Betriebliches Gesundheitsmanagement – Strategie

Massgeschreinerte Branchenlösung

«Holzbau Plus» ist das Gütesiegel für eine partnerschaftliche Unternehmenskultur in der Holzbaubranche. Dabei spielt auch das BGM eine wichtige Rolle. Interview mit Hans Rupli, Zentralpräsident von Holzbau Schweiz.

Herr Rupli, mit welchen Herausforderungen sieht sich Ihre Branche gegenwärtig konfrontiert?

Hans Rupli: Der Holzbau liegt stark im Trend, vor allem bei Neubauten und der energetischen Modernisierung von Gebäuden. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Klima- und Energiepolitik. Jeder dritte Umbau wird mit einer Holztragkonstruktion realisiert. In den letzten zehn Jahren hat die Branche rund 5000 Vollzeitstellen geschaffen. Diesem Wachstum gilt es mit genügend Fachkräften gerecht zu werden. Dem Generationenmanagement und der Nachwuchsförderung kommen eine grosse Bedeutung zu.

Was tut die Holzbaubranche gegen den Fach­kräftemangel?

Um ältere Mitarbeitende stärker zu binden und den Nachwuchs zu fördern, braucht es Arbeits- und Laufbahnmodelle, mit denen die individuelle Karriere gemeinsam mit dem Betrieb geplant werden kann. Wir engagieren uns zusammen mit den Sozialpartnern der Branche (Syna, Unia, Baukader Schweiz und KV Schweiz) für eine partnerschaftliche Unternehmenskultur und Personalführung. Diese stützt sich auf den Gesamtarbeitsvertrag Holzbau. Seit 2011 vergeben wir hierzu das Gütesiegel Holzbau Plus.

Holzbau Plus

Das 2011 ins Leben gerufene Gütesiegel der Holzbaubranche steht für eine partnerschaftliche Unternehmenskulturund Personalführung. Das Gütesiegel
erhält, wer über die grundlegenden Bestimmungen des GAV Holzbau hinaus eine erfolgs- und mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur umsetzt, die
auch BGM-Massnahmen umfasst. Bis heute wurden 24 Betriebe mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. www.holzbau-plus.ch

Holzbau Schweiz

Holzbau Schweiz ist der Arbeitgeberverband der Schweizer Holzbauunternehmungen und repräsentiert rund 1100 Mitglieder, die in der ganzen Schweiz
ansässig sind. www.holzbau-schweiz.ch

Was genau steht hinter dem Gütesiegel?

Die Vergabe basiert darauf, dass vom Betrieb einerseits die materiellen und formalen Bestimmungen des GAV Holzbau erfüllt werden und er sich andererseits für eine partnerschaftliche Weiterentwicklung der Unternehmenskultur einsetzt. Damit wollen wir die Wettbewerbsfähigkeit, die Leistungsfähigkeit und die Beschäftigungssicherung der ganzen Branche weiterführend und nachhaltig verbessern.

Wie profitiert eine Holzbauunternehmung vom Gütesiegel?

Damit der potenzielle Auftraggeber weiss, welcher Betrieb die gewünschte Leistung und Qualität bietet, braucht es ergänzend zum Angebotspreis weitere Entscheidungskriterien, die bei der Vergabe von Aufträgen hilfreich sind. Holzbau Plus verschafft den Zertifizierten einen Image- und Wettbewerbsvorteil. Es gewährleistet, dass ein Betrieb nicht nur die Bestimmungen des GAV Holzbau einhält, sondern auch alle anderen Komponenten moderner Unternehmenskultur pflegt, beispielsweise die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden, eine qualifizierte Kundenorientierung, Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden.

Neben dem Fachkräftemangel ist also auch die Mitarbeitergesundheit ein Branchenthema?

Selbstverständlich. Gesunde Mitarbeitende sind die Grundlage für einen erfolgreichen Betrieb. Darum ist es wichtig, vorausschauend Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu betreiben. Unter dem Dach Holzbau Vital werden seit diesem Jahr die beiden Branchenlösungen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (EKAS) sowie betriebliches Gesundheitsmanagement (Helsana) zusammengefasst. Damit ermöglichen wir auch kleinen Unternehmungen Zugang zu einem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Welche Szenarien sind hier denkbar?

Durch die aktive Begleitung und Unterstützung der Holzbauunternehmen und ein qualifiziertes Schulungsangebot wollen wir die Effektivität der Präventionsarbeit stärken. Bei individuellen Problemstellungen, wie zum Beispiel bei psychischen oder physischen Überbelastungen, können die Betriebe auf Wunsch durch ein spezifisches Case-Management-Angebot begleitet und unterstützt werden.

Wie werden die Kriterien von Holzbau Plus überprüft?

Bis zur Zertifizierung durchläuft ein Betrieb ein mehrstufiges Qualifizierungsverfahren. Geprüft wird zum einen, ob der GAV eingehalten wird. Zum anderen werden die immateriellen Aspekte betrachtet. Besondere Gewichtung erhält die Umsetzung einer partnerschaftlichen Unternehmenskultur und Mitarbeiterführung. Das wird in Form eines halbtägigen Audits im Betrieb überprüft. Das Fachgremium von Holzbau Plus entscheidet schliesslich über die Vergabe.

Was für Betriebe wurden bis dato ausgezeichnet?

Aktuell tragen 24 Betriebe das Gütesiegel. Darunter sind sowohl grössere Betriebe, die sich auch schon in der Vergangenheit für die Branche engagierten, als auch kleinere Firmen, die das Verfahren erfolgreich durchlaufen haben.

Zweimal im Jahr treffen sich die Zertifizierten. Wie wichtig sind diese Anlässe für die Unternehmen und die Branche?

Diese gut besuchten Branchenevents sind wichtig. Sie bieten eine Plattform, um sich mit Gleichgesinnten über aktuelle Themen und über die Umsetzung des Labels auszutauschen. Sie dienen aber auch der Weiterentwicklung des GAV und sind Gradmesser für den Bedarf an Schulungen oder anderen Hilfsmitteln.

Wie sehen Sie die Zukunft des Gütesiegels?

Aktuell läuft der Prozess für die Rezertifizierung jener Betriebe, die als erste das Gütesiegel erhalten haben. Zudem werden im Herbst neue Holzbauunternehmungen ausgezeichnet. Wir gehen von fünf bis sechs neuen Betrieben aus, die das Siegel ab 2015 tragen dürfen. Das Label wird sich in den kommenden Jahren als wichtiges Entscheidungskriterium für Bauherren wie auch für Mitarbeitende bei der Wahl eines passenden Holzbaubetriebs etablieren. Davon sind wir überzeugt.

Gesunde Unternehmen brauchen gesunde Mitarbeitende

Unter diesem Titel referiert Hans Rupli, Zentralpräsident von Holzbau Schweiz, an der nationalen Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung. Dort erfahren Sie mehr über das Thema «Gütesiegel der Holzbaubranche».

Ort: Universität Fribourg
Datum und Zeit: 3. September 2014, 11.45 Uhr
Infos: gesundheitsfoerderung.ch/tagung

 

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