«Manager gibt es genügend, wir brauchen Führungspersönlichkeiten»
Die letzten Monate haben gezeigt, dass unsere Unternehmen und wohl auch unsere Gesellschaft neue Inputs brauchen. Wir benötigen vor allem Führung, die sich durch eine sensible Stärke über den Tellerrand hinaus auszeichnet. Dies umso mehr, wenn wir globale Einflüsse nutzen wollen, statt sie zu erleiden. Seit 2007 gibt es in Luzern einen MBA, der diesen notwendigen Wandel von Management zu Leadership für die globale Wirtschaft vollzieht.
Noch 2006 sollte diese Weiterbildung MBA Intercultural Management heissen. Das hatte sich jedoch schnell erledigt, als ein Personalentwickler einer grossen Zürcher Bank dazu meinte: «Manager gibt es genügend, was wir aber wirklich brauchen und was nicht aus-gebildet wird, sind Führungspersönlichkeiten.» So wurde das Programm erweitert umbenannt in «MBA Global Leadership & Intercultural Management (GL:IM)», das Leadership Development der neuen Art integrierend.
Zum Curriculum gehören zwei zentrale Entwicklungen und drei innovative Methoden:
Entwicklung 1: Management versus Leadership
Manager planen mit grosser Routine Produkte und Prozesse und sie errechnen gekonnt Umsatz, Kosten und Gewinn. Doch es braucht Leadership, um die Produkte und Prozesse mit Hilfe von anderen Menschen in eine dauerhafte Gewinnzone zu führen. Dennoch steht das allzu selten auf dem Lernmenü. Inzwischen ist Leadership für Unternehmen, die besser als der Durchschnitt sein oder die in schwierigen Zeiten überhaupt nur überleben wollen, keine A-la-carte-Option mehr, die in Frage kommt, wenn dem Gaumen mal der Sinn nach etwas Besonderem steht. Leadership-Entwicklung gehört mittlerweile auf das Blatt mit den täglichen nahrhaften Angeboten.
Nehmen wir einmal an, Ihr Unternehmen will einen neuen Markt erobern, seine Strukturen und Prozesse neuen Anforderungen anpassen, einer Krise trotzen oder sich neu ausrichten. Setzen Sie dann auf Management oder Leadership? – Sie brauchen gutes Management, um die Effizienz Ihrer Abläufe zu halten oder ein klein wenig zu steigern. Doch Sie brauchen Leadership, wenn Sie die Effektivität Ihrer Aktivitäten am Markt und im Wettbewerb erhöhen wollen (oder müssen). Diese Erfahrung machen gerade viele Unternehmen mit gutem konventionellem Management – und merken, dass ihnen und ihren Aktionären in dieser komplexen Situation eine kompetente und zugkräftige Führung fehlt.
Entwicklung 2: Fachspezialisten versus Führungspersönlichkeiten
Fachspezialisten sind genau wie Manager – notwendig, aber nicht ausreichend. Moderne Unternehmen benötigen selbstverständlich ihre sachlichen und methodischen Kenntnisse. Die eigentliche Schwierigkeit liegt aber in der Verknüpfung unterschiedlicher Spezialisten und ihrer Disziplinen. Dies gilt für Manager genauso wie für Techniker.
Um die Stärken der Spezialisten weiterhin zu nutzen und gleichzeitig ihre Schwächen auszugleichen, brauchen wir Führungskräfte, die durch ihre Persönlichkeit und gerade nicht durch ihre speziellen Fachkenntnisse wirken. Das heisst wir brauchen auch in der Managementausbildung nicht mehr Fachwissen sondern mehr Führungskompetenzen. Und diese Tatsache stellt grundlegende Herausforderungen an unser herkömmliches Bildungssystem, aber auch daran, wer befördert und wie entschieden wird oder nach welchen Kriterien Teams zusammengestellt werden.
Lösung 1: Transkulturelle Leadership
In wenigen Jahren werden bis zu 80 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts in internationalen Netzen erwirtschaftet. Hier wird die Fähigkeit, Abläufe und Kompetenzen flexibel und sensibel anzupassen, zum primären Erfolgstreiber.
Für die Aus- und Weiterbildung der entsprechenden Führungskräfte heisst dies, dass über «hard management skills» hinaus professionelle transkulturelle Leadership Skills kultiviert werden müssen. Hiervon profitieren Unternehmen zweifach. Sie können sich schnell auf die ungeschriebenen Gesetze fremder Märkte einstellen. Zugleich ist eine transkulturelle Kompetenz ideal geeignet, um die fachübergreifenden Abläufe daheim zu optimieren.
Lösung 2: Individuelle Kompetenzen anwenden
Global kompetente Führungspersönlichkeiten müssen mehr als lernen: Sie müssen lernen, zu lernen, und zwar permanent und immer mit dem Blick auf die nächste Wertschöpfung. Deshalb hat das dritte Modul dieses MBA auch keinen Lehrplan. Hier erhalten die Studenten im Rahmen eines realen Projekts ein (inhaltlich, methodisch und organisatorisch) individuelles Coaching durch «eigene» Experten aus einem globalen Netzwerk.
Lösung 3: Professoren statt Experten
All dies funktioniert mit typischen Professoren nicht. Auch wenn im MBA GL:IM teilweise weltberühmte Wissenschaftler lehren, verstehen und verhalten sie sich doch als Experten für reale Problemlösungen. Das heisst, nicht das Lehren steht im Vordergrund, sondern das Entdecken und Anwenden, nicht das Glauben von Weisheiten, sondern das Einnehmen und Kommunizieren einer eigenen Position, nicht das Geprüftwerden, sondern das Prüfen. Accelerated Learning statt universitärer Lehre.