Aus- und Weiterbildungskultur ist für die Zukunft matchentscheidend. Dies, um sowohl die besten Mitarbeiter als auch Marktanteile gewinnen zu können. Oder mit den Worten von Alexander Petsch, Geschäftsführer der auf Personalmessen spezialisierten Spring Messe GmbH, ausgedrückt: «Personalfachleute sind heute gefordert, individuell zugeschnittene Arbeitsmodelle und Plattformen für lebenslanges Lernen zur Verfügung zu stellen».

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